Drachenkampf
müde wurde, den Frauen nachzusteigen, und trotz seines fortgeschrittenen Alters weiter den Jüngling mimte.
»Wahrscheinlich mag die Chevreuse bloß alte Knacker«, sagte Marciac. »Als er sie heiratete, war der Herzog von Luynes vierzig, glaube ich, der Herzog von Chevreuse schon vierundvierzig. Und jetzt Châteauneuf …«
»Kommt hinzu, dass Châteauneuf dem Herzog von Chevreuse noch größere Hörner aufsetzt«, sagte La Fargue. »Er ist zwar nicht der Erste, und wie man die Herzogin kennt, werden ihm noch weitere folgen, aber indem er der Chevreuse Mirebeau für ihre Intrigen zur Verfügung stellt, macht er sich zu ihrem Komplizen. Und wer weiß, ob ihm nicht bereits in der Vertraulichkeit des Alkovens das eine oder andere Staatsgeheimnis herausgerutscht ist?«
»Und das, wo ein Krieg gegen Lothringen kurz bevorsteht«, fügte Leprat noch hinzu.
»Aber ich dachte, dass Châteauneuf dem Kardinal voll und ganz ergeben ist«, sagte der Gascogner.
»Damit war es wahrscheinlich an dem Tag vorbei, als er dem Blick der schönen Herzogin begegnete«, vermutete der Hauptmann der Klingen. »Gott weiß, was diese Teufelin ihm bereits in den Kopf gesetzt hat … Erinnert euch nur an diesen Ball, auf dem Châteauneuf tanzte, während der Kardinal mit dem Tode rang.«
Der Musketier nickte.
»Das war kurz nach der Hinrichtung von Montmorency. Angeblich hat sich Châteauneuf bereits als Nachfolger seines Herrn im Dienste des Königs gesehen.«
»Das wäre ein Triumph für die Chevreuse gewesen«, stellte Marciac fest. »Ihr schlimmster Feind stirbt, und ihr Liebhaber wird der Erste Minister des Königs …«
»Aber der Kardinal starb keineswegs«, gab La Fargue zu bedenken.
»Hast du Châteauneuf getroffen?«, fragte der Gascogner.
»Ja«, erwiderte Leprat. »Der Marquis hat mich übrigens gebeten, mich der Eskorte von Edelmännern anzuschließen, die ihn nach Dampierre begleiten, auf den Ball, den die Herzogin dort veranstalten wird. Wir brechen morgen auf, und da Mirebeau die Nacht mit seiner Mätresse verbringen wollte, habe auch ich dieselbe Entschuldigung vorgeschützt, um mich davonzustehlen. Aber ich dachte, es sei klüger, das Palais Épervier zu meiden, und ich muss zugeben, dass mir mein eigenes Bett gefehlt hat …«
Marciac betrachtete das fragliche Bett genauer, was ihn auf abgründige Gedanken brachte. Denn selbst, wenn man sich darin ein oder zwei nackte, junge Schönheiten vorstellte …
Ein Kirchturm läutete.
Als er merkte, wie spät es bereits war, erhob sich La Fargue und wollte gehen.
»Sehr gute Arbeit, Leprat. Meine Glückwünsche.«
»Danke, Hauptmann.«
»Sieh dich weiterhin vor.«
»Ja … Ach übrigens, hat es in der Herberge in Neuilly Verletzte gegeben?«
»Unter den Garden? Nur Fleischwunden und ein paar Beulen, soweit ich weiß. Aber Rochefort kocht noch immer vor Wut.«
»Sagt ihm, dass ich … Nein. Wenn ich es mir recht überlege, behalte ich mir das Vergnügen vor, ihm eines Tages selbst die Wahrheit zu sagen.«
Der Hauptmann der Klingen lächelte. Auch er hatte nicht gerade viel für Rochefort übrig.
»Also, abgemacht.«
Er verließ das Zimmer als Erster und ging die Treppe hinunter, während Marciac dem Musketier noch auf dem Treppenabsatz die Hand drückte.
»Nachdem du jetzt eigentlich bei deiner Mätresse sein solltest – was würdest du sagen, wenn wir, du und ich, einen Besuch machen würden? Ich kenne da zwei Schwestern, die hier ganz in der Nähe wohnen …«
»Ich bin müde, Marciac.«
»Sag dir einfach, es sei zum Besten deiner Mission …«
»Bis bald, Nicolas.«
»Also gut, wie du willst … Aber du vergisst dein Pflichtbewusstsein, Antoine. Das ist sehr schlecht. Und was für eine Enttäuschung für mich!«
»Raus!«
Unten auf der nächtlichen Rue Cocatrix traf La Fargue auf Almadès, der Wache hielt. Kurz darauf gesellte sich auch Marciac zu ihnen, und der Hauptmann der Klingen verkündete:
»Ich habe noch zu tun. Bis morgen.«
Die beiden anderen blickten sich verwundert an.
Dass La Fargue den Gascogner allein zurückließ, war nichts Ungewöhnliches, aber dass er sich von Almadès trennte …
»Hauptmann«, warf Marciac im Namen des spanischen Fechtmeisters ein. »Seid Ihr wirklich sicher, dass …«
»Bis morgen.«
Und der alte Edelmann zog allein von dannen.
»Folgen wir ihm«, sagte der Gascogner nach einer Weile.
»Nein.«
»Aber es ist doch zu seiner eigenen Sicherheit!«
»Nein«, wiederholte Almadès ungerührt.
»Also gut,
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