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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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den Karren zu fahren. Harry hatte nämlich heute Morgen angerufen, weil er endlich – »Was treibst du eigentlich die ganze Zeit, Hemlokk? Da erreicht man ja unsere Frau Bundeskanzler eher als dich.« – mit seinen Ergebnissen bei der Lackanalyse punkten wollte. Ich war tatsächlich dermaßen mit Greta beschäftigt gewesen, dass ich diese Ermittlungen ein wenig aus den Augen verloren hatte. Zugegeben. Doch jetzt war ich wieder voll da und einsatzbereit.
    »Ein blauer Ford Kombi. Uralt, hat Paul gesagt, aber das interessiert dich offenbar alles nicht«, hatte Harry heute Morgen pikiert in die Muschel geranzt, weil ich vielleicht ein Sekündlein zu lange geschwiegen hatte, statt sofort in enthusiastische Schreie auszubrechen, sobald ich seine Stimme vernahm. Dann hatte ich auch noch herzhaft gegähnt und daraus keinen Hehl gemacht. Der Junge gehörte schließlich nicht zur Familie.
    »Komm endlich zur Sache, Harry«, mahnte ich ihn brummig.
    »Ach, empfindlich, Hemlokk?«
    »Nein. Aber es ist reichlich früh. Also?«
    Er hatte sich kommentarlos gefügt. Das mochte ich an ihm. Unter anderem. »Wie gesagt, der Lack gehört zu einem blauen Ford Kombi, Baujahr etwa Mitte der Neunzigerjahre. Hilft dir das?«
    Langsam wachte ich auf und kam in die Gänge. »Und wie!«, lobte ich ihn. »Rolf und Bettina fahren so eine Kiste. Prima, Harry. Knuddel Paul von mir. Ich werde Plattmann –«
    »Geh erst einmal duschen, Hemlokk. Danach trinkst du in Ruhe deinen Tee, und dann bin ich auch schon da«, hatte Herr Gierke daraufhin mit herzerfrischender Offenheit gemeint. »Du redest nämlich ziemlichen Scheiß.«
    »Wieso?« Ich war ehrlich verblüfft gewesen. Damit war doch alles in trockenen Tüchern, oder?
    »Weil du natürlich Beweise brauchst«, hatte Harry in diesem nachsichtigen Jungs-Tonfall erklärt, der die Dame am anderen Ende der Leitung augenblicklich zur Deppin degradiert, »und die bekommst du nur, wenn du an besagtem Auto etwas abschabst und diese Probe ebenfalls Paul für den Vergleich schickst. Verstehst du, Hemlokk? Der macht das dann schon.«
    Manchmal konnte Harry einem mit seinen gesammelten Spezialisten wirklich ziemlich auf den Keks gehen. Aber sie waren unbestritten hilfreich. Und die Sache mit dem Abgleich war auch nicht von der Hand zu weisen.
    »Gut«, knurrte ich. »Ich ziehe mich rasch an und düse gleich los, um den Gegen-Lack zu besorgen.«
    »Nein«, widersprach Harry sehr bestimmt, »du wartest, bis ich da bin, und dann fahren wir gemeinsam los. Ich nehme die Probe anschließend gleich wieder mit zurück. Und wehe, du gehorchst nicht, Hemlokk. Dann kannst du dir künftige Bitten um Analysen und Ähnliches in den … also … genau da hinstecken, verstanden?!«
    Das war eine ernst zu nehmende Drohung und konnte sich für meinen Job als äußerst nachteilig erweisen, denn nur mit Axel und der Psychoschiene kam ich in künftigen Fällen sicherlich nicht allzu weit. Also duschte ich zunächst einmal brav und ausgiebig, um die letzten Schlafreste zu vertreiben, vertilgte anschließend zwei Scheiben Brot mit Honig zum Frühstück, setzte mich dann mit meiner Teetasse auf die Bank und betrachtete Gustav und Hannelore mit – ich gebe es zu – gemischten Gefühlen. Ihn wegen seiner gewalttätigen Sexgelüste, sie wegen ihrer degoutanten Essgewohnheiten. Man happst weiblichen Wesen einfach nicht in Bein und Kopf, wenn man mit ihnen anbandeln will. Und bei Schnecken, roh, schleimig und lebend, hört doch wohl wirklich alles auf! Beides würde jedenfalls ganz entschieden Einfluss auf das künftige Klima in unser Dreier-WG haben.
    Endlich hörte ich Harrys Nörpel heranröhren. Ich stellte die Tasse ab, sprang auf, so dynamisch es halt in meinem Zustand möglich war, und tapste ihm entgegen. Prüfend musterte er mich. »Fertig?«
    »Ja.«
    »Du siehst immer noch ziemlich alle aus.«
    Klar tat ich das. So oft bin ich noch nicht verhauen worden. Und ganz neu war ich schließlich auch nicht mehr. Da steckt man so ein Getrete und Geohrfeige nicht mal so eben weg. Da braucht der blaue Fleck etwas länger, um sich in ein schillerndes grün-gelbes Etwas zu verwandeln, ehe er anschließend wieder ganz verschwindet.
    Auf der Fahrt erzählte ich von Almuth Pomerenke und dass die alte Frau kurz vor ihrem Tod offenkundig Besuch gehabt hatte, was meine Mordthese zweifellos untermauere.
    »Auch in diesem Fall hast du keinen handfesten Beweis«, stellte Harry genau wie Johannes kritisch fest, als ich fertig war. Nur

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