Drachenkampf
Ausbruch verhelfen«, flüsterte das junge Mädchen in verschwörerischem Ton.
»Wenn das so ist …«
Also betrat Aude am Arm von Laincourt den Salon, in dem Madame de Chevreuse geistesabwesend in einem Werk der Astrologie blätterte. Somit erfuhr er gleichzeitig mit der jungen Frau, dass sie als Hofdame in den Hofstaat der Königin aufgenommen wurde. Es war ein unendliches und unerwartetes Privileg. Im Gefühlstaumel vergaß Aude die Regeln des Anstands, warf sich der Herzogin zu Füßen, um ihr die Hände zu küssen, und nannte sie ihre Wohltäterin. Diese befahl ihr lachend, sie möge sich wieder erheben, und als ihrem Gebot nicht Folge geleistet wurde, bat sie Laincourt einzugreifen. Er verstand es also als seine Pflicht, Aude dabei zu helfen, auf einem Sessel Platz zu nehmen und ihr die Hand zu halten.
Sie weinte, aber es waren Tränen der Freude.
»Werdet Ihr mich besuchen kommen, Monsieur?«, fragte sie.
Arnaud de Laincourt lächelte.
Die Hofdamen stammten alle aus bestem Hause und wohnten bei Hofe unter der strengen Aufsicht einer Gouvernante. In der Öffentlichkeit tauchten sie lediglich auf, wenn sie zu großen Anlässen die Königin begleiteten. Und sich ihnen zu nähern, war beinahe unmöglich …
»Aber Madame«, sagte er mit sanfter Stimme, »dafür müsste doch auch ich erst in das Gefolge der Königin aufgenommen werden …«
Und noch bevor Aude ihr Bedauern darüber zum Ausdruck hatte bringen können, verkündete die Chevreuse in scherzhaftem Ton: »Pah! Betrachtet diese Sache als erledigt, Monsieur.«
Es wurde bereits Abend, als die drei Reiter die Herberge erblickten. Seit ihrem Aufbruch in Ivry hatten sie kaum drei Worte gewechselt. Mirebeau, der voranritt, schien nicht in redseliger Stimmung zu sein. Und was Rauvin betraf – der verlieh seinem Misstrauen durch Schweigen und eindringliche Blicke Ausdruck, auf die Leprat mit vorgetäuschtem Gleichmut reagierte.
Doch in Wahrheit machte ihm diese Feindseligkeit schwer zu schaffen. Stetig und schleichend strapazierte sie die Nerven, drohte zu einem Fehltritt zu verleiten und eine Konfrontation zu provozieren. Mirebeau jedoch tat so, als sei nichts, und auch der Musketier ließ sich nichts anmerken. Am unangenehmsten war aber, dass Rauvin absichtlich an letzter Position ritt – ein Mittel, Leprat zu zeigen, dass er ihn im Auge hatte. Abgesehen davon war er nicht die Sorte Mann, die man gern im Rücken hatte …
Die Reiter blieben einen Moment lang auf einer Anhöhe stehen.
Die Herberge lag noch ein gutes Stück entfernt. Sie befand sich ziemlich abgelegen und war ursprünglich ein Bauernhof gewesen, dessen Gebäude aus massivem Mauerwerk sich um einen Innenhof gruppierten, auf den man durch ein Eisentor gelangte. Gegenwärtig standen die beiden großen Flügel offen, und in dem von Laternen erhellten Hof herrschte reges Treiben. Die Mehrzahl der Fenster war erleuchtet. Festlicher Lärm drang durch die Nacht – Gelächter, Rufe, Musik und Gesang.
»Sind wir da?«, erkundigte sich Leprat.
»Ja«, antwortete Mirebeau und trieb sein Pferd mit den Hacken an.
In vollem Trab erreichten sie den Gasthof und saßen ab, nachdem sie das Hoftor durchquert hatten. Am Zaumzeug führten sie ihre Pferde bis direkt zu den Ställen. Im Hof waren Tische aufgestellt worden, zusammen mit einem Podium, auf dem die Musiker spielten. Es wurde getanzt. An den Tischen wurden Lieder gesungen, und man klatschte im Takt dazu in die Hände, erhob die Gläser und leerte sie dann in einem Zuge. Die meisten Männer waren Soldaten und gönnten sich einen letzten ausschweifenden Abend, bevor sie wieder zu ihren Regimentern zurückkehrten. Hier fanden sie alles, wonach es sie verlangte: Trinkkumpane, Wein und Frauen. Diese waren in kleinerer Zahl anwesend, hatten jedoch nichts dagegen, berauscht und schamlos von Arm zu Arm zu wandern, sie tanzten abwechselnd mit jedem und setzten sich bereitwillig auf jeden Schoß, waren für jede Albernheit zu haben, lachten, wenn sie einer ein wenig grob an der Taille fasste oder sich ein Gesicht in ihr Dekolleté verirrte. Alles Weitere jedoch musste bezahlt werden, und so manches Paar sonderte sich ab, abseits von Laternen und neugierigen Blicken, für ein paar schnelle, heftige Umarmungen.
Mirebeau war mit dem Ort vertraut und dort kein Unbekannter. Er rief den jungen Stallburschen herbei, der mit einer Eilfertigkeit darauf reagierte, die nur guten Gästen vorbehalten war, und befahl ihm, die Pferde zu versorgen, jedoch ohne sie
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