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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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weiter abgesackt.
    Der Ärger begann eher harmlos, als Thomas plötzlich stehen blieb und lauthals gegen Wind und Wellen deklamierte: »Dänen meinen es gut mit Dänen und denen, die Dänen nahestehen.« Er wartete ein bis zwei Sekunden, bevor er nachschob: »Kapiert? Der Witz liegt natürlich in der unterschiedlichen Schreibweise und –«
    »Na, so fürchterlich schwierig ist das ja nicht«, unterbrach ich ihn unsanft. »Außerdem hat der Spruch einen ellenlangen Bart und ist zudem noch reichlich blöde, wenn ich ehrlich sein soll.«
    Sollte ich nicht. Er war beleidigt. Ich sah es ihm an. Spontan legte ich eine Hand auf seinen Arm. »Entschuldige, Thomas, aber ich finde ihn nun einmal nicht sehr witzig. Stammtisch, verstehst du? Damit habe ich es nicht so. Und die Svenekes sind doch sehr nett.«
    »Schon gut.«
    Oh je, der Gute war richtiggehend verschnupft. »Haben wir eigentlich genug Wein im Haus?«, versuchte ich die Situation jedenfalls ansatzweise zu retten. »Zu der Meerforelle benötige ich dringend einen knacketrockenen Weißen.«
    »Ich weiß es nicht. Wir sollten wohl besser noch eine Flasche kaufen«, schlug Thomas ungemein höflich und mit starrem Gesicht vor.
    Mist. Und ausgerechnet diesen Augenblick musste sich Harry aussuchen, um mir triumphierend mitzuteilen, dass er in der Nähe des Plattmann’schen Holzunterstandes tatsächlich blaue Lacksplitter an einem Feldstein gefunden hatte. »Ich bin auf Knien durch die Walachei gerobbt.« Es klang grässlich selbstzufrieden.
    »Toll. Hör mal, Harry –«
    »Und was soll jetzt damit geschehen? Ab ins Labor?«
    »Wenn du da Beziehungen hast.«
    »Natürlich. Paul Briegel.«
    Natürlich. »Hör mal, Harry –«
    »Ist bei dir alles in Ordnung? Du klingst so komisch, Hemlokk. Behandelt er dich etwa nicht gut?« Er lachte dröhnend, während ich mir auf die Lippe biss. »Oder bist du stinkig, dass ich mich erst jetzt melde? Aber das habe ich extra gemacht, weil ich das junge Glück nicht stören wollte.«
    »Lieb von dir«, quetschte ich hervor.
    Thomas kickte mit voller Wucht einen Stein ins Wasser und stapfte wortlos weiter. Wenn Rücken sprechen könnten, sagte seiner ungefähr Folgendes: Es reicht. Würg den Gierke endlich ab und hör auf, Detektivin zu spielen. Ich habe die Schnauze voll.
    »Pass auf, mach einfach, was du für richtig hältst, Harry, ja?«
    »Hemlokk, was ist –«
    »Bis denn, Harry!«
    Ich sprintete hinter meinem Lover her. »Thomas, nun warte doch!«
    »Wozu?«, erkundigte er sich eisig.
    Ich hätte schreien können. Wieso tobte der Kerl nicht, wenn ihm danach war? Wieso sagte er nicht klar und deutlich, was ihm nicht passte? Und wieso zum Teufel war er dermaßen unfähig, mich meine Arbeit tun zu lassen? Ich habe nun einmal keinen Nine-to-five-Job, in dem man mir sagt, was ich erledigen soll. Als Privatdetektivin war ich darauf angewiesen, nach allen sich bietenden Gelegenheiten und krummen Wegen zu suchen, um vielleicht irgendwann einmal ans Ziel zu gelangen. Ich hatte es mit Menschen zu tun, und die hörten nicht auf zu leben, nur weil Dr. Thomas Breitschedt mit mir in den Urlaub fuhr. Und dass die Lackreste am Findling wirklich blau waren, wertete ich ja wohl zu Recht als beachtlichen Teilerfolg.
    Wir kehrten um, fuhren zum Supermarkt und erstanden sicherheitshalber gleich zwei Flaschen Wein. Heutzutage ist das ja gefahrlos möglich, in früheren Zeiten hätte man dafür Haus und Hof verspielen oder einen Kredit aufnehmen müssen.
    Die Meerforelle schmeckte wunderbar, der Wein entpuppte sich als äußerst trinkbar, und die Stimmung war trotzdem im Eimer. Zaghaft schlug ich vor, den Kaminofen anzuschmeißen, weil es dadurch kuscheliger wurde und ein knisterndes Feuer oftmals auch atmosphärisch als Eisbrecher wirkt. Aber nicht bei Herrn Breitschedt, der nach einer halben Stunde lediglich bemerkte: »Mir wird es ein bisschen warm. Bist du damit einverstanden, wenn ich die Terrassentür öffne?«
    Grundgütige, hilf! Dagegen war der Umgangston zwischen dem nordkoreanischen Diktatorenclan und dem Rest der Welt ja geradezu freundschaftlich. »Ja«, stimmte ich dementsprechend knurrig zu.
    Er nahm sein Glas, öffnete die Verandatür und trat hinaus. Es regnete. Er wurde nass. Und ich fand sein Verhalten höchst albern.
    »Thomas«, sagte ich leise.
    Er drehte sich um und blickte mich mit einem dermaßen traurig-bekümmerten Blick an, dass es einen Hund zu Tränen gerührt hätte. »Wir müssen noch einmal ganz von vorn anfangen,

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