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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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Harry, die es rechtfertigen, dass du alle zehn Minuten anbimmelst. Oder doch? Ich dachte scharf nach. Natürlich, das war vielleicht wirklich eine Idee …
    »Steht eine Verhaftung kurz bevor?«, erkundigte sich Thomas höflich, als ich abgeschaltet hatte.
    »Nein«, erwiderte ich zerstreut, um dann jedoch voller Eifer fortzufahren: »Weißt du, Harry kennt einfach jeden und hat auch gute Kontakte zur Polizei. Offenbar ist er mit all diesen Leuten irgendwann einmal zur Schule gegangen. Kumpel Hartmut, der jetzt beim FBI ist, schrieb in Chemie ab, Harry in Englisch, während diese Boll in Döhlin arbeitet und dort ein hohes Tier bei der Polizei ist. Und –«
    »Ich halte das für keine gute Idee«, bemerkte Thomas entschieden, während wir hinter einer Familienkutsche hertrödelten, die randvoll mit Badeentchen, Schaufeln, Eimern und Kindern zugestapelt war.
    »Und wieso nicht?«, fragte ich unschuldig. »Harry könnte bestimmt etwas für Greta organisieren. Dass sie jeden Tag einen Streifenwagen vorbeischicken beispielsweise. So etwas würde das Schwein bestimmt ziemlich abschrecken. Oder –«
    Thomas räusperte sich dezent. Ich hätte gewarnt sein müssen, war es aber nicht, und so hatte seine Tirade den Effekt einer kalten Dusche. »Herrgott noch mal, Hanna, du hängst die Sache einfach viel zu hoch, wenn du meine Auffassung hören willst. Soll ich ehrlich sein?« Er wartete meine Antwort nicht ab. »Ich habe den Eindruck, dass du dich da regelrecht in etwas hineinsteigerst. Ich meine, du kennst sie doch eigentlich gar nicht. Sie ist weder deine Freundin, noch ist es deine Aufgabe, sie zu beschützen. Dafür gibt es in diesem Staat die Polizei. Und wenn Greta vor lauter Angst nicht schlafen kann, benötigt sie nicht dich, sondern einen Therapeuten.« Er schüttelte energisch den Kopf. »Nein, glaube mir, ich kenne den Grund nicht, noch nicht, doch du steigerst dich da eindeutig in etwas hinein.«
    Na prima. Dieser saublöde, grundfalsche Satz hatte bislang in keinem meiner Fälle gefehlt. Immer lag es an mir, war ich selbst schuld, wenn etwas eskalierte. Doch ich hatte Greta keine tote Ratte auf die Fußmatte gelegt oder ihre Wohnung verwüstet. Und außerdem war es mein Job, mich um solche Angelegenheiten zu kümmern. Irgendwann beabsichtigte ich nämlich, Richard und Camilla in die Gruft zu schicken und nur noch von meiner Detektivarbeit zu leben. Schon vergessen, Herzensschatz?
    »Jetzt bist du verschnupft«, stellte Thomas hellsichtig fest, während wir in Henne an Bageri, Apothek und Købmand vorbeizuckelten, auf der Suche nach dem Vermietungsbüro, das unseren Hausschlüssel bereithielt.
    »Ein bisschen«, gab ich zu, als er vor einem Schaufenster stoppte, das mit Hausprospekten nachgerade zugepflastert war.
    Er stellte den Motor ab und wandte sich zu mir um. »Schau, ich bitte dich doch lediglich, die ganze Sache mir, aber auch dir zuliebe jedenfalls für diese eine Woche zu vergessen. Da soll es nur uns beide geben und sonst nichts. Über Greta, so gern ich sie habe, möchte ich im Moment einfach nicht nachdenken.«
    Als ich schwieg, strich er mir mit einer hilflosen Geste über die Wange und stieg aus. Ach verdammt! So hatte ich mir meinen Liebesurlaub wahrlich nicht vorgestellt. Wir hatten noch nicht einmal unser Haus erreicht und stritten uns bereits.
    Schweigend stieg Thomas kurz darauf wieder ein und legte mir den Hausschlüssel in den Schoß. Ich lächelte probeweise zu ihm hinüber. Er lächelte zurück. Kurz.
    Und dann holperten wir endlich auf einem unbefestigten Weg durch eine wirklich grandiose Dünenlandschaft auf ein rotes Haus mit grauem Dach, weißer Tür sowie ebensolchen Fensterrahmen zu, das auf einem Naturgrundstück stand und darüber hinaus über die schönste Terrasse verfügte – rot die senkrechten, weiß die waagerechten Streben –, die mir je begegnet war. Wir konnten das Meer hören und sehen, wenn wir frühstückten, abends Wein tranken oder einfach nur dasaßen und guckten.
    »Na?«, fragte Thomas mit einem breiten Grinsen, als ich, selige Laute ausstoßend, in seine Arme fiel und mich an ihm zu schaffen machte.
    »Ja«, versprach ich brav, »ich versuche es.«
    Und die ersten Tage gelang mir das auch problemlos. Unser Heim war einfach »hyggelig« mit seinem Kaminofen, der haargenau so aussah wie der Kopf einer dieser Skulpturen auf den Osterinseln, den soliden schnörkellosen skandinavischen Möbeln sowie der gut ausgestatteten Küchenzeile. Die Sonne schien, sodass

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