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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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Hausflur erfüllte, war tief, sehr tief, bis es mir schließlich gelang, in meinem gelassensten Tonfall »Brosche?« zu bemerken.
    »Ja, und –«
    »Du bist so ein Idiot, Rolf Verdoehl! Eine Niete, ein Trottel und kompletter Versager.« Bettina wirkte plötzlich sehr müde. Ich verstand sie, denn sie hatte zweifellos recht. Ihn verstand ich allerdings auch. Niemand lässt sich gern derart beschimpfen.
    »Ihr sogenanntes gesellschaftliches Engagement«, höhnte Rolf jetzt völlig enthemmt, »ha! Das war doch alles nur vorgeschoben! Ausgehorcht hat sie die Leute dabei, und besonders die Alten. Was die an Schmuck besitzen, geht auf keine Kuhhaut. Broschen, Ketten, Ohrringe, Armbänder; Mensch, manche haben sogar reihenweise Diamanten unter ihren Stützstrümpfen versteckt. Und Geld pflegen einige hier offenbar nur bündelweise aufzubewahren.« Er lachte unfroh und fistelte plötzlich los: »Hach, nein, Frau Stieselzahn, das ist aber wirklich ein ganz tolles Versteck, was Sie sich da ausgedacht haben! Unter Ihrem Kopfkissen! Na, da kommt nun wirklich niemand drauf. Todsicher, bestimmt! Ja, ja, die Jugend ist auch nicht mehr das, was sie einmal war. Nur hinter dem Geld her, während unsereins … Und wie geht’s der schwachen Blase, Frau Stieselzahn?«
    Er holte keuchend Luft, um seine Tirade fortzusetzen, doch seine Liebste kam ihm zuvor. »Ja, und weshalb habe ich das wohl gemacht, du Idiot?«, fuhr sie ihn voller Wut an. »Weil du einfach nichts auf die Reihe kriegst! Dungpellets! Dönershops! So ein Unsinn. Du gehst doch mit jedem Geschäft pleite. Alles, was du kannst, ist reden, reden und nochmals reden. Wovon sollten wir denn leben!?«
    »Eine moderne Raubritterin also«, bemerkte Harry milde. Bislang hatte er das Geplänkel stumm verfolgt.
    »Ach, halten Sie doch den Mund!«, fauchte Bettina ihn an. »Was wissen Sie denn schon!?«
    »Jetzt wesentlich mehr«, erwiderte Harry freundlich. »Komm, Hemlokk, mich widert das Ganze an. Ich habe genug. Übergeben wir das glückliche Paar der Polizei.« Er zückte sein Handy, wir warteten vorsichtshalber unten vor der Haustür, bis die Staatsmacht eintraf, und das war’s dann. Ende des D&D-Magnaten, Ende der Diebstähle in Bokau, Ende des Holzklaus bei Plattmann – tja, und Ende der lieb gewonnenen Vorstellung, dass es sich bei Rolf Verdoehl um Gretas Helfershelfer handeln könnte. Der Grund für diese Feststellung lag nach dieser Szene auf der Hand: Er hätte sich bei sämtlichen Aktionen – von der Ratte bis zum Mord an Almuth – schlicht und ergreifend in die Hosen gemacht vor lauter Angst.
    Ich hatte den beiden Herzchen, während wir auf die Polizei warteten, mitgeteilt, dass ich natürlich auch Plattmann unverzüglich über das Ergebnis meiner Nachforschungen in Kenntnis setzen würde. Daraufhin hatte Bettina in einem letzten verzweifelten Aufbäumen noch einmal versucht zu verhandeln, während Rolfi-Baby lediglich auf seiner Unterlippe herumkaute. Natürlich stieß sie damit bei mir auf Granit. Dann hatte sie es über Harry versucht. Doch auch der hatte lediglich entschieden den Kopf geschüttelt. Wir würden der Polizei in allen Einzelheiten mitteilen, was wir vom Möchtegern-Magnaten erfahren hatten. Und beim Holz müsse sie sich schon selbst mit Plattmann einigen, hatte ich schließlich den versuchten Kuhhandel roh unterbrochen. Der sei der Geschädigte.
    »Nö«, sagte der Bauer, als ich ihn gleich darauf anrief. »Die zeige ich an. Die klauen doch weiter wie die Raben, wenn man denen nicht mal ordentlich auf die Finger klopft.« Er zögerte ein bisschen, als wollte er meine Reaktion auf seine harte Haltung abwarten, doch als ich nur zustimmend grummelte, klang plötzlich ein dröges Lachen durch den Hörer. »Wo soll er denn hin, der Kaminofen? Schon überlegt?«
    Ich schnappte unwillkürlich nach Luft.
    »Nein«, antwortete ich wahrheitsgemäß und freute mich gleichzeitig diebisch, weil ein jahrelang gehegter Traum von mir so unerwartet in Erfüllung ging. »Aber das ist kein Problem. Und vielen Dank. Das ist wirklich eine tolle Bezahlung.«
    »Bitte, bitte«, knurrte mein Vermieter. »Aber gute Arbeit muss auch honoriert werden. Ganz Bokau ist stolz auf Sie! Klärt die Deern im Handumdrehen auch gleich noch die Diebstähle mit auf! Nächste Woche schicke ich Ihnen den Kaminbauer, der sich die Sache anguckt, und anschließend werden wir beide mal in so einen Ofenladen fahren. Sie suchen sich den aus, den Sie wollen, und ich übernehme die Rechnung.

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