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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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Strehler und ob sie wisse oder vielleicht ahne, wer der Vater sei, ob sie und Greta Feinde gehabt hätten und wie nach ihrem Eindruck das Verhältnis der beiden Ex-Ehemänner zu dem Kind gewesen sei.
    »Arthur mochte ihn nachher. Frieda nicht, der mochte nur einen: sich selbst.«
    »Mutti«, murmelte Greta automatisch.
    »Aber es stimmt doch«, verteidigte sich diese, »und du weißt das ganz genau, Kind.«
    Es klopfte an der Tür, und der Kopf eines jungen Mannes erschien. »Kaffee, Frau Pomerenke. Ich habe heute extra darauf geachtet, dass es nicht so eine fürchterlich gesunde Brühe ist, sondern eine echte Bohne, die den Puls in die Höhe jagt.«
    »Ich werde dich in meinem Testament bedenken, Fabian. Danke, bist wirklich ein guter Junge.«
    »Aber ’ne Million muss mindestens drin sein«, witzelte der so Gelobte fröhlich, bevor er wahrnahm, dass das Zimmer mit Greta und mir randvoll war. »Hoppla, Besuch. Soll ich schnell zwei Tassen organisieren und vielleicht auch noch ein bisschen von dem braunen Gebräu?«
    »Bitte, Fabian. Und allein schon durch diese Frage bist du nachlassmäßig bereits im Zweimillionen-Bereich.« Almuth Pomerenke bedachte den jungen Mann mit einem Blick, in dem viel Sympathie lag.
    »Geht klar.« Er schloss die Tür und pfiff dabei gut gelaunt vor sich hin. Ich zog innerlich meinen Hut vor dem Jüngelchen.
    »Fabian ist ein ganz Süßer. Er leistet seinen Zivildienst –«
    »Mutti!« Greta war aufgesprungen. »Mit deinem empfindlichen Magen sollst du doch nicht so etwas trinken, hat Doktor Willbur gesagt. Deine Schleimhaut –«
    »Mir geht es hier gut, Greta. Und bevor du weiter quengelst: Ich werde mich weder einer Magen- noch einer Darmspiegelung unterziehen. Basta!«
    Das Mutter-Tochter-Verhältnis schien nicht ganz konfliktfrei zu sein, folgerte die Privatdetektivin in mir messerscharf, während mein höflich-unbeteiligter Blick an einem Muschelkästchen hängen blieb, das mittig auf der Kommode prangte. Und dadurch auch nicht schöner wurde. Ich habe nie verstanden, dass man sich allen Ernstes so ein Teil kaufen kann; Mädchen unter elf natürlich ausgenommen, die lieben schließlich auch Rosa. Aber Erwachsene? Doch es muss unter ihnen eine erkleckliche Zahl von Liebhabern geben, denn auch an den heimischen Stränden werden diese Schröcklichkeiten in rauen Mengen angeboten. Trotzdem, eigentlich passte es gar nicht zu Almuth Pomerenke, fand ich, denn ich hielt sie eher für den handfesten Typ, der sich die Butter nicht vom Brot nehmen ließ. Na ja, eine sentimentale Ader hat eben jeder. Der eine liebt Weihnachtsglitter über alles und der andere eben in Taiwan hergestellte Muschelkästchen mit aufgeklebten Plastikperlen als schaurigem Höhepunkt. Ich frönte schließlich noch ganz anderen Lastern.
    »… solltest selbst mit dem Salz etwas vorsichtiger sein, Greta«, sagte Mutti gerade. Es klang scharf. »Zuviel ist einfach nicht gut.«
    Greta schwieg verbissen.
    »Arthur und Frieder«, warf ich probehalber und streng in die innerfamiliäre Debatte, denn ich hatte keinesfalls vor, den Nachmittag mit so einem zentralen Thema wie dem Salzen von Speisen zu verbringen. Ich benötigte schließlich jede Menge handfester Informationen, erinnerte ich die beiden Kombattantinnen. Sonst könnte ich für Greta nichts tun. Das half. Allerdings vermochte sich Almuth nicht vorzustellen, dass der liebe Arthur zu so einer Missetat wie einem anonymen Anruf überhaupt imstande wäre, während der fiese Frieder unter einem dermaßen missratenen Charakter litt, dass ihm einfach alles zuzutrauen sei. Ansonsten könne sie sich »ums Verrecken« – ihre Worte nach dem zweiten gut eingeschenkten Cognac – nicht erklären, was diese Drohanrufe eigentlich sollten. Sie tippe darauf, dass sich da einer lediglich einen Scherz erlaube. Einen schlechten zwar, aber mehr sei es doch nicht. Der Kerl schwafele nur herum und tue nichts. Da habe sie selbst ganz andere Zeiten erlebt. Ihr sei nämlich noch im Februar 1945 die Flucht aus dem Osten gelungen.
    »Und ich kann Ihnen flüstern, junge Frau, das war kein Zuckerschlecken. Die Flucht nicht, das Leben im Lager nicht und das anschließende Wohnen auf Bauer Sternbergs Hof ganz gewiss nicht. Oben in der Scheune musste ich schlafen, weil der so knickrig war und für Flüchtlinge nichts übrig hatte.«
    An dieser Stelle verdrehte Greta die Augen. Sie dürfte diese Erzählungen schon tausendmal gehört haben, und ich schaltete auch auf Durchzug. Es handelte sich

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