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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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als die alles entscheidende Fragen in diesem dreckigen Puzzle.«

XV
     
    Wir blieben noch die Nacht über in Dänemark und fuhren erst am nächsten Morgen nach Hause. Das heißt, Harry fuhr, und ich döste auf dem Beifahrersitz so vor mich hin. Wir sprachen kaum ein Wort, was keineswegs daran lag, dass wir miteinander haderten, sondern daran, dass zunächst alles gesagt worden war.
    Er setzte mich vor dem Haupthaus ab, erkundigte sich fürsorglich, ob ich noch etwas benötigte, was ich verneinte, und machte sich umgehend vom Acker. In meiner Villa riss ich als Erstes die Fenster auf und kochte mir einen Tee. Dabei schaute ich nach Gustav und Hannelore, denen mein ramponiertes Antlitz am Heck ihres Panzers vorbeiging, und plauderte eine Runde mit Silvia, deren Mopp heute irgendwie verrutscht wirkte. Ich tätschelte ihr die breite Stirn, beneidete sie dabei zum x-ten Mal um ihre langen dunklen Wimpern und ließ mich anschließend so vorsichtig wie eine alte Frau mit Gicht, Arthritis und Rheuma in sämtlichen Gliedern auf meiner Gartenbank nieder.
    Tja, und was nun, Hemlokk? Die Frage war mehr als berechtigt, denn Greta und ihrem Schläger – ich weigerte mich nach wie vor mit aller Macht, dabei an Thomas zu denken – war nicht am Zeug zu flicken, dafür hatte ich zu wenig Beweise. Genau genommen besaß ich momentan sogar nicht einmal den Hauch eines solchen, mit dem ich eine offizielle Stelle auch nur ansatzweise hätte beeindrucken oder gar zum Eingreifen veranlassen können. Doch akut gefährdet war ja auch niemand, weil sich mittlerweile kein wehrloses Wesen mehr in Gretas Nähe aufhielt. Marga? Die zählte zu den Kämpfernaturen, da reichte es, wenn ich sie beizeiten über meinen Verdacht informierte. Almuth Pomerenke wusste seit Langem Bescheid und hatte sich selbst in Sicherheit gebracht, und Thomas … war ein Fall für sich.
    Eine Amsel zog voller Hingabe an einem saftigen Regenwurm, und mir fiel auf, dass ich Hunger hatte. Also erhob ich mich mühsam und durchforstete meinen Vorratsschrank nach etwas Essbarem. Milchreis. Mit Zimt und Zucker. Keine kulinarische Krönung, aber es machte satt. Und mehr interessierte mich in der Nach-Thomas-Ära nicht.
    Dabei hatte es mit uns beiden so verheißungsvoll angefangen. Und jetzt stand zu befürchten, dass möglicherweise alles nur Trick, Täuschung und Tarnung gewesen war. Ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen traten und musste doch über diese Häufung von T-Wörtern lachen. Ich hatte gar nicht gewusst, dass auf diesem Buchstaben ein Fluch lastete. Der Trauer-, Todes- oder Tsicksals-Fluch wahrscheinlich.
    Ich schaufelte noch etwas Reis in mich hinein und beschloss angesichts des milden und sonnigen Abends, mich eine Weile rauszusetzen, damit ich jedenfalls ein bisschen zur Ruhe kam, bevor ich ins Bett wankte und mich vermutlich trotzdem hin und her wälzen würde wie eine rotierende Turbine.
    Kaum hatte ich mich gesetzt, hüpfte ein Eichhörnchen mit hohen Sprüngen den Weg vom Haupthaus auf meine Villa zu. Sein Bauch war weiß, das übrige Fell rehbraun, und die Sonne schien durch die Büschel an seinen Ohren. Es machte einen enorm beschäftigten Eindruck, scharrte hier, grub dort, sauste einen Baumstamm hoch, rauschte an der anderen Seite wieder hinunter, bis es mit einem keckernden Geräusch über Silvias Wiese fegte und damit aus meinem Blickfeld entschwand. Ich hatte keine Ahnung, wodurch es vertrieben worden war. Doch alt würde es bei diesem hektischen Lebensstil sicher nicht werden. Das war mal gewiss.
    Morgen würde ich die Sache endgültig zu Ende bringen und Greta zur Rede stellen. Wegen Hauke. Aber auch wegen Thomas. Das, fand ich, war ich mir und uns schuldig. Auch wenn ich im hintersten Winkel meines Herzens tatsächlich insgeheim befürchtete, dass er ein Gauner sein könnte, der mich nach Strich und Faden betrogen und zusammengeschlagen hatte, wie Harry meinte. Doch auch wenn es so war – dann half es nichts. Dann musste ich mich dem stellen.
    Ach Thomas, seufzte ich zu Silvia hinüber. Ich mochte ihn, weil er ohne Umstände fragen konnte, wenn er etwas nicht wusste. Weil er bei Regen nicht total blödsinnig ohne Schutz durch die Gegend rannte wie der gemeine Mann. Weil ich mit ihm reden und auf das Schönste kuscheln konnte. Weil er ein ernsthafter Mensch war und kein Abziehbild von irgendetwas. Und weil er bestimmt nichts mit Greta zu tun und Harry sich das alles bloß ausgedacht hatte! Ich heulte hemmungslos.
    Was er wohl jetzt von

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