Drachenkampf
Stahl nicht immer ausreichen. Und es sind diese Gefahren, die Königin betreffend, die den Kardinal und die Ordensvorsteherin der Burgschwestern beunruhigen …«
Bei den Gefahren, auf die La Fargue anspielte, handelte es sich um die Drachen und ihre Magie, und er täuschte sich nicht, wenn er sagte, dass es im Kampf dagegen mehr brauchte als gute Soldaten. Man brauchte eherne Gemüter und anderen Zauber. Man brauchte die Schwestern vom heiligen Georg, die den Thron Frankreichs bereits seit drei Jahrhunderten beschützten. Doch die Burgschwestern – damit betraut, die Sicherheit von Königin Anne zu gewährleisten – behaupteten, diese heilige Pflicht fortan nicht mehr allein erfüllen zu können.
»Um was genau handelt es sich?«, fragte der Hauptmann der Klingen.
Und Agnès musste widerstrebend zugeben: »Es stimmt, dass die Königin nichts tut, um den Burgschwestern ihre Aufgabe zu erleichtern. Man könnte sogar sagen, dass sie bemüht ist, sie dabei zu behindern …«
»Die Königin hasst die Schwestern vom heiligen Georg nicht erst seit gestern.«
»Ach, deshalb erspart sie denjenigen, die in ihrem Dienst stehen, nichts. Sie zeigt ihnen die kalte Schulter, lässt absolute Verachtung erkennen, lässt keine Gelegenheit aus, sie herabzusetzen. Nach allem, was ich bisher erfahren konnte, ist das nichts Neues. Was jedoch neu ist, ist, dass die Königin die Burgschwestern, soweit es ihr möglich ist, abseitshält. Und manchmal noch mehr. So wie letzten Freitag, als sie ihnen verbot, sie in den Val-de-Grace zu begleiten.«
Der Val-de-Grace in der Rue Saint-Honoré war ein Konvent, zu dem Anne den Grundstein gelegt hatte und in den sie sich gern zurückzog.
»Das ist der Gipfel des Leichtsinns«, kommentierte La Fargue.
»Der Groll der Königin gegen den Weißen Orden scheint sich noch gesteigert zu haben …«
»Also könnte es keine bessere Wahl als dich geben. Es hat nicht viel gefehlt, und du hättest den Schleier der Schwestern vom heiligen Georg genommen. Du hattest dein Noviziat beinahe beendet, und du …«
»Ich habe ein neues Kapitel aufgeschlagen, Hauptmann«, unterbrach ihn die junge Frau.
»Ich weiß, Agnès. Ich verlange ja nicht mehr, als dass du dich auf deinen Instinkt verlässt und nach bestem Gewissen handelst. Du bist in der Lage, Dinge zu erahnen, die uns anderen entgehen.«
Einen nachdenklichen Moment lang wandte sich Agnès zum Fenster, dann fragte sie: »Hat Mutter Emmanuelle de Cernay versucht, mich zu erreichen?«
Die frühere Ordensvorsteherin der Schwestern von Heilig-Georg, Emmanuelle de Cernay, hatte Agnès aus Zuneigung ihre Hilfe versprochen. Es ging darum zu erfahren, was aus einem Leutnant der Schwarzen Garde geworden war. Dieser junge Leutnant war sowohl der Sohn eines alten Freundes von Hauptmann La Fargue und der Bruder eines Mitglieds der Klingen, der im Einsatz umgekommen war. »Nein«, gab der alte Edelmann zu.
»Gebt mir umgehend Bescheid …«
»Ich verspreche es, Agnès.«
»Ich muss jetzt gehen … Ach, gibt es Neuigkeiten von Leprat?«
»Auch nicht.«
»Und was ist mit dem Alchemisten?«
Daraufhin schwieg La Fargue. Die junge Frau nahm an, dass es nichts hinzuzufügen gab, und ging.
An jenem Nachmittag fand Laincourt das Hôtel de Chevreuse in Aufruhr vor. Im Hof unter der brennenden Sonne beluden die Bediensteten Wagen mit Möbeln, Truhen, Kisten und zusammengerollten Wandteppichen. Die Herzogin zog nicht wirklich aus, aber sie traf Vorbereitungen, um eine Weile woanders zu wohnen. Und zwar in ihrem Schloss in Dampierre.
Auf der Freitreppe traf Laincourt den Butler der Herzogin, wo dieser damit beschäftigt war, allerlei Befehle zu erteilen und den Umzug zu überwachen. Da er in diesen Mauern mittlerweile bekannt war, musste sich der junge Mann nicht mehr vorstellen und bat um ein Treffen mit Aude de Saint-Avold. Man sagte ihm, dass sie im Begriff war abzureisen, und niemanden mehr empfing. Doch Laincourt insistierte: Er würde auf der Terrasse warten und wünsche nur eine kurze Unterredung. Schließlich lenkte der Butler ein.
»Gewiss, mein Herr.«
Mit einem Fingerschnippen rief er einen Kammerdiener herbei, dem er auftrug, die Nachricht zu überbringen.
Laincourt wartete auf der Terrasse und bewunderte den herrlichen Garten, der sich bis zur Rue Saint-Nicaise erstreckte.
Madame de Chevreuse verließ also die Stadt …
Man würde ihrem Beispiel bald folgen. So heftig und willkommen das nächtliche Gewitter, das kürzlich über die Hauptstadt
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