DrachenHatz
so’n nümodschen Kram nicht mit aufs Feld nehme. Macht garantiert im falschen Moment tüdelüd.«
Ich grinste. Er sah es ja nicht. Doch ich fand es einfach phänomenal, wie man mit ein paar wenigen Worten so ein Hightech-Teil auf ein nerviges kleines Etwas reduzieren konnte.
»Hm, soll ich nun weitermachen oder …?«, fragte ich stattdessen zögerlich.
»’türlich«, meinte Plattmann. »Das klappt schon. Und einen Schuss vor den Bug hat der Junge ja gekriegt.«
»’türlich«, bestätigte ich. Fast schon vergnügt legte ich den Hörer auf, denn sein ungebrochenes Vertrauen in meine Fähigkeiten tat mir einfach gut.
Ich war jedenfalls immer noch ganz ergriffen, als ich mich auf den Weg zum Haupthaus machte, um mein zweites akutes Problem in Angriff zu nehmen. Greta musste mich bereits vom Fenster aus gesehen haben, denn sie empfing mich an der Tür, und ich stellte mit einem raschen Blick auf ihr Gesicht erleichtert fest, dass sie sich ein bisschen erholt hatte. Der erste Schock war offenkundig abgeklungen.
»Du fährst natürlich auf jeden Fall mit Thomas nach Dänemark«, begrüßte sie mich.
»Er hat angerufen?«, mutmaßte ich sofort misstrauisch.
»Nein. Aber mein Gedächtnis ist kein Sieb, Hanna. Ich weiß doch, was ihr beiden vorhabt. Aber komm erst einmal herein. Mir geht es wirklich wieder besser.«
Ich tat, wie mir geheißen, und nickte Marga zu, die halb abgewandt am Fenster stand und auf den See hinausblickte. Es war windig heute. Und bewölkt, was ihm eine fast aschgraue, leicht gekräuselte Oberfläche verlieh. Jetzt drehte sie sich ganz um und blickte mich fragend an. Natürlich war sie neugierig, was meinen nächtlichen Einsatz betraf. In dürren Worten berichtete ich von meiner Meisterleistung, wobei ich den Beinahe-Krach mit Thomas sorgsam aussparte. Aber die Damen waren nicht blöd. Sie dachten sich ihren Teil.
»Du hast den Armen doch nicht etwa angebrüllt, Schätzelchen?«, erkundigte sich Marga besorgt. »Er konnte schließlich nicht wissen, dass er deine Ermittlung stört.«
»Oh je«, jammerte Greta. »Das ist kein guter Start für euch beide. Und dabei hätte ich euch den so sehr gewünscht.«
»Wir haben uns ja wieder versöhnt«, teilte ich ihnen beruhigend mit.
»Hoffentlich. Männer sind manchmal wirklich nachtragend«, meinte Marga düster. Ob sie dabei an den seligen Herrn Schölljahn dachte?
»Also habt Ihr euch doch meinetwegen gestritten«, stellte Greta fest. »Das will ich nicht. Du fährst, Hanna. Marga hat ein Auge auf mich. Basta.« Ich hatte sie noch nie derart energisch erlebt.
»Aber …«, wandte ich mehr der Form halber und deshalb eher zaghaft ein.
Marga würgte mich endgültig ab, indem sie durch die Nase schnaubte und dabei einen Ton produzierte, als versteckte sich in ihrem Riechorgan eine angriffslustige Hornisse. »Nun spiel dich nicht so auf, Schätzelchen. Du bist nicht unersetzlich. Greta und ich, wir kriegen das schon hin. Widme du dich getrost der Liebesfront.«
Du lieber Himmel, das klang aber gar nicht nach harmonischen Kuschelrunden, sondern eher nach Schützengraben und MG-Salven. Irgendwann musste ich sie noch einmal ernsthaft über ihren verstorbenen Gatten aushorchen. Allerdings hatte sich meine Freundin schon immer recht zugeknöpft gegeben, wenn es um den gewesenen Herrn Schölljahn ging.
»Pass auf, Hanna«, mischte sich Greta jetzt erneut ein, »ich verspreche dir, dass ich vorsichtig sein werde. Außerdem glaube ich nicht, dass er schon nächste Woche wieder etwas versucht.« Sie beugte sich mit leuchtenden Augen vor. »Weißt du, Marga hat mir heute Morgen klargemacht, dass ich mich nicht immer nur fürchten darf. Dann hat er mich nämlich da, wo er mich haben will. In der Opferrolle. Aber da möchte ich auf keinen Fall rein. Die hatte ich lange genug. Bei Arthur, bei Frieder, bei Hauke, obwohl der Junge nichts dafürkonnte. Immer bestimmten andere über mich und mein Leben. Doch das ist jetzt vorbei. Wenn der Typ mir etwas tun will, werde ich mich tapfer wehren.«
Das war ja alles gut und schön. Aber wie? Durch lautes Brüllen? Eine Trillerpfeife, wenn er tatsächlich noch einmal anrufen sollte?
»Schlagring oder so ein Spray«, beantwortete Marga meine unausgesprochene Frage.
»Und wo wollt ihr diese Sachen herkriegen? Bei Edeka, im Grünen Kaufhaus oder bei Tschibo? Die sind ja gut sortiert, wie man so hört.«
»Das lass man getrost meine Sorge sein«, erwiderte Marga hoheitsvoll. »Sonst gehen wir eben ins Netz. Da
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