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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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überträgt der Sender jeden Furz«, teilte ich meiner Komplizin blödsinnig stolz mit, während ich den Tee eingoss. »Wenn sich das D&D-Team im Wohnzimmer also über Plattmanns Buche und die Anrufe unterhält, kriegen wir es mit. Und alles andere auch«, fügte ich nicht mehr so ganz sicher hinzu.
    »Stark!«, jubelte Marga. Das sagte sie sonst nie. Und von Datenschutz und der Privatsphäre anderer hielt sie im Normalfall eigentlich auch etwas. Genau wie ich. »Und welche Entfernung überbrückt er?«
    »Zweitausend Meter.«
    »Dann schafft er es locker über den See.«
    Ich tat Zucker in meinen Tee, was ich sonst auch nie tue. Marga bemerkte es nicht. »Mmh, mmh«, machte sie immer wieder. Ich sah ihr an, dass sie die Sache höchst anregend fand. »Dann werden wir also nach dem Probelauf in meinem Zimmer starten und –«
    »Brauchen wir gar nicht«, triumphierte ich. »Die schreiben, dass sie meinen Empfänger bereits programmiert haben, damit ich gleich loslegen kann.«
    »Prima«, befand Marga trocken, »trotzdem testen wir es einmal durch. So viel Zeit muss sein, denn wenn ich eines hasse, Schätzelchen, dann ist es die schlampige Vorbereitung eines Einsatzes. Kapito?« Es klang geradezu generalstabsmäßig streng.
    »Kapito«, stimmte ich lammfromm, jedoch insgeheim schon ein wenig amüsiert zu. Sie überhörte mein braves Getue wie eine Königin, deren Untertanen sich erdreisten, ungefragt in ihrer Gegenwart den Mund aufzumachen und zu sprechen.
    »Bleibt ein letzter Punkt: Wie lange geht er auf Sendung? Das heißt, wie lange reicht die Batterie?«
    »Moment.« Ich angelte nach der Anleitung, die in perfektem Deutsch abgefasst war. »Hier steht’s. Zwei Monate, wenn du täglich nur eine Stunde reinhörst. Das kommt in unserem Fall natürlich gar nicht infrage. Ich will eine Vollüberwachung für mehrere Tage.«
    »Richtig. Das ist wesentlich effektiver«, stimmte Marga mir zu, »vielleicht sind die Verdoehls ja Frühaufsteher und unterhalten sich am liebsten morgens um fünf über dreckige Anrufe. Oder sie gehören zu den Spätzubettgehern, die erst nachts um zwei so richtig in Fahrt kommen und den nächsten Buchendiebstahl planen.«
    »Aber schlafen will ich in der Zeit auch noch«, wandte ich schüchtern ein.
    Marga warf mir einen vernichtenden Blick zu, stand auf und griff nach dem Minisender. »Auf geht’s, Schätzelchen.«
    »Aber –«
    »Wenn es so einfach ist, wie du sagst, kann ich das auch.«
    Und weg war sie, während ich nervös im Garten herummarschierte – drei Schritte linksherum, drei Schritte rechtsherum –, um Gustav und Hannelore, die ihren Nachmittag heute wieder einmal gemeinsam verbrachten, mit dem Nötigsten vertraut zu machen. Dass sie sich im Falle eines Falles an Harry wenden sollten, wenn ich in den Knast ging. Dass ich ihm jedoch umgehend eine Liste ihrer Lieblingsspeisen schicken würde und dass –
    »Alpha, Echo, Bravo, hörst du mich?«, quäkte Margas Stimme plötzlich derart laut durch die offene Haustür, dass ich erschreckt zusammenzuckte. »Ich stehe jetzt direkt vor dem Mikrofon, aber gleich gehe ich ins andere Zimmer, dann werden wir sehen, ob die Zehnmeterangabe tatsächlich stimmt.«
    Sehen? Schade, dass diverse heftig belaubte Bäume den Sichtkontakt zwischen uns unterbanden, denn so konnte ich ihr kein Zeichen geben, dass unser neues Spielzeug bislang einwandfrei funktionierte.
    Marga ließ sich davon jedoch nicht beirren. Und tatsächlich, der Sender gab ihre Worte auch noch glasklar wieder, als sie die Treppe hinabgestiegen war und von der Diele aus »Alpha, Echo, Bravo« brüllte, dass die Scheiben klirrten. Bei mir. Nicht bei ihr, da waren sie wahrscheinlich schon komplett herausgefallen. Greta war dankenswerterweise nicht zu Hause. Sie hätte uns wahrscheinlich für verrückt erklärt.
    Nach weiteren zehn Minuten und mehreren geraunten Varianten von »Alpha, Echo, Bravo« hörte ich Marga den Weg zur Villa herunterhasten.
    »Und?«, schrie sie schon von Weitem, sodass Silvia vor lauter Schreck mit dem Malmen aufhörte und zu muhen begann.
    Ich hielt den Daumen hoch und schrie »Gut!«, was meiner tierischen Nachbarin einen erneuten, höchst verwunderten Laut entlockte. Ein derartiges Halligalli war die arme Kuh gar nicht gewohnt. »Alles ist wunderbar zu verstehen, Marga. Jede Einzelheit. Glasklar. Mit dem Ding werden wir spätestens in drei Tagen wissen, was Sache ist. Denn Plattmann hält wahrscheinlich bereits nicht mehr allzu viel von meinen

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