DrachenHatz

einer Weile knapp.
    »Meine Schuld«, erwiderte ich ebenso knapp. Und das war es ja auch.
    Der Abschleppwagen mit dem blauen Ford im Gepäck rumpelte jetzt auf einen Hof, auf dem sich die Alt- und Unfallautos nur so stapelten. Es rostete und rottete, dass es eine Pracht war, verströmte dabei jedoch alles in allem einen durchaus morbiden Charme.
    Harry bremste vor dem Tor ab. »Und was jetzt, Boss?«
    »Warten wir einen Augenblick, bis die Jungs zum Mittag gehen, und schleichen uns dann rasch aufs Gelände.«
    Harry deutete stumm auf zwei ziemlich große, friedlich in der Frühsommersonne vor sich hindösende Schäferhunde, neben denen der Abschlepper geparkt hatte. »Also, ich muss ganz sicher draußen bleiben«, meinte er nur trocken.
    »Feigling«, schimpfte ich erbost, um nach kurzem Innehalten zuzugeben: »Na ja, vielleicht bin ich auch einer.« Nach diesem profunden Statement öffnete ich die Tür und stieg aus. »Komm. Dann muss es eben so gehen.«
    Ich packte meinen Rucksack mit dem Schraubenzieher fester und kontrollierte noch einmal, ob ich auch wirklich in Windeseile an den Briefumschlag für die Lacksplitter herankam. Danach schlenderten wir auf das Gelände, ein harmloses, etwas unbedarftes Paar, das sich lediglich einmal umsehen wollte.
    »Du interessierst dich für Autos und willst ein neues altes kaufen«, instruierte ich meinen Partner, während wir uns langsam auf die windschiefe Bretterbude zubewegten, die wohl den Firmensitz beherbergte, denn dort saß ein Mann vor einem Computer und beobachtete uns unauffällig. »Fachsimple ein bisschen, so von Kerl zu Kerl, du weißt schon, also –«
    »Größer, dicker, länger, schon kapiert, Hemlokk.«
    »Sehr schön«, lobte ich ihn, »und ich werde in der Zeit gelangweilt herumwandern. Ganz deplatzierte Frau in technischem Umfeld. Was ist denn?«
    »Na ja«, meinte Harry zweifelnd. »So richtig toll finde ich den Plan nicht.«
    »Aber er funktioniert, wenn du deine Sache richtig machst«, entgegnete ich würdevoll.
    Die Bretterbude beherbergte außer dem vermuteten Boss noch zwei gerstenschlanke Männer, die dort in dickstem Zigarettenqualm auf zerschlissenen Sesseln hockten und Cola aus Dosen nuckelten. Aus dem Radio quäkte einer dieser ewig gut gelaunten Moderatoren mit irgendeiner Nachricht, die keine war, und der Pinup-Kalender hing direkt über dem mit einer satten bräunlichen Schmierschicht überzogenen Computer. Ich fragte mich kurz, ob die Jungs echt waren oder auf den Regisseur warteten.
    Einer rülpste verhalten. Sie waren echt.
    »Moin allerseits«, grüßte Harry lässig.
    Man nickte ihm zu.
    »Ich suche ein Auto. Mit ein bisschen was unter der Haube, aber nicht zu teuer«, fuhr er auftragsgemäß fort. »Und es muss natürlich –«
    »Ach Schatz«, flötete ich und berührte ihn leicht am Arm, »ich schaue mir draußen ein bisschen die Hunde an, ja? Sie tun doch nichts?«, wandte ich mich an den tonnenförmigen Typen, der auf dem Chefsessel thronte.
    »Lieschen und Brutus?«, grinste er, ganz Macho gegenüber dem ängstlichen kleinen Frauchen. »Nie im Leben. Ich würde allerdings trotzdem vorsichtig sein.«
    »Ja«, hauchte ich und entschwand. Vielleicht trafen wir uns unter anderen Umständen einmal wieder. Dann würde ich Klartext mit diesem Herrchen reden.
    Das zumindest namentlich so ungleiche Hundegespann lag immer noch in der Sonne, beobachtete mich jedoch mit wachen blanken Äuglein. »Hallo, Lieschen«, grüßte ich höflich und blickte vorsichtshalber keinen von beiden an, »hallo, Brutus.« Im Liegen war es halt schwierig zu bestimmen, wer Männlein und wer Weiblein war. Die strahlend weißen Zahnreihen mit den vier prachtvollen Reißerchen gaben darauf jedenfalls keinen Hinweis. Sie wirkten bei beiden Viechern gleich unangenehm intakt.
    Das Hundeteam reagierte nicht auf meine ebenso formvollendete wie politisch korrekte Ansprache, und ich schob mich vorsichtig näher an das Objekt meiner Begierde heran. Der Kühler, stellte ich mit einem raschen Blick fest, war vorn eingedellt. Todsicher war das bei Rolfi-Babys halsbrecherischer Flucht vom Plattmann’schen Hof passiert. Die Kiste war jedenfalls Totalschaden, sonst stünde sie nicht hier. Unauffällig linste ich ins Innere. Kein Blut. Offensichtlich hatte er sich bei seinen diversen Kollisionen nicht verletzt.
    Ich fummelte in meinem Rucksack nach Schraubenzieher und Briefumschlag. Wenn mich die Kombo in der Bretterbude damit erwischte, hielt die mich bestimmt für eine