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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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nichts Sexuelles ist, geht es um Geld. Da sollten Sie suchen.«
    »So einfach ist das nicht, Herr Gallwitz«, erklärte ich ihm geduldig. »Der Täter meint offenbar, Greta sei durch Haukes grausamen Tod noch nicht genug bestraft, und will, dass sie öffentlich bereut.«
    »Das ist doch totaler Blödsinn. Was soll das denn bringen?«
    »Und vor allen Dingen, wer tut ihr das an?« Ich sagte es ganz freundlich, aber die Botschaft erreichte den Empfänger.
    »Na, ich bestimmt nicht!«, knurrte er. »Mein Leben hat mit Greta und dem Jungen schon seit Jahren nichts mehr zu tun. Gott sei Dank. Das war nämlich nicht zum Aushalten, wenn Sie es genau wissen wollen. Deshalb habe ich mich ja auch scheiden lassen. Haukelein hier, Haukelein da. Immer ging dieser gottverdammte Junge vor. Und immerzu hatte er was.« Er beugte sich erneut vertraulich vor. »Sie kannten Hauke?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Wissen Sie, der war so ein Typ, der kriegte nie einen Schnupfen, sondern sofort eine Lungenentzündung mit fünfundvierzig Fieber, Notarzt und Kotzanfällen möglichst die ganze Nacht durch. Wenn das nur manchmal gewesen wäre, hätte ich ja nichts gesagt, aber andauernd … Und als er damals wegen der Mandeln in die Klinik musste und fast abgekratzt wäre, da war bei mir endgültig Schluss.« Vor lauter Empörung über die ungerechte Behandlung durch Greta und Hauke begann er schwer zu atmen. »Vier Wochen hat sie neben ihm gelegen und Händchen gehalten. Stellen Sie sich das einmal vor! Vier Wochen! Kam lediglich nach Hause, um zu waschen. Also, ihre und seine Sachen, nicht meine. Um die durfte ich mich selbst kümmern. ›Mit wem bist du eigentlich verheiratet?‹, hab ich nach drei Wochen zu ihr gesagt. ›Weißt du überhaupt noch, dass du einen Mann hast?‹ ›Aber Hauke braucht mich jetzt, Frieder‹«, säuselte er, »›das musst du doch verstehen.‹ Nee, tat ich nicht. Und dabei war es noch nicht einmal ihr Kind. Und meins schon gar nicht.«
    »Ihnen ist der Tod des Jungen also weitgehend egal?«, fasste ich seine Tirade zusammen.
    »Scheißegal, wenn Sie es so hören wollen. Vom Drachen gespalten zu werden, hab ich ihm zwar nicht gewünscht, aber das alles geht mich einfach nichts mehr an, verstehen Sie? Gehört in mein früheres Leben.« Er fuhr sich genießerisch mit der Zunge über die Lippe. »Mein jetziges ist nämlich besser. Viel besser. Ohne Greta und ohne diesen kleinen Hosenscheißer. Lässt sich den Schädel eindellen wie ein rohes Ei. So etwas kriegt auch nur der hin. Andere Kinder spielen mit so einem Gerät. Da sehen Sie doch schon, was das für einer war. Der hätte sein Leben nie gemeistert, so maßlos verwöhnt, wie der war.« Er zuckte mit den Achseln. »Vielleicht war es die sauberste Lösung. Na, mir ist das alles egal.«
    Ich glaubte Frieder Gallwitz aufs Wort, dass ihm sowohl seine frühere Frau als auch sein Ex-Stiefsohn am sprichwörtlichen Arsch vorbeigingen. Der Mann gehörte zu dem Menschentyp, dessen Universum nur spärlich besiedelt war, nämlich lediglich mit sich selbst.
    Und trotzdem. Einen Versuch war es allemal wert, auch wenn ich mir nicht allzu viel davon versprach. »Hatte Greta Feinde?«
    Er starrte mich perplex an. »Feinde? Greta?«
    »Ja.«
    »Nee. Davon weiß ich nichts. Sie war ja eher der stille und nicht so der bei allen beliebte Typ. Aber Feinde … nee, dafür war sie viel zu blässlich.« Er räusperte sich dezent und betrachtete intensiv seine Nägel, bevor er mit einem kleinen Lachen meinte: »Bei mir sähe das schon ein wenig anders aus.«
    »Weil Sie Charakter haben.« Es gelang mir doch tatsächlich, dies völlig ironiefrei von mir zu geben.
    »In der Tat«, tönte er selbstgefällig zurück. »Charakter hat mir noch nie jemand abgesprochen. Nicht einmal Almuth, das alte Schlachtross. Allerdings hat die sich heftig daran gestoßen. Sie mochte mich nicht, aber wenn Sie bereits mit ihr gesprochen haben, wissen Sie das ja.«
    »Frieda«, bemerkte ich nur. Er verzog angewidert das Gesicht; es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte auf den polierten Boden gespuckt.
    »Die sollten Sie sich mal vornehmen. Die Alte hat nämlich den Teufel im Leib. Und ihre Tochter mochte sie auch nicht.«
    »Ach?« Ich war ganz Ohr.
    »Oh ja. Sie hat Greta immer so merkwürdig angeschaut, wenn die um den Jungen herumscharwenzelte. Oder wenn sie mich anfangs mal küsste. Eifersüchtig war die. Total eifersüchtig, wenn Sie mich fragen. Dabei war sie doch ihre Mutter.«
    Als ob man mit

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