Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachengasse 13, Band 04

Drachengasse 13, Band 04

Titel: Drachengasse 13, Band 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
Vom Netzwerk:
rücksichtsloser Wildheit ihren Weg von Tomrin zu Sando. Der schrie entsetzt auf.
    Die Plane flog beiseite. Eine eiskalte, starke Hand packte Hanissa an den roten Haaren und zerrte sie auf die Füße. Sie verlor abermals den Bodenkontakt. Der Geist hob sie hoch und schubste sie durch das offen stehende Fenster ins Wohnzimmer.
    Kaum drinnen angekommen, sprang Hanissa auf und hob abwehrend die Arme. „Was wollt ihr?“, fauchte sie. „Lasst uns gefälligst in Ruhe. Wir haben euch nichts getan.“
    Es kicherte wieder. „Wir tun nur unsere Arbeit“, erklang eine bösartige Stimme.
    Hanissas Knie wurden weich. Sie hätte nie gedacht, dass sie einmal einem Geistersöldner gegenüberstehen würde. „Und welche Arbeit ist das?“
    Ein Messer erhob sich vom Tisch in der Raumesmitte und schwebte plötzlich keine zwei Fingerbreit vor ihrer Nase. „Dafür zu sorgen, dass ihr bleibt, wo ihr seid“, knurrte der Geist, der es führte. „Diesmal wirklich.“
    „Loslassen, sag ich. Sofort loslassen“, erklang draußen neues Geschrei. Aus dem Augenwinkel sah Hanissa, wie die Plane vor dem Fenster abermals beiseite gezogen wurde. Dann erschien Tomrin auf der Fensterbank. Sein Gesicht war blutüberströmt und bleich, doch in seinen Augen funkelten Trotz und Widerstand. Ein schemenhaftes Wesen, kaum mehr als ein mannshohes grünliches Leuchten, hatte ihn am Kragen gepackt und stieß ihn nun durch die Öffnung ins Haus. Kurz darauf folgte Sando ähnlich unfreiwillig.
    Jetzt! , erkannte Hanissa ihre Gelegenheit. Sie nutzte die kurze Ablenkung, um sich vorsichtig dem Tisch zu nähern.
    Die Ankunft des zweiten Geistes ließ auch den ersten seine Unsichtbarkeit aufgeben. Binnen eines Sekundenbruchteils schwebten zwei grünliche Lichtwesen vor den drei Freunden durch den Raum. Ihre Körper erinnerten vage an Skelette in Rüstungen.
    „In Ordnung“, schnarrte der zweite Geistersöldner und zauberte ein paar Seile aus dem Nichts hervor. „Macht es uns nicht schwerer als nötig, Kinder. Wehrt euch nicht, während wir euch fesseln und in den Keller tragen, dann wird euch nichts geschehen. Wenn ihr Widerstand leistet, bekommt ihr unseren Zorn zu spüren. Alles klar?“
    „Niemals“, brauste Tomrin auf. „Wir ergeben uns nicht kampflos … “
    „Er hat recht, Tomrin“, unterbrach Hanissa ihn. „Wir haben verloren. Wir sollten gehorchen.“
    Ungläubig starrte der Hauptmannssohn sie an.
    Bitte , dachte sie flehentlich. Bitte begreife, was ich vorhabe. Du musst sie ablenken, nur für einen Moment.
    Sando schien schneller zu verstehen. „Komm“, sagte er, drehte den Geistern den Rücken zu und streckte ihnen seine Hände hin. „Bevor noch Schlimmeres geschieht.“
    Es dauerte noch einen Augenblick, bis Tomrin endlich mitspielte. „Also gut“, murmelte er so zerknirscht, wie er nur konnte.
    Die Geistersöldner schwebten auf sie zu, um ihr schändliches Werk zu beginnen. Das war die Chance, auf die Hanissa gehofft hatte. Blitzschnell trat sie an den Tisch und griff sich die abgewetzte Ausgabe von Geister bannen mit Magister Huibur . Erst vor zwei Tagen hatte sie das dünne Büchlein in der Bibliothek der Magischen Universität „ausgeliehen“.
    Sie schlug es auf und begann hektisch zu blättern. Seite acht , ging es ihr durch den Kopf. Bitte. Es muss auf Seite acht gewesen sein. Sie musste alles auf eine Karte setzen. Wenn es misslang, war das Spiel aus – ein für alle Mal.
    „He, was machst du da?“, wollte der eine Geistersöldner wissen. „Leg sofort das Buch weg!“ Drohend glitt er auf sie zu.
    Doch er war zu langsam. Schon fiel Hanissas Blick auf den Zauberspruch, den sie brauchte. Ohne nachzudenken, öffnete sie den Mund und las ihn laut vor: „Geister, die ihr vor uns steht, Söldner von jenseits der Schwelle … “
    Die Geistersöldner zuckten zusammen. Dann kreischten sie und wanden sich wie Kobolde, die jemand in einen Badezuber stecken wollte. Stricke und Messer entglitten ihren Händen und landeten auf dem Boden.
    „… seid vertrieben und verweht“, fuhr Hanissa fort. „Und das auf der Stelle!“
    Mit einem Mal schien sich ein Wirbelsturm im Zimmer zusammenzubrauen. Schneidender Wind fuhr durch den Raum, zog den Freunden an Haaren und Kleidung. Die Asche im Kamin wurde in die Höhe geweht, und einige der Zauberutensilien flogen vom Tisch. Die Geistersöldner kreischten und zeterten und verloren sekündlich an Leuchtkraft und Größe.
    Hanissa handelte schnell. „Tomrin!“, rief sie ihm zu. Er stand dem

Weitere Kostenlose Bücher