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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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nicht einmal eine Woche miteinander ausgehalten, und schon behandelte mich dieser Mensch wie ein Mitglied seiner Ex-Familie. Aber nicht mit mir, Herr Dr. Thomas. Nicht mit mir! Ich war eine Hemlokk und würde das mein Leben lang bleiben – daran würden alle Sarahs, Lenas und Thomase dieser Welt nichts ändern.
    Den ganzen Tag über wuselte ich wie ein falscher Fuffziger in der Gegend herum, fing etwas an, brachte es jedoch nicht zu Ende, ging verbissen am See spazieren, doch er langweilte mich, was praktisch noch nie der Fall gewesen war. Der Mann hatte mich und meinen Magen völlig durcheinandergebracht. Ich verspürte keinen Hunger und mümmelte zur Abendbrotzeit lediglich aus Vernunftgründen auf einer trockenen Scheibe Graubrot herum. Gegen acht strich ich endgültig die Segel und schaltete den Fernseher ein. »Air Force One« mit einem permanent hin- und herhechtenden und dabei alle Bürden dieser Welt tragenden Harrison Ford lief, was genau das Richtige für mich war: Simple Handlung, eine ordentliche Portion Held, und am Ende löst sich alles in Wohlgefallen auf.
    Am nächsten Morgen ging es mir etwas besser. Geschlafen hatte ich zwar nicht allzu gut, aber allein der zeitliche Abstand half, um die Fasson jedenfalls ansatzweise wiederzugewinnen.
    Dann war ich eben aus Thomas’ Perspektive reichlich neben der Spur. Sei’s drum. Ich hielt ihn ja zeitweise auch für einen Schläger und Mörder. Doch was ich aus der Episode gelernt hatte, war, dass ich Greta keinesfalls unterschätzen sollte. Sie war zwar krank, aber das hinderte sie offensichtlich nicht daran zu intrigieren, was das Zeug hielt. Sie wusste jedenfalls ihre Karten vorzüglichst auszuspielen. Und das sollte ich tunlichst im Hinterkopf behalten, wenn ich weiter ermittelte. Denn genau dies hatte ich vor. Greta war schließlich noch nicht überführt, mir fehlten die schlagkräftigen Beweise – was sich allerdings ändern ließ, wenn ich Marga dazu überreden konnte, mir zu helfen.
    Unwillkürlich suchten meine Augen die Wanze, die friedlich auf dem Tisch vor sich hinschlummerte und nur darauf wartete, reaktiviert zu werden. Sie war ihr Geld wirklich wert. Und wenn Marga sie unauffällig in Gretas Wohnung anbrachte, würde es sicher nicht mehr allzu lange dauern, bis ich wusste, wer der Komplize der ach so armen, bemitleidenswerten Frau war. Und dann würde ich dem Jungen – oder dem Mädel – einmal tüchtig auf den Zahn fühlen. Angesichts solcher Möglichkeiten fühlte ich mich gleich ein wenig besser und vor allen Dingen tatendurstiger.
    Marga, das hatte sie mir letzte Woche erzählt, protestierte heute erneut im Holm, einer Siebzigerjahre-Betonschönheit aus Apartmentblocks und einem Hochhaus, wie man sie damals mit stürmischer Begeisterung und ungebrochenem Fortschrittsglauben auf die Äcker gepflanzt und dies für das architektonische Nonplusultra schlechthin gehalten hatte. Momentan residiert in dem Ding eine Rehaklinik, die Waben in den achtzehn bis zwanzig Stockwerken sind an Privatleute verkauft, in den oberen Etagen hat sich ein Tagungshotel breitgemacht, und überall wird an Touristen vermietet. Ich bin ja trotz meines Jobs als Romanzenqueen keine eingefleischte Royalistin, aber in dieser Hinsicht halte ich es ganz mit Prinz Charles, der da meint, dass es durchaus ansprechendere Architekturstile gäbe. Recht hat der Mann.
    Marga war tatsächlich in pädagogischer Mission unterwegs und stand mit ihrem Plakat exakt in der Mitte des Innenhofs, der vom Hochhaus auf der einen und Geschäften in Niedrigbauten auf der anderen Seite begrenzt wurde. In den Läden konnte man unter anderem so erlesene Sachen wie blitzende Kugeln mit Täubchen drauf erwerben. Viel war jetzt am späten Vormittag allerdings nicht los; ein paar Bummelanten schlenderten gelangweilt an den Auslagen vorbei, ein paar andere tranken Tee, Cappuccino oder irgendwelche Latte im Café. Alles in allem wirkte es ziemlich trostlos. Die Masse der Touristen nutzte offenbar das gute Wetter und war wohl mit Sack und Pack Richtung Strand gezogen.
    Ich schlenderte auf meine Freundin zu. Sie trug ihren Backbord-Steuerbord-Hut, das heißt, er war farblich längs geteilt, grün auf der einen, rot auf der anderen Seite, und verlieh ihr etwas von Rumpelstilzchen, zumal sie ihn auch noch geknautscht hatte. Doch er erregte garantiert Aufmerksamkeit, und darum ging es schließlich beim Protestieren, wie ich mittlerweile gelernt hatte.
    »Moin«, grüßte ich und stellte mich neben sie,

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