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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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Käuferingesicht und mit vor Konzentration gekräuseltem Nasenrücken an einem Teil vorbei, das mindestens vier Tonnen wog und eher einem komfortablen Bus glich. Der Spritverbrauch lag in der Stadt bestimmt bei knapp unter 50 Litern. Aber möglicherweise war ja eine Tanke im Preis inbegriffen? Denn das Monstrum sollte immerhin noch 41.000 Euro kosten. Das nebenstehende Mobil war dagegen geradezu spottbillig: zwei Jahre alt, 28.990 Euro. Für einen C-max Galaxy Td y 108. Oder so ähnlich. Was sagen Sie jetzt? Genau. Ich war ebenfalls total baff und nahm mir vor, Harry, der bekanntlich alles und jeden kennt, einmal um die E-Mail-Adresse eines Marketingfuzzis zu bitten, der sich so scharfe Namen ausdachte. Vielleicht wusste der ja, weshalb er das tat. Ich persönlich stehe mehr auf R2D2, aber das ist natürlich Geschmackssache.
    »Das ist nichts für Sie.«
    Ich drehte mich nicht allzu schnell um und erblickte ein akkurat gepflegtes Gebiss, das zu einem lächelnden Mund gehörte. Frieder Gallwitz – ich wusste sofort, dass nur er es sein konnte – war groß, einigermaßen schlank, hatte ein schiefes Gesicht mit einer dünnen Narbe, die von der Wange bis zum Kinn verlief und dem Manne einen geradezu verwegenen Touch verlieh. Was das Gel im Haar allerdings auf der Stelle wieder relativierte, denn einen derartigen Schmierstoff gab es in der Wildnis nun einmal nicht. Sein grauer Anzug saß gut, trotzdem wirkte er wie verkleidet und erinnerte mich augenblicklich an einen dieser dreißigjährigen Centermanager, die Shopping-Meilen vorstehen und genauso einen plastilin-gekünstelten Charme versprühen wie ihre Ladenzeilen.
    Was Greta an ihm gefunden hatte, war mir auf Anhieb ein Rätsel. Aber möglicherweise besaß er ja Entwicklungspotenzial und entpuppte sich im Laufe unserer Unterhaltung als waschechter Johannes Heesters für Arme – beziehungsweise randständige Minderheiten, wie es wohl politisch korrekt heißen müsste.
    Über das Wetter und Autos im Allgemeinen plaudernd, führte er mich unverzüglich in die großzügige Verkaufshalle, während ich angestrengt auf seine Stimme lauschte. Er näselte leicht, was er wohl für vornehm hielt. Der Anrufer hatte das nicht getan, doch Frieder Gallwitz konnte das Nasale bestimmt an- und abstellen wie einen Wasserhahn. Insofern war dies kein Indiz für irgendwas.
    »Hier!«, sagte er schließlich. Wir standen tatsächlich vor einem dieser Sportflitzer für die moderne, finanziell potente Frau von heute: schwarz, mit offenem Verdeck, breiten Reifen, Holzarmaturen. »Mein absolutes Starstück. Wendig, schnell, rassig. Ich verkaufe es nur ungern«, er schenkte mir ein feuriges Lächeln, »aber für Sie würde ich es machen.«
    Während er sprach, fuhren seine Hände zärtlich über die lederbezogene Kopfstütze, für die wahrscheinlich ein Gnu sein Leben hatte lassen müssen.
    »Tja«, nuschelte ich scheinbar unentschlossen, was ihn augenblicklich bewog, sich noch mächtiger ins Zeug zu legen. Ich verstand lediglich die Hälfte von dem, was er sagte, nickte jedoch hier und da ernsthaft und beguckte ihn mir inzwischen genau. Mein Fall wurde der Mann immer weniger, je mehr ich über ihn erfuhr. Ich tendierte eindeutig zu Almuth Pomerenkes Sichtweise: ein Windbeutel. Und er hatte entschieden etwas von Rolf Verdoehl.
    »… nicht gering schätzen, wenn Sie einem Fachmann wie mir vertrauen.«
    »Aber ja, Herr Gallwitz«, flötete ich und legte ihm vertraulich meine Rechte auf den Unterarm, um den Schlag etwas abzumildern, den ich ihm nun zu versetzen gedachte. »Aber wissen Sie, eigentlich möchte ich gar kein Auto kaufen. Ich wollte Sie lediglich sprechen. Sie sind doch Herr Gallwitz, oder?«
    Sein Gesichtsausdruck veränderte sich so blitzartig wie die Hautfarbe eines Chamäleons, das den Untergrund wechselt. Weg war der konziliante Verkäufer, vor mir stand jetzt ein misstrauischer Typ, mit dem nicht gut Kirschen essen war. »Woher kommen Sie? Gewerbeaufsicht? Polizei? Bei mir geht alles mit rechten Dingen zu. Aber wenn Sie in den Unterlagen schnüffeln wollen, rufe ich meinen Anwalt an.«
    Ob er Autos auf Bestellung knacken und klauen ließ? Ein Silver Shadow, gnä’ Frau? Doch, das ließe sich machen. In drei Wochen habe ich ihn am Lager, bei einem Borgward dauert es etwas länger, weil ich zunächst das Angebot sondieren muss.
    »Ich bin nicht von der Polizei«, beruhigte ich ihn. »Ich bin eine Freundin Ihrer früheren Frau. Greta.«
    »Ja und?«, wunderte er sich,

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