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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Sichtspalt in einen glühenden Ofen hinein. »Ich wusste es!«
    »Gar nichts weißt du«, giftete Florin zurück. »Du hast mich behandelt, als wäre ich dein Eigentum. Dabei verteidigte ich das Königreich, schaffte Ordnung und brachte es nach vielen Jahren des Niedergangs, den deine Nachlässigkeit verschuldete, wieder zu neuer Kraft. Aber bekam ich es gedankt?«
    »Und da wolltest du dir selbst danken!« Vouivre spannte die Muskeln an. »Du kleiner …«
    Florin schnappte überraschend zu, packte den rechten Vorderlauf des Altvorderen und warf sich herum; gemeinsam stürzten sie in den eisigen Kanal.

XVII.
     
Ort und Zeit unbekannt
    Der Schleier um Silenas Verstand hob sich.
    Sie erwachte aus dem trägen Dösen und konnte nicht sagen, wie viel ihrer kostbaren Zeit sie in diesem Zustand verschwendet hatte. Durch die Fenster wechselten sich Licht und Nacht ab, Tage vergingen, das wurde ihr bewusst. Aber zu zählen vermochte sie nicht.
    Sie stützte sich in dem Bett auf und hatte den Geschmack von Reis und Gewürzen im Mund. Wann habe ich gegessen?
    Zum ersten Mal erkannte sie das Zimmer, in dem sie lag. Die Wand gegenüber dem Bett bestand aus Papier, hinter der sie die Umrisse von Menschen sah, die anderen Wände waren massiv und mit Teppichen geschmückt, auf denen asiatische Drachen abgebildet waren; zwei schwarz lackierte Schränkchen befanden sich ebenfalls in ihrem Zimmer. Tassen und zwei Teekannen waren auf einem abgestellt worden, es roch nach Jasmin und Rosen. Für einen winzigen Moment keimte die Hoffnung in ihr auf, sich am selben Ort wie Grigorij zu befinden.
    Sie schaute an sich herab, unter die Decke und stellte fest, dass sie nackt war und mehrere dünne Verbände an den Armen und Beinen trug, gleichermaßen im Gesicht.
    Die Erinnerung an den Chinesen, der ihr den Fausthieb verpasst hatte, kehrte zurück. Verdammt! Ich bin in die Hände der Drachenfreunde gefallen. Was sie mit ihrer Gefangennahme bezweckten, wusste sie nicht. Sie werden sich bald wünschen, mich in Dresden getötet zu haben.
    Silena legte eine Hand auf den Bauch, horchte in sich auf das Kind. Die Schmerzen im Unterleib sind weg. Hoffentlich geht es ihm gut. Sie versuchte aufzustehen, aber ein Schwindelanfall ließ sie zurück auf das Lager sinken.
    Schritte näherten sich der Papierwand.
    »Grigorij?«, sagte sie schwach.
    Ein Teil der Wand wurde zurückgezogen. Eine zierliche Chinesin in einem weiten, kimonohaften Gewand betrat das Zimmer und hielt ein Tablett mit Essen in der Hand. Sie blieb stehen, als sie bemerkte, dass Silena erwacht war, und rief etwas.
    Und nun? Sie sah zur Chinesin, die die Mahlzeit abstellte und sich mit einem scheuen Lächeln näherte, um die Fenster zu öffnen. Sie wirkte weder bedrohlich noch feindlich. Taktik? »Was wollen Sie von mir?«, fragte sie, ihre Stimme brach mehrmals.
    Die Frau reichte ihr schweigend eine Tasse kalten Tee.
    »Sie verstehen mich nicht?« Silena trank davon, lauschte und vernahm Stimmengewirr, das fremdländisch durch das Fenster drang. Wohin haben sie mich gebracht?
    Drei Chinesen gesellten sich zu ihnen, einer von ihnen war derjenige, welcher sie niedergeschlagen hatte. Er trug noch immer einen grauen Anzug, die anderen beiden wirkten auf sie wie einfache Arbeiter in blauen Jacken und Hosen sowie mit Strohhüten auf dem Kopf.
    »Bitte vergeben Sie uns die Umstände unseres Zusammentreffens«, sagte der Anzugträger und verneigte sich. »Mein Name ist Li Zhiao.«
    »Schön, Herr Zhiao. Meinen Namen kennen Sie ja«, gab sie bissig zurück. »Was immer Sie und Ihre Drachenanbeter als Lösegeld erpressen wollen oder welche Forderungen Sie stellen, um …«
    Zhiao lächelte. »Nein, Großmeisterin. Wir sind keine Drachenanbeter. Wir sind das genaue Gegenteil von ihnen. Deswegen haben wir Sie und Ihren Freund mitgenommen.«
    Sie stutzte. »Sie können mir viel erzählen, Zhiao. Haben Sie etwas mit dem Verschwinden meines Mannes zu tun?«
    »Nein. Es ist die Wahrheit, die Sie mir glauben werden, wenn ich Ihnen die ganze Geschichte erzählt habe.« Er wechselte einige Worte mit der Chinesin, die schließlich zusammen mit den beiden anderen den Raum verließ. »Ich habe sie geschickt, damit sie Fayence zu uns holen. Bis er hier ist, habe ich Ihnen alles erklärt.«
    »Er kennt Ihre Lügen schon?«
    »Ja. Er war nicht so schwer verletzt wie Sie, auch wenn man das im ersten Moment nicht geglaubt hätte.« Zhiao nahm einen Stuhl und setzte sich an ihr Bett. »Die alte Hua ist eine sehr

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