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Drachenkampf

Drachenkampf

Titel: Drachenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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zunächst, doch dann fügte sie neckisch hinzu: »Hübsches Wams.«
    Sie standen Seite an Seite und blickten starr geradeaus in das Vorzimmer, in dem es fast keine Möbel gab.
    »Machst du dich über mich lustig?«, fragte Marciac argwöhnisch.
    Er tat immer so, als kleide er sich lässig, ja sogar mit einer gewissen Gleichgültigkeit. Tatsächlich war er aber durchaus bedacht auf das Bild, das er abgab, und auf seine Art ziemlich eitel.
    »Nein!«, verteidigte sich Agnès und verkniff sich ein Lächeln.
    »Na dann … danke«, erwiderte Marciac, der noch immer stur geradeaus blickte.
    Bei dem fraglichen Wams handelte es sich um ein karmesinrotes Kleidungsstück, das Marciac noch nicht getragen hatte, als er allein zu einer längeren Mission nach La Rochelle aufgebrochen war. Der Stoff war von feinster Qualität und der Schnitt äußerst elegant. Also war es teuer gewesen, doch alle bei den Klingen wussten, dass der Gascogner stets hinter zwei Dingen herlief: Geld und Frauen, und nur an Geld mangelte es ihm oftmals.
    »Ein Geschenk?«, hakte Agnès nach.
    »Nein.«
    »Dann nehme ich an, dass du gerade gut bei Kasse bist. Haben es die Karten etwa gut mit dir gemeint?«
    Der Gascogner zuckte mit den Schultern, gab sich bescheiden: »Ja, durchaus …«
    »In La Rochelle?«, wunderte sich die Baronin.
    La Rochelle war seit der Belagerung 1628 und dem Abzug der königlichen Truppen eine protestantische Stadt. Agnès bezweifelte, dass es dort viele Spielhöllen gab, also belog Marciac sie, oder er verschwieg ihr etwas. Aber sie hatte keine Zeit, weiter nachzubohren, denn es kam jemand.
    Sie hatten angenommen, dass der Diener wiederkäme, der sie gebeten hatte zu warten. Stattdessen erschien ein junger Mann. Er war höchstens zwanzig Jahre alt, vielleicht auch jünger. Er sah aus wie ein verknitterter Student von der Sorbonne, und seine Weste war falsch geknöpft. Dazu hatte er kurzes blondes und ziemlich wirres Haar und sah sie fröhlich, fast schon unverfroren an. Seine Hände, die er offenbar gerade gewaschen hatte, waren noch feucht, und er war noch dabei, sie an einem Handtuch abzuwischen.
    Sicher handelte es sich um einen Schüler des Zaubermeisters.
    »Verzeiht die Wartezeit«, sagte er. »Ich weiß, dass Euer Besuch angemeldet war, aber …«
    Er sprach den Satz nicht zu Ende, sondern lächelte bloß und sah sie erwartungsvoll an.
    Nach einem kurzen Zögern wurde Marciac deutlicher: »Wir würden gern mit dem Zaubermeister Seiner Eminenz sprechen.«
    »Aber ja, natürlich«, erwiderte der andere und lächelte sie weiter an.
    Und da er vor ihnen stehen blieb, während sich weiteres, recht erwartungsvolles Schweigen breitmachte, begriffen die Klingen langsam und sahen einander erstaunt an.
    Es war Agnès, die schließlich sagte: »Ich bitte um Verzeihung, Monsieur, aber seid Ihr etwa …?«
    »Pierre Teyssier, zu Euren Diensten, Madame. Wie kann ich Euch behilflich sein?«
    Laincourt öffnete die Tür und betrat vergnügt die kühle und schummrige esoterische Buchhandlung. Er nahm seinen Hut ab und wischte sich über die Stirn, als Bertaud, nachdem er sich bei einem anderen Kunden entschuldigt hatte, auf ihn zugeeilt kam.
    Der eilfertige Buchhändler wirkte beunruhigt.
    »Da ist jemand, der Euch erwartet«, sagte er leise.
    »Wer denn?«
    Statt einer Antwort zeigte er mit dem Kinn in einen Winkel des Ladens. Der frühere Spion des Kardinals wandte sich seelenruhig genau in dem Moment um, als La Fargue ein Buch, in dem er geblättert hatte, ins Regal zurückstellte.
    Die beiden Männer sahen sich an, ohne eine bestimmte Gefühlsregung erkennen zu lassen.
    Dann, ohne den Blick von dem alten Hauptmann abzuwenden, sagte Laincourt über die Schulter: »Keine Sorge, Bertaud. Der Herr und ich, wir kennen uns.«
    Der Alchemist der Schatten wandte sich vom Fenster ab und kehrte an seinen Schreibtisch zurück.
    Nun trug er nicht mehr die Gewänder, mit denen er der Marquise de Malicorne einen Besuch abgestattet hatte. Zwar waren seine Kleider immer noch schwarz, aber seine Aufmachung glich nun eher der eines Bürgerlichen statt eines Adligen. Hier bei sich war er ein Gelehrter, ein Zaubermeister namens Mauduit.
    Mit einem Seufzer der Erleichterung und des Unbehagens zugleich ließ er sich in seinen Sessel fallen. Diese verfluchte menschliche Erscheinung wurde ihm immer beschwerlicher, körperlich und mental. Sein Körper litt darunter, gewiss, aber vor allem erlebte er sie mehr und mehr als Demütigung, wie die fadenscheinige

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