Drachengasse 13, Band 03
ein“, erwiderte Sando mit einem breiten Grinsen. Dann breitete er die Arme aus. „Was machen wir als Nächstes?“
Tomrin sah auf. „Wir bedienen uns. Schau mal, dort hinten!“
Sando folgte seinem ausgestreckten Arm mit dem Blick. Am anderen Ende des Raumes schwangen sich gerade zwei Versorger mit Holzeimern voller Gelee von einer Wabe zur anderen. Überall gossen sie ein paar Schlucke der zähen Flüssigkeit in die Waben. „Lass mich raten: Wir stehlen ihnen zwei volle Eimer und streichen das Erz in unserem Versteck durch ein Sieb?“
Tomrin schlug ihm auf die Schulter. „Stehlen, Sando?“, sagte er mit gespieltem Tadel. „Manchmal kannst du deine Zeit als Straßenkind und Taschendieb einfach nicht verleugnen.“
Nun musste selbst Sando lachen. Jedem anderen hätte er es übel genommen, wenn er Scherze über sein Leben in den Straßen des Hafenviertels gemacht hätte. Doch bei Tomrin und Hanissa wusste er, wie diese gemeint waren: als liebevolle Stichelei.
„Geh voran, Meisterdieb“, sagte Tomrin und deutete eine Verbeugung an. „Dein Publikum erwartet dich.“
„Und dein Gesicht hoffentlich schon meine Faust, du Schwätzer“, schimpfte Sando vergnügt und boxte seinen Freund in die Seite. Dann hielt er inne. Seltsam, dass sie trotz der ernsten Lage hier so herumalberten!
„Liegt das am Gelee?“, fragte Tomrin. Er schien Sando die Gedanken an der Nasenspitze abzulesen. „Macht dieses glibberig-klebrige Zeug einen fröhlich, wenn man es zu sich nimmt?“
„Oder in ihm badet?“, ergänzte Sando. Das würde einiges erklären. Pip kam herbeigeflattert und setzte sich auf seine Schulter. „Na, Kleine? Hast du mal geschaut, wo wir die schönsten Eimer finden? Nissa braucht ihre Zauberzutat.“
Die bellurische Spürechse sah ihn gewohnt liebevoll an – keckerte dann aber unwillig.
„Mir scheint, du stinkst ihr zu sehr nach Gelee“, sagte Tomrin lachend.
„Und du hast zu viel davon verschluckt, du Witzbold.“
Kurz darauf durchquerten sie die Brutkammer und erreichten die Gelee-Eimer, die unten am Fuß der Wabenwände standen. Hin und wieder griff ein Versorger nach einem der Behältnisse oder reichte ein leeres an einen anderen Versorger weiter, der dieses dann wieder auffüllte. Pip und die Jungen schienen die Wesen nicht im Geringsten zu kümmern.
„Zwei Stück?“, fragte Sando und drehte sich zu Tomrin um.
„Sollte genügen“, fand dieser. „Schau nur, wie viel von diesen Schwefelkiesbrocken in der Brühe herumschwimmen. Mehr als zwei Eimer werden wir nicht brauchen, um Nissas Zeug zu besorgen.“
„Na dann“, sagte Sando, bückte sich und reichte dem Hauptmannssohn einen. „Du einen, ich einen. Und Pip findet heraus, wie wir hier unbemerkt rauskommen.“
Die Spürechse trällerte sorglos vor sich hin und sah ihn an.
„Du weißt, was das heißt, oder?“, prustete Tomrin los.
Sando grinste. „Klar. Kinderkram.“
Kapitel 10
Die schreckliche Wahrheit
Kurz darauf hatten sich Hanissa, Tomrin, Sando, Quox, Fleck und Pip wieder in dem kleinen Versteck zusammengefunden. Stolz stellten die Jungen zwei hölzerne Eimer auf den Boden, in denen gelbliches Gelee schwappte. Kleine Bröckchen Lebereisenerz schwammen darin. Auch ihre Kleidung und ihre Haare waren voller Glibber.
„Was ist denn mit euch passiert?“, entfuhr es Hanissa. Sie riss die Augen auf.
Tomrin grinste. „Nichts, womit wir nicht fertig geworden wären. Wir hatten eine kleine Begegnung mit den Xix.“ Mehr sagte er dazu nicht.
„Aha.“ Hanissa legte ihre eigenen Errungenschaften neben die Eimer, sodass der Raum nun beinahe wie eine kleine Alchemistenküche aussah. Zufrieden rieb sie sich die Hände. „Wunderbar. Jetzt fehlt uns nur noch das Eisenpulver.“
„Ich dachte, das wolltet ihr beschaffen“, bemerkte Tomrin.
Hanissa verzog das Gesicht. „Es war keins mehr da. Aber es gibt noch eine Möglichkeit. Reich mir mal dein Schwert.“ Sie streckte die Hand aus.
„Wozu?“, wollte Tomrin wissen, nahm es aber vom Rücken.
„Ich brauche es für den Findezauber“, erklärte Hanissa und zückte die Feile, die Quox ihr gegeben hatte.
Die Augen des Hauptmannssohns wurden groß, und er zog das Schwert, das er ihr bereits hingehalten hatte, wieder an die Brust zurück. „He, Moment mal! Du willst doch nicht etwa an meinem Schwert herumfeilen?“
„Wir brauchen Eisenpulver, sonst können wir den Findezauber nicht durchführen“, entgegnete Hanissa. „Es tut mir leid, aber es gibt keine andere
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