Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
Vom Netzwerk:
sein würde, während die oben gegenüberliegenden Wohnungstüren zumindest die nächsten Nächte offen blieben, damit Marga jedes Geräusch garantiert mitbekam und knüppelschwingend herbeieilen konnte, sobald ihr etwas verdächtig vorkam.
    Nach diesen Vorkehrungen war ich einigermaßen beruhigt zu meiner Villa geeilt und hatte nach kurzer intensiver Überlegung gepackt. Für diese Nacht, nicht für Dänemark. Denn selbstverständlich würde ich unter diesen Umständen keinesfalls fahren. Es tat mir verdammt leid um meinen ersten Liebesurlaub seit Jahren, und Thomas würde hoffentlich überhaupt nicht begeistert sein und sich mindestens eineinhalb Stunden schmollend grämen, bevor er schließlich zähneknirschend einsah, dass ich als selbst ernanntes Bodygirl meine Schutzbefohlene wohl schlecht allein lassen konnte. Vielleicht bekam Sarah dann ja auch wieder Lust, ihren Vater zu begleiten, und die beiden könnten eine Woche zusammen verbringen, von der sie noch schwärmten, wenn er inkontinent im Rollstuhl saß, während sie ihn in der Blüte ihrer Jahre vor sich herschob.
    Ich biss gerade aus schierer Langeweile in die zweite Stulle, als etwas hinter mir raschelte. Ganz behutsam beugte ich mich vor und spähte um den Treckerreifen herum. Es war ein junger Fuchs, der aussah, als wäre er dem Schnippelbuch für Kindchenschemata entsprungen. Alles an ihm war rund, klein und weich. Bis auf die beiden Ohrtüten. Die ragten spitz in die Höhe. Ich nickte ihm grüßend zu, woraufhin er blitzschnell in der Nacht verschwand.
    Nein, Thomas würde für meine Entscheidung nach der ersten Enttäuschung bestimmt Verständnis aufbringen, überlegte ich. Er mochte Greta schließlich sehr, und Dänemark löste sich nicht auf wie Softeis in der sengenden Sonne Jütlands. Und möglicherweise zeitigte das Ganze ja auch den positiven Effekt, dass meinem Liebsten von Anfang an klar wurde – im Zweifelsfall ging mein Job eben vor. Damit musste er leben. Und je eher er dies begriff, desto größere Chancen räumte ich unserer Beziehung ein. Das klingt jetzt ein wenig kaltschnäuzig, bestimmt jedoch kompromisslos, doch wer im Sülzheimer-Gewerbe seine Leberwurststullen verdient, weiß genau, dass die himmelhochjauchzende Liebe gerade mal drei Wochen hält, jedoch keinesfalls dreißig Jahre. Da muss schon ein wenig mehr hinzukommen. Doch in dieser Hinsicht sollte es an mir nicht scheitern. Denn ich bin für das Single-Dasein nicht geboren. Ich wache einfach gern neben jemandem auf, dem man als morgendliche Begrüßung ganz zwanglos auf die Nase tippen darf, der im Schlaf brummt wie ein ausgeleierter Kreisel und grottenfalsch unter der Dusche singt. Marga oder Harry waren da anders. Ihnen würde nichts fehlen, wenn sie in ferner Zeit als lonesome Cowboys in die feuchtkalte Erde Schleswig-Holsteins sanken. Mir schon. Wobei ich denke, dass zumindest Marga als Urne in die Ostsee wollte, um dort nach kurzer Zeit eins zu werden mit Dorsch, Hering, Qualle und Co.
    In diesem Moment drang ein schwaches Motorengeräusch an meine trotz aller Nachdenkerei auf Empfang gestellten Lauscher. Ich beugte mich vor. Konzentrierte mich. Es wurde lauter. Hatte meine Intuition also doch nicht schnöde versagt, und würde in fünf Minuten Rolfi-Baby in seiner ganzen männlichen Pracht vor mir stehen? Geschwind sprang ich auf und deponierte Taschenlampe, Block sowie Stift griffbereit auf dem Treckerreifen, bevor ich mich in sprintbereiter Lauerstellung hinter ihm verbarg.
    Das Gefährt rumpelte ohne Licht heran. Mittlerweile war es stockfinster, was bedeutete, dass der Täter sich hier ziemlich gut auskennen musste, denn ansonsten wäre er unweigerlich mit einem Zaunpfahl, einem Feldstein oder einer Kuh kollidiert.
    Nun hielt er an, in etwa dort, wo der Weg ein bisschen breiter wurde, vermutete ich. An den folgenden Geräuschen konnte ich erkennen, dass der Wagen offenbar ganz behutsam gewendet wurde. Klar, er wollte mit dem Kofferraum ans Holz ran, sodass er das Auto leichter und vor allen Dingen schneller beladen konnte. Endlich schien er es geschafft zu haben, denn die Rangiergeräusche hatten aufgehört; jetzt brummte der Motor wieder gleichmäßig. Aha. Man schob sich an den Unterstand heran.
    Vor Freude hätte ich mir fast die Hände gerieben; wie ein kleiner schmieriger Ganove, dem eine kolossale Beute über den Weg läuft. Gleich morgen früh würde ich dem Bauern lässig den Namen des Täters sowie dessen Autokennzeichen präsentieren. Wumm! »Wenn Hanna

Weitere Kostenlose Bücher