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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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kriegt man alles. Und nun husch, ab mit dir, Schätzelchen. Die nächste Woche wollen wir weder etwas von dir hören noch sehen.«
    Ich verreise gern. Und ich plane für mein Leben gern. Deshalb eilte ich stehenden Fußes nach Hause und rief meinen Liebsten an, um ihm unverzüglich mitzuteilen, dass ich ihn in das Land von Harald Blauzahn und Margarethe II. begleiten würde, obwohl beide Yellow-Press-mäßig nicht allzu viel hermachten. Von Ersterem existieren naturgemäß keine Fotos, etwa wie er sich als alter Sack mit jungen Maiden am Fjord vergnügt. Außerdem dürfte das royale Gebiss für unser Zeitalter der strahlend weißen Zähne ohnehin nicht kameratauglich gewesen sein. Und von Margarethe war mir lediglich bekannt, dass die Gute alle Gesundheitswarnungen in den Wind schlug und quarzte wie ein Fabrikschlot. Zudem nannte sie einen mittlerweile ziemlich properen französischen Grafen mit Bluthochdruck ihr Eigen. So sah er jedenfalls auf offiziellen Hof-Postkarten aus.
    Thomas betrachtete beide Majestäten nicht als Manko. Verständlich, fand ich, denn Blauzahn weilte schließlich schlappe tausend Jahre nicht mehr auf dieser Welt, und Margarethes weltpolitischer Einfluss hielt sich in Grenzen. Wir blödelten noch eine ganze Weile hin und her, bis ich endlich zu der zentralen Frage durchstieß, ob Thomas ebenfalls meinte, dass wir sicherheitshalber eine unzerschrammte Pfanne einpacken sollten, weil die in Ferienhäusern oft aussehen, als habe Vati die Spiegeleier mit dem Spaten gewendet.
    Er meinte. Doch ja, eine vernünftige Pfanne müsse unbedingt mit. Und er erbot sich, zwei brandneue Holzschaber sowie zwei scharfe Messer hinzuzukaufen, sodass wir für Wale, Dorsche und Agerhøner, was zwar mit Ackerhühnern übersetzt wird, womit jedoch Rebhühner gemeint sind, gleichermaßen gerüstet waren. Er wollte außerdem ›Das geheime ABC der Toten‹ von Patricia Cornwell und einen Schwung von Olsenbandefilmen mitnehmen, ich entschied mich für ein Märchenbuch von Hans Christian Andersen. »Die Prinzessin auf der Erbse« oder »Des Kaisers neue Kleider« fand ich einfach schön und passend.
    Als wir eineinhalb Tage später aufbrachen, hätte uns von der Vorbereitung her lediglich ein Schneesturm aufhalten können. Ich klopfte dem mittlerweile wieder getrennt weilenden Liebespaar noch einmal auf die Panzer, vergewisserte mich, dass alle Fenster zu waren und ich die Tür abgeschlossen hatte, schnappte mir meine Segeltuchtasche und schritt, nachdem ich Silvia kurz über meine Abwesenheit informiert hatte, hoch zum Haupthaus, wo Thomas mich abholen wollte.
    Er wartete bereits auf mich, und mir ging augenblicklich das Herz auf, als ich ihn im Gespräch mit Marga und Greta erblickte. Ich strahlte ihn grün-blauäugig an, umarmte beide Frauen zum Abschied noch einmal feste, verkniff mir jeden Kommentar, was Schlagring und Spray anging, küsste stattdessen einen gelösten Thomas ebenso hingebungsvoll wie züchtig auf die Wange, und los ging es. Über Rendsburg fuhren wir nach Flensburg und von dort hinüber zur Westküste, denn unser Ziel, Henne Strand, lag kurz hinter Esbjerg.
    Wir kamen gut durch, weil Donnerstag war. An einem Sommerwochenende ist die A7 nämlich nichts anderes als eine Stauzone für die hin- und herflutenden Skandinavienurlauber. Besonders schlimm sind die Samstage. Da findet der Bettenwechsel in Dänemarks Ferienhäusern statt. Aber, wie gesagt, wir kannten die Chose zu Genüge, und Thomas hatte es extra so hingedeichselt, dass wir zwei Tage früher anreisen durften.
    Wir befanden uns bereits kurz vor Ribe, als mich ohne erkennbaren Grund ein äußerst wichtiger Gedanke anflog. Der Holzdieb musste bei seiner chaotischen Flucht Spuren hinterlassen haben, so wie das an dem Abend gescheppert hatte. Lackreste vom Auto wahrscheinlich. Doch wenn es regnete, waren sie futsch. Ich linste in den Himmel. Er war blau, knallblau, um genau zu sein, doch das konnte sich schließlich von einer Stunde auf die andere ändern. Und außerdem besagte ein blauer dänischer Himmel ja noch lange nicht, dass er in Deutschland über Bokau ebenso strahlte.
    »Halt doch mal eben an, ja?«, forderte ich Thomas auf. Gehorsam kurvte er auf den nächsten Rastplatz und stoppte vor der Toilette.
    »Nein«, sagte ich ungeduldig. »Fahr ein Stück weiter. Ich muss Harry anrufen.«
    »Jetzt!?«
    Ich erklärte ihm rasch, was mir durch den Kopf gegangen war. Er schien nicht sehr beeindruckt zu sein. Und begeistert schon gar nicht. Doch

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