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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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hat sich völlig blödsinnig über meinen Beruf aufgeregt, bis er schließlich gehen konnte. »Das ist doch gar nicht so wichtig«, befand ich störrisch.
    »Ich denke schon, dass es das ist«, sagte Harry in diesem besänftigenden Krankenzimmerton, der einem erst so richtig klarmacht, dass man am Abgrund steht, »und es muss irgendwie mit Greta zusammenhängen.«
    Na, so ein Schlaumeier! Darauf wäre ich selbst wirklich nie gekommen! »Und wie?«, fragte ich aggressiv, während ein Lachsstück in meinem Verdauungsorgan einen astreinen Looping vollführte.
    Harry zögerte, bevor er vorsichtig meinte: »Na ja, vielleicht ist er ihr Halbbruder, ihr Cousin oder so etwas oder … äh … auch nicht.«
    Das schien mir nun doch etwas weit hergeholt. Wenn Greta und Thomas verbandelt waren, dann bestimmt nicht auf der verwandtschaftlichen Schiene. Allerdings hatte ich einen verdammt schalen Geschmack im Mund, der auch nach einem kräftigen Schluck Kaffee nicht verschwinden wollte.
    Aber Thomas als Täter, der mich verdrosch und bedrohte? Nein, ich konnte es mir nicht vorstellen. So ein Typ war er nicht. Dafür war er einfach zu bieder und zu lieb. Und außerdem wäre er dann doch nicht heute Morgen mit Champagner und einer ganzen Lachsseite aufgetaucht. Oder war das bereits gestern gewesen? Ich wusste es nicht so genau.
    »Er wollte eben sehen, was er angerichtet hat«, meinte Harry kurz. Seine Fähigkeit, meine Gedanken lesen zu können, war wirklich phänomenal bis unheimlich. »Jedenfalls wäre das ein Erklärungsansatz.«
    »Das kann ich nicht glauben«, erwiderte ich schwach. Und dann fiel mir völlig unvermutet wieder ein, dass Greta zwar bei dem Anruf neben mir gestanden hatte, Thomas dagegen kurz vorher nach Schönberg gedüst war, um Sekt für den Einzug zu besorgen. Offiziell. »Ach Mist«, hörte ich mich murmeln, während ich gleichzeitig anfing zu zittern, als umrundete ich Grönland auf einer Eisscholle ohne Socken und Regencape. Schock. Eindeutig.
    »Moment, ich hole dir eine Decke«, bot Harry an. Ich nickte klappernd. Und nachdem er mich fest eingewickelt hatte, ging es mir tatsächlich besser. Doch nur ein bisschen.
    »Aber warum, Herrgott noch mal?«, presste ich immer wieder fassungslos hervor. »Das macht doch alles überhaupt keinen Sinn. Gretas Verhalten ja, natürlich, aber Thomas? Wie passt der zu dem Ganzen? Ich sehe das einfach nicht.«
    Harry, der nach der Deckenaktion am Fenster stehen geblieben war, tänzelte dermaßen vorsichtig um mich herum, dass ich ganz nervös wurde.
    »Nun benimm dich doch nicht wie ein werdender Vater vor der Kreißsaaltür«, herrschte ich ihn schließlich an, »rede endlich Klartext, Mensch!«
    Und das tat er. »Sexuelle und emotionale Hörigkeit würde ich vermuten.«
    Wumm. Ich würgte und japste nach Luft, was bei meinen lädierten Rippen verflixt wehtat. Doch das war mir in diesem Moment fast egal. Ich hatte es ja wissen wollen. Harry traf ausnahmsweise nicht einmal der Hauch von Schuld an meinem desolaten Zustand.
    »Du meinst«, interpretierte ich seine Worte nach einer ganzen Weile mit kraftloser Stimme, »er macht, was sie will, ohne allzu viel nachzufragen?«
    »Es ist die einzige Erklärung, die mir einfällt, um den Breitschedt bei dieser unappetitlichen Sache sinnvoll ins Spiel zu bringen, ja.«
    Ich fing an hysterisch zu lachen. »Der Gierke« grüßt »den Breitschedt«. Wenn das nun nicht wirklich saukomisch war. Das musste ich Marga erzählen. Es –
    »Hemlokk!«
    Ich lachte weiter.
    »Hanna! Hör auf!«
    Das tat ich nicht, das heißt, ich wollte schon, aber es funktionierte nicht, bis Harry anfing, mich sanft zu rütteln, was mich augenblicklich zur Räson brachte. »Geht’s wieder?«, erkundigte er sich besorgt. »Wenn du möchtest, kannst du natürlich auch … also, heul doch, mich stört es nicht, wollte ich sagen. Es ist ja auch ein ziemlicher Schock, wenn man erkennen muss, dass der Lover ein mieses Schwein ist.«
    Derart einfühlsame Worte hatte ich gebraucht. Ich rang mir sogar ein Grinsen ab, bevor ich ihn mit einem lauten »Nicht nötig« beruhigte.
    »Schön. Wie du meinst. Du bist den beiden, das heißt natürlich vor allen Dingen Greta, einfach zu nahe gekommen, Hemlokk. Sie hatte Angst, dass du sie durchschaust. Und als Thomas ihr von deinem Verdacht mit diesem Syndrom berichtete, befahl sie dem … öh … ihm umgehend, dir eine Abreibung zu verpassen und dich zu verwarnen.«
    »Aber er war es nicht«, beharrte ich

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