Drachenkampf - Zwergenkrieger
einem besonderen Grund an diesen geschützten Ort gebracht, denn ich will zu Euch von Andrak sprechen. Und was ich zu sagen habe, betrifft zugleich Eure Aufgabe. Ich hatte Euch bislang nicht hergebeten. Nicht weil Ihr verwundet wart, sondern weil Ihr damals, als Ihr zu mir kamt, nicht imstande gewesen wärt zu bewältigen, was ich Euch nun sagen muß. Selbst jetzt noch besteht die Möglichkeit, daß es Euch auseinandertreiben wird, doch ich glaube es nicht, wenngleich es das Band zwischen Euch bis zum Äußersten belasten wird.
Andrak sitzt in einer Feste in den Bergen von Xian. Von dort aus hat er seine dunklen Kräfte dazu benutzt, das Gezücht und andere Wesen gegen Euch zu senden. Denn er fürchtet, daß Ihr die beiden sein könntet, von denen in den alten Prophezeiungen gesprochen wird, die zwei Feinde, die aus Ehre einander verbunden sind:
Einer zu hüllen in Nebel den Weg;
Einer zu führen auf pfadlosem Steg.«
Von seinem Hals nahm der Wolfmagier eine Lederschnur, an der ein Anhänger aus Silveron befestigt war. Er reichte ihn Elyn. »Nehmt dies, Maid Elyn, und tragt es, denn mich dünkt, Ihr seid dazu bestimmt, den Weg >in Nebel zu hüllen<. Es ist ein Mittel, das Euch vor Euren Feinden schützen wird, etwas, das sie daran hindern wird, Euch zu sehen. Ich habe es nur in Verwahrung genommen, bis es gebraucht würde, und mich dünkt, die Zeit ist nun gekommen.
Ihr würdet es vielleicht ein Ding der >Magie< nennen, doch für mich hat dieses Wort keine Bedeutung. Es ist einfach etwas, das verbirgt. Nein, nicht verbirgt, das ist das falsche Wort; vielleicht sollte man es ein Ding der Ungegenwart nennen. Ich trug es in der Nacht, als Ihr in den Wolfswald kamt, in der Nacht, als Ihr mich nicht saht, bis ich es wollte. Oh, ich war nicht unsichtbar, und Ihr hättet mich jederzeit erblicken können, wenn Ihr es selbst gewollt hättet. Nein, dieses Amulett macht den Träger nicht unsichtbar, es macht ihn nur ungesehen. Denn diejenigen, die nicht den Willen dazu haben, wie auch jene, die nicht darum wissen, werden überallhin blicken, nur nicht direkt auf den, der es trägt.
Es wird Euch ebenso wie Thork vor Andraks Augen schützen; denn das Feld dieses Anhängers ist dergestalt, daß Andrak um Euch beide herumblicken wird, solange Ihr nahe zusammen bleibt; somit wird Andrak nicht wissen, wohin er seine üblen Geschöpfe senden soll. Doch gebt Obacht, denn je näher ihr ihm kommt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß er Euch ausfindig macht, und desto näher muß Thork Euch bleiben, Elyn. Hier, fern von Andraks Feste, könnte Ihr wie immer reiten, wie es Euren Wünschen entspricht. Doch wenn Ihr Euch Andrak nähert, dann dürft Ihr Euch nicht mehr als einen Schritt oder zwei voneinander entfernen, oder der von Euch, der das Amulett nicht trägt, wird seinem Blick offenbart - und dann wird nichts mehr Euch verbergen.«
Langsam streckte Elyn die Hand aus und nahm das kostbare Geschenk entgegen und starrte wie gebannt darauf, wie es in ihrer Hand glitzerte. »Ich habe keine ... Übung darin, keine Erfahrung, mit ... so etwas ... umzugehen.«
»Habt keine Furcht«, sagte der Wolfmagier. »Es bedarf keiner Übung. Gewiß, es gibt solche wie mich, die seine Kraft gezielt einsetzen können. Aber was Euch betrifft, so braucht es keine Erfahrung, denn es wird Thork und Euch schützen, wenn jemand nach Euch sucht, der Euch feindlich gesonnen ist. Behaltet es einfach bei Euch, und Ihr werdet ungesehen bleiben ... ungesehen von Euren Feinden. Doch denkt daran, wenn der Feind die Kraft dazu besitzt und die Absicht, das Hindernis zu überwinden, dann wird er Euch sehen, ob Ihr das Amulett tragt oder nicht. Legt es jetzt an, Maid Elyn, denn Ihr werdet nun bald aus meinem Reich aufbrechen, und ich möchte nicht, daß Andrak einen von Euch beiden sieht.«
Und Elyn legte langsam die Lederschnur um den Hals und schob das Silveron-Amulett unter ihre Lederkleidung. Der Wolfmagier stieß einen beifälligen Laut aus, wenngleich weder Elyn noch Thork sehen konnten, daß sich irgend etwas verändert hatte.
»Eins noch, was den Silveron-Stein betrifft, Maid Elyn: Wenn Ihr es seid, von der die Prophezeiung kündet, dann wird Euch dieser Stein im Reich des Schreckens beschützen; doch es wird eine Zeit kommen, da Ihr ihn von Euch werfen werdet — aber das muß so sein, denn auch der Stein hat ein Schicksal zu erfüllen; also ist es vorherbestimmt.«
Als Elyn über diese seltsamen Worte nachsann, wandte der Magier sich dem Zwerg zu
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