Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
Vom Netzwerk:
Ermittlungskünsten. Ich tauche schließlich nie bei ihm auf und untersuche etwas.«
    »Der ist nicht doof.« Es klang wie eine Rüge.
    »Schon klar«, erwiderte ich vergnügt. »In drei Tagen kann ich ihm bestimmt ein Ergebnis präsentieren. Nun gilt es nur noch, Rolf und seine holde Gattin kurzzeitig aus der Wohnung zu locken, damit ich unser Superohr montieren kann.«
    Marga, die sich ihre Teetasse geschnappt hatte, verzog angeekelt das Gesicht. »Igitt. Der ist ja völlig kalt. Hast du nichts Stärkeres, Schätzelchen? Einer älteren Dame hilft das ungemein beim Nachdenken.«
    Ich öffnete den permanent gekühlten Sekt für besondere Fälle. Denn dies war ohne Zweifel einer. Wir probierten. Er schmeckte heute besonders köstlich.
    »Na ja«, sagte ich nach dem ersten, schweigend genossenen Glas, »er will ja bekanntlich in Dung und Döner machen, da sollte man ihn schon mit diesen Sachen ködern.«
    Marga nickte versonnen. »Du meinst, ich klau einen von Nirwanas Äpfeln, halte ihm den unter die Nase und locke ihn so weg?«
    »Eher weniger«, gab ich ernst zurück. Denn dies war wirklich ein Problem.
    »Gut, dann gebe ich mich einfach als Fabrikhallenbesitzerin aus, die verkaufen oder vermieten will. Wir treffen uns für die Vertragsverhandlungen in einem Lokal, ich halte ihn ein bisschen hin, und schon hast du freie Bahn. Perfekt.«
    »Nicht ganz«, widersprach ich. »Irgendwann werden sie dich bestimmt bei Matulke oder bei Inge Schiefer treffen, und dann wissen sie, dass man sie hereingelegt hat. Nein, du musst das auf jeden Fall telefonisch erledigen. Bestelle sie irgendwohin. Ich brauche ja nur ein paar Minuten.«
    »Aber du musst die Tür knacken«, erinnerte mich Marga.
    »Das werde ich schon hinkriegen«, wies ich sie zurecht.
    »Und Johannes darf nichts merken.«
    »Stimmt.« Mmh, so einfach gestaltete sich die ganze Sache wohl doch nicht. Ich hatte nicht mit Marga gerechnet.
    »Pass auf, Schätzelchen, wir machen es folgendermaßen«, meinte sie nach dem zweiten Glas Sekt lässig. »Ich schlage dem Verdoehl und seiner Bettina vor, dass wir uns in Kiel treffen. Dann versetze ich sie. Aber zwanzig Minuten für die Hinfahrt, zwanzig Minuten Warterei, zwanzig Minuten für die Rückfahrt, das macht nach Adam Riese eine ganze Stunde. Das reicht.«
    Was zweifellos stimmte. Ich flitzte auf der Stelle los, um mein Telefon zu suchen, das keinen festen Platz im Haus hat. Es fand sich im Schlafzimmer an, weil ich nach dem mittäglichen Gespräch mit Marga noch einmal versucht hatte, Thomas zu erreichen. Er war jedoch nicht an seinem Schreibtisch gewesen. Also hatte ich ihn nur grüßen lassen.
    Nachdem Marga bei der Auskunft die Nummer der Verdoehls erfragt und die Rufnummerkennung meines Apparats ausgeschaltet hatte, warf sie mir einen schrägen Blick zu und meinte: »Was hältst du von einer schrulligen Alten, die man leicht übers Ohr hauen kann? Stinkreich, Witwe und sträflich naiv?«
    »Wunderbar«, sagte ich mit echter Begeisterung in der Stimme.
    Sie wählte und setzte sich dann mit einem Ruck auf, um in den Hörer zu säuseln: »Oh, spreche ich mit Herrn Verdoehl? … Herrn Rolf Verdoehl? Ja? … Ach, wie schön. Ich hatte gar nicht zu hoffen gewagt, Sie gleich beim ersten Anruf anzutreffen. Alle sind ja heute immerzu so fürchterlich beschäftigt und dauernd unterwegs … Wie bitte? … Handy? … Doch, ja, davon habe ich gehört. Aber wissen Sie, in meinem Alter ist das nichts mehr, junger Mann …«
    Sie machte ihre Sache wirklich ausgezeichnet.
    »… rufe ich wegen unserer ehemaligen Fabrikhalle an. Wie bitte? … Nein, wegen der Halle. … Ja. Sie steht nämlich jetzt leer, bietet reichlich Platz, und das ist doch nun wirklich eine Sünde, nicht wahr? Und als ich hörte, dass Sie … Genau, ja, junge Menschen, die richtig anpacken wollen. … Nein, mir geht es nicht in erster Linie ums Geld. Wie mein Seliger immer sagte: Schnäuzelchen – er sagte immer Schnäuzelchen zu mir, müssen Sie wissen –, Geld ist zweitrangig, das haben wir.«
    Du liebe Güte, konnte Marga schwallen. In einer Laienspieltruppe hätte sie sich garantiert gut gemacht, denn sie schien ihren Auftritt richtig zu genießen.
    »… schlage ich vor, dass wir uns recht bald treffen! Wie bitte? … Ja, genau. Zeit ist Geld, das sagte mein seliger Herbert auch immer. Darf ich Sie vielleicht gleich morgen zum Mittagessen einladen? In Kiel, in den ›Trondheimer Hof‹, da schmeckt es mir am besten. Passt Ihnen zwölf Uhr

Weitere Kostenlose Bücher