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Drachenkampf

Drachenkampf

Titel: Drachenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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zwei Chirurgen.
    Und ein Zaubermeister.
    Jedes Haus von Rang musste einen haben. Die Anwendung der draconischen Magie war gegen das Gesetz, aber die Zaubermeister waren keine Magier – oder galten zumindest nicht als solche. Aber ihre Kenntnisse der Arkanologie und ihr Wissen über die Drachen war begehrt, wenn es darum ging, eventuelle Bedrohungen vorherzusehen und zu vereiteln. Einige nannten sich auch Astrologen oder Wahrsager, andere waren Ärzte oder Philosophen, einige sogar Männer der Kirche. Unter ihnen fanden sich viele Scharlatane und unqualifizierte Schwätzer. Dennoch war die draconische Magie für einige Gelehrte ein ernsthafter Forschungsbereich, der eine sachliche Betrachtungsweise verdiente.
    Der Zaubermeister des Kardinals hieß Pierre Teyssier. Er war ein brillanter Geist von großer Originalität, den Richelieu nur selten beanspruchte, aber dessen Forschungen und Publikationen er als Mäzen und Freund der Wissenschaft finanzierte.
    Meister Teyssier wohnte in der Rue des Enfants-Rouges, und an jenem Tag erwartete er dort den Besuch der Klingen.
    Begleitet von Ballardieu begaben sich Agnès und Marciac zu Pferd in die Rue des Enfants-Rouges . So ersparten sie ihren Stiefeln den Kontakt mit dem Pariser Schmutz, der nicht nur klebte und stank, sondern sich zudem als ziemlich ätzend erwies und auch das beste Leder ruinierte. Sie konnten auch besser atmen, oben auf dem Pferderücken, wo sie das Gedränge aus Menschen überragten, das bei dieser Hitze schnell bedrückend werden konnte. Sie überquerten die Seine über den Pont-Neuf , weniger um etwas von dem vergnüglichen Treiben dort mitzubekommen, als aufgrund seiner offenen Bauweise. Diese Brücke hatte die Besonderheit, nicht von Häusern eingefasst zu sein. Also konnte man auf ihr die frische Luft genießen und dazu einen einzigartigen Blick über die Flussufer der Hauptstadt. Wenn man jedoch die Kais hinter sich ließ, musste man sich wieder auf die drückende, lärmende und schmutzige Atmosphäre von Paris gefasst machen.
    Ballardieu ritt am Schluss des Zugs und wirkte abwesend, während die drei Klingen im Schritt die enge und belebte Place de Grève vor dem Hôtel de Ville überquerten, ohne die verwesenden Leichen an den Galgen zu beachten. Dann nahmen sie die Rue des Coquilles und die Rue Barre-au-Bec , schmale mittelalterliche Gässchen, in denen sich alles drängte, und ritten die Rue Sainte-Avoye und schließlich die Rue du Temple hinauf bis an ihr Ziel.
    Die Rue des Enfants-Rouges war im Nordosten der Hauptstadt gelegen und nach dem dort befindlichen Waisenhaus benannt, dessen kleine Bewohner in Rot gekleidet waren. Es lag in einem ruhigen Viertel, in dem es noch zahlreiche landwirtschaftliche Anbauflächen gab und das überragt wurde von dem imposanten Burgfried, der sich auf dem dortigen Kirchengrund erhob. Diese ehemalige Templerkomturei war von einer Wehrmauer umgeben und gehörte mittlerweile dem Orden der Burgschwestern.
    Mit dem Finger zeigte Marciac auf das Haus, das La Fargue ihnen genannt hatte, bevor sie das Palais Épervier verlassen hatten.
    »Da ist es«, sagte er.
    Agnès und er saßen ab, klopften an die Tür und stellten sich dem alten Diener vor, der ihnen öffnete, während Ballardieu bei den Pferden blieb. Bestimmt gab es ein Stückchen die Straße hinauf eine Schenke, in der der ehemalige Soldat gut auf sie warten konnte. Bei diesem Gedanken leuchteten seine Augen, und der Mund wurde ihm ganz trocken.
    »Betrink dich nicht!«, rief ihm die junge Baronin noch zu.
    Ballardieu versprach es und zog die Pferde an den Zügeln hinter sich her.
    Die Kühle im Domizil des Zaubermeisters war angenehm.
    Während sie in einem Vorzimmer warteten, nahm Marciac seinen braunen Filzhut ab und wischte sich über die Stirn. Agnès beneidete ihn um die saloppe Bequemlichkeit seiner Kleidung: Auch sie hätte gern den Kragen ihres Hemds und das Wams aufgeknöpft – obwohl sie sich eigentlich nicht beklagen konnte. Das Mieder aus dickem Leder, das sie um die Taille geschnürt hatte, war gewiss etwas schwer, aber ihre Reitbekleidung – mit Beinkleidern und Stiefeln – war bei Weitem bequemer als das steife Kleid, das ihr die Etikette aufgrund ihres Geschlechts und Stands eigentlich vorgeschrieben hätte. Eine Etikette, um die sich die junge Baronin Agnès Anne Marie von Vaudreuil jedoch herzlich wenig scherte.
    »Was ist?«, fragte der Gascogner, als er bemerkte, dass sie ihn aus dem Augenwinkel beobachtete.
    »Nichts«, sagte sie

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