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Drachenkampf

Drachenkampf

Titel: Drachenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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waren riesige gepanzerte Reptilien. Sie hatten drei Paar sehr kurzer Beine und waren schwer und behäbig, aber so unglaublich stark, dass sie leicht eine Mauer umstoßen oder mit einem Schritt ein Haus zum Einsturz bringen konnten. Sie waren ebenso sanftmütig wie dumm und deshalb exzellente Zugtiere. Gern wurden sie auch für Hebevorrichtungen auf Baustellen verwendet.
    Und Baustellen gab es im Viertel, in dem sich das Kardinalspalais befand, zuhauf.
    »Tut Euer Bestes«, sagte Richelieu und ließ den Vorhang wieder zufallen.
    Aber er machte sich keine Illusionen: Die Zeit, die eine Tarasque brauchte, um eine Straße zu überqueren, war die Zeit, die eine Tarasque eben brauchte – daran war nicht viel zu ändern.
    Der Kardinal betrachtete den Brief, den Rochefort immer noch in der Hand hielt. Er war zerknittert und voller Flecken und erschien ihm etwas dicker als ein normaler Brief. Mit Sicherheit enthielt er etwas.
    Er fasste ihn nicht an.
    »Öffnet ihn, bitte.«
    Der Graf riss ihn auf und faltete ihn mit einer gewissen Sorge auseinander. Die Bedrohung durch ein Attentat auf den Kardinal schwebte immer über ihnen. Nun gab es Gifte aus der draconischen Alchemie, die in feinpudriger Form den ersten töteten, der sie einatmete.
    Der Brief der Italienerin stellte jedoch keine Gefahr dar. Dafür ließ das, was er enthielt, Rochefort instinktiv und abergläubisch zurückweichen.
    Nun regte sich auch das Interesse des Kardinals.
    »Und?«
    »Eminenz, seht Euch das an …«
    Richelieu richtete seine Augen auf das, was ihm sein Gegenüber in dem auseinandergefalteten Brief zeigte. Es handelte sich um ein Siegel aus schwarzem Wachs, mit dem Zeichen des Ersten Zirkels der Schwarzen Kralle.
    »Eminenz … Ist es das, was ich denke?«
    Der Kardinal nahm sich die Zeit, es ganz genau zu betrachten, dann nickte er schweigend.
    »Ganz sicher, Rochefort.«
    »Aber wie ist die Italienerin bloß daran gekommen?«
    »Eine Frage, die man ihr gern stellen würde, nicht wahr?«
    Und während sich seine Karosse wieder in Bewegung setzte, wandte sich Richelieu erneut dem zugezogenen Vorhang im Fenster seiner Wagentür zu – als betrachte er ein Schauspiel, das nur er sehen konnte.

3
    A m frühen Abend ritt Rochefort zum Palais Épervier . In großer Eile sprang er vom Pferd, warf André die Zügel zu und erklomm die Freitreppe.
    Im Inneren traf er am Fuße der großen Treppe auf Leprat, der ihn von den Klingen nach La Fargue zweifelsohne am wenigsten mochte. Der ehemalige Musketier ertrug es nicht, dass Rochefort hier ein und aus ging, wie es ihm passte. Er war keiner von ihnen und würde es auch nie sein. Daher bedachte Leprat ihn schweigend mit einem eisigen Blick.
    Doch der Mann des Kardinals hatte es sehr eilig und kümmerte sich nicht darum.
    »La Fargue?«, fragte er.
    Sein Gegenüber zeigte in Richtung des großen Zimmers im Erdgeschoss, das die Klingen zum Waffensaal umfunktioniert hatten. Es handelte sich um einen hohen, lang gezogenen Raum, der mit Goldverzierungen versehen und jetzt fast leer war, die Fenster gingen zum Garten hinaus. La Fargue unterhielt sich gerade mit Agnès und Marciac, als Rochefort eintraf. Die Unterhaltung brach sofort ab, alle Blicke richteten sich auf den Eindringling.
    »Wir müssen reden«, verkündete er.
    La Fargue betrachtete ihn einen Moment.
    Dann nickte er und wies mit dem Kinn auf die Tür eines Vorzimmers, in das Rochefort mit forschen Schritten vorausging. Als die Tür geschlossen worden war, drehten sich Agnès und Marciac neugierig zu Leprat um, der das Ganze von der Schwelle der großen Treppe aus beobachtete.
    »Die Italienerin?«, fragte die junge Baronin.
    Leprat zuckte die Achseln, bevor er sich umschaute und Saint-Lucq kommen sah.
    Das Mischblut, das zur selben Zeit wie La Fargue von einer Mission zurückgekehrt war, war noch einmal fort gewesen und soeben erst wiedergekommen. Niemand dachte daran, ihn zu fragen, wo er gewesen sei und womit er seine Zeit verbracht hatte. Agnès bemerkte, dass seine Kleider – wie immer tiefschwarz und perfekt sitzend – sauber und frisch geplättet waren. Das waren sicher nicht dieselben Kleider, die er getragen hatte, als er La Fargue und Almadès begleitet hatte. Aber seine Stiefel waren staubig, woran man erkennen konnte, dass er auf einer staubigen Straße geritten sein musste, nachdem er sich umgezogen hatte.
    »Guten Abend«, sagte er in die Runde.
    Beunruhigt, wie sie waren, antworteten ihm die anderen nur nebenbei, ohne dass ihn das

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