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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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Ende noch darauf bestehen, dieses Lager oder jedenfalls das, was davon übrig ist, anzuschauen. Und dabei denkst du dann die ganze Zeit über Greta und ihre Mutter nach. Das will ich nicht.«
    Das hatte ich nun keinesfalls vorgehabt, aber wenn der Vorschlag quasi von ihm kam, weil er sowieso im Voraus wusste, was ich zu tun beabsichtigte … mit anderen Worten, ich war sauer. Nein, stinkwütend trifft es eher. »Das ist wirklich eine ausgezeichnete Idee«, teilte ich ihm liebenswürdig mit. Ich bin sonst nie liebenswürdig. Jedenfalls nicht zu meinen Freunden oder Liebhabern. »Mich interessiert diese Zeit wirklich außerordentlich«, was Quatsch war, »und vielleicht komme ich auf diese Weise ein bisschen näher an die alte Almuth heran. Du verstehst schon, sie über die Vergangenheit reden lassen und Fragen stellen und so.«
    »Das meinst du doch jetzt nicht ernst? Das ist völlig gegen unsere Abmachung, Hanna!«
    Himmel, ich hatte doch keinen Ehevertrag unterzeichnet und mich auf ewiglich verpflichtet, niemals mehr eigene Interessen zu haben!
    »Bierernst«, ließ ich ihn kategorisch wissen. »Vielleicht ist sie ja ausgerechnet in diesem Lager vergewaltigt worden, und da liegt die Ursache für den ganzen Schlamassel. Oder sie lernte Arthur Bebensee dort als Säugling kennen und liebt ihn seitdem wie einen Sohn.«
    Zugegeben, es war ein wenig übertrieben, doch Thomas wandte kurz den Kopf zur Seite und sah mich an, als wäre ich vor seinen Augen zu einem zweihörnigen Wesen mit Schweif und Schwefelgeruch mutiert. »Du … du … spinnst ja, Hanna«, stotterte er.
    »Du hast angefangen, der Vorschlag stammt von dir«, erinnerte ich ihn zuckersüß. Mittlerweile war ich wirklich so richtig zornig. Wen meinte der Kerl denn vor sich zu haben? Einen willfährigen Teenie, den er nach Belieben manipulieren konnte? Der sich an- und ausschalten ließ wie eine Puppe, die lediglich Sprechblasen produzierte?
    Nicht mit mir, Doktor Thomas Breitschedt, nicht mit mir! Und das alles, weil ein Name plötzlich ein leises Klingeln in meinem Gedächtnis ausgelöst hatte. Mehr war doch genau genommen gar nicht passiert. Wütend starrte ich ihn an. Er reagierte nicht, was endgültig den Ausschlag gab. Wir brachen den Ausflug ab und fuhren zurück in unser Feriendomizil.
    »Gleich morgen früh frage ich in der Touristeninformation, ob man mir helfen kann. Du kannst ja hierbleiben«, bot ich ihm mit zusammengebissenen Zähnen an, als wir wieder in unserem Kurzzeit-Heim waren. Er antwortete nicht.
    An diesem Abend gab es Käsebrote mit Wasser, und anschließend guckten wir schweigend »Die Olsenbande fährt nach Jütland«. Da kamen etliche Bunker vor. Aus der Zeit der deutschen Besatzung. Dies war die erste Nacht, in der wir das zweite Schlafzimmer benötigten.
    Am nächsten Morgen kochte ich das Frühstücksei vor lauter Frust total blöde. Es war hart wie Stein, doch gerade dies schien Thomas’ Herz zu erweichen. »Also gut«, meinte er, nachdem wir bei unserer zweiten Tasse Tee angelangt waren, »wenn dir so viel an dieser Sache liegt, begleite ich dich.« Und lächelnd fügte er hinzu: »Solange unsere Woche dadurch nicht zum reinen Arbeitseinsatz mutiert, bin ich zu allen Schandtaten bereit.«
    Spontan stand ich auf, umrundete den Tisch und küsste ihn auf die erotischen Lippen, was prompt dazu führte, dass wir ein Stündchen später loskamen. Mir war das völlig egal, Hauptsache, er benahm sich nicht mehr wie ein Pascha auf Hochzeitsreise.
    Frohgemut marschierten wir eine Stunde später in den kleinen Pavillon von Morø, in dem man die Touristeninformation des Ortes untergebracht hatte. Jetzt knapp vor der Hauptsaison war sie mit vier Leuten besetzt. Ein vielleicht siebzehnjähriges Blondchen stand ein wenig ratlos in der Gegend herum, während ein etwa dreißigjähriger Mann mit militärisch kurzem Haarschnitt und ernster Miene einen Computer bediente. Zwei mittelaltrige Frauen unterhielten sich leise, denn außer uns hatte es noch keinen Besucher nach Morø verschlagen.
    Wir grüßten höflich auf Dänisch, erkundigten uns auf Englisch, ob es auch auf Deutsch ginge – natürlich, in einer Gegend, in der es bald wieder vor Urlaubern nur so wimmeln würde –, und ich legte in aller Unschuld los. Ob es überhaupt noch Informationen zu dem Lager Morø gäbe, und wenn ja, ob ich die hier, bei ihnen, bekäme.
    Schweigen.
    »Nej«, ließ sich endlich eine der älteren Frauen herab zu antworten. Sie hatte eigentlich ein offenes,

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