Drachenkampf
Moment, dann nahm er seinen Hut ab und trat durch die Tür, die man ihm soeben geöffnet hatte.
Das Zimmer, in das man ihn einließ, gehörte zu den Privatgemächern der Herzogin. Die Möbel, das Parkett, die Vertäfelung, die Wandbehänge, die vergoldeten Ornamente, bemalten Decken, Porzellanfiguren und Gemälde – alles war von bestem Geschmack und zeugte von einem unglaublichen Luxus. Die Luft war parfümiert. Es herrschte eine fiebrige Atmosphäre. Kammerzofen und Gefolgsdamen vollführten ein wirbelndes Ballett, dessen Zentrum die Herzogin war. Sie saß vor einem Spiegel mit dem Rücken zur Tür und gab genaue Anweisungen, deren Wirkung sie dann sofort an ihrem Spiegelbild prüfte. Es ging um einen Hauch Rouge hier, eine Spur von Puder da, darum, eine Haarsträhne zurechtzuzupfen, die nicht perfekt fiel, ein anderes Collier anzulegen und die Ohrringe zu tauschen, die nach näherem Hinsehen ganz und gar nicht passten.
Laincourt, der bereits dachte, man habe ihn vergessen, suchte nach einem Weg, sich diskret bemerkbar zu machen, als Madame de Chevreuse, die ihm noch immer den Rücken zuwendete, sagte: »Sie müssen mir verzeihen, Monsieur, denn ich bereite Ihnen wahrlich einen schlechten Empfang.«
»Madame, wenn ich ungelegen komme …«
»Nicht doch, Monsieur! Ganz und gar nicht! Bleibt …«
Also blieb Laincourt und wartete.
Das große Problem war nun, der Herzogin den Hut perfekt schräg aufzusetzen, der letzte Schliff in einem Ritual, dessen Bedeutung der junge Mann bloß vage erahnen konnte und dessen Zeuge er mit einer gewissen Verlegenheit wurde.
»Man hat mir viel Gutes von Euch berichtet, Monsieur.«
»Wirklich?«
»Gefällt Euch diese Vorstellung etwa nicht?«
»Doch, Madame. Aber da ich nicht weiß, wer mich so hoch schätzt …«
»Nun, da wäre zunächst einmal der Herzog. Aber es stimmt, dass mein Gemahl alles wohlwollend betrachtet, was aus Lothringen stammt wie er. Ihr seid doch Lothringer, nicht wahr, Monsieur?«
»In der Tat, ich …«
»Ja, ja … Aber es ist vor allem Monsieur de Châteauneuf, der Eure Verdienste lobt …«
Charles d’Aubespine, der Marquis de Châteauneuf, war der Hüter der Siegel im Königreich, also einer der angesehensten Persönlichkeiten des Staats nach dem König und Kardinal Richelieu.
»… Monsieur de Châteauneuf ist einer meiner besten Freunde. Wusstet Ihr das?«
Bei diesen Worten und nachdem sie einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel geworfen hatte, drehte sich die Herzogin zu Laincourt um. Er war sogleich beeindruckt von ihrer Schönheit, ihrem rötlichen Haar, ihrem milchweißen Teint, der perfekten Form ihres Gesichts, dem Glänzen in ihren Augen und der Vollkommenheit ihrer Korallenlippen. Obendrein strahlte sie eine kühne Lebensfreude aus, die für die Sinne die reinste Provokation war.
»Aber nun muss ich leider gehen«, sagte sie, als würde sie es bedauern. »Die Königin hat mich schon vor einer halben Stunde wissen lassen, dass sie mich im Louvre erwartet …« Sie hielt ihm die Hand zum Kuss hin. »Kommt heute Abend wieder, Monsieur. Oder nein, kommt besser morgen. Also morgen. Zur gleichen Stunde. Das könnt Ihr doch einrichten, nicht wahr?«
Laincourt wollte darauf antworten, aber sie hatte ihn bereits stehen gelassen.
Sie verschwand durch eine Tür und ließ den jungen Mann, den leicht spöttischen Blicken der Kammerzofen ausgesetzt, in einer Wolke aus Puder und Parfüm zurück …
Zurück aus dem Kardinalspalais traf La Fargue Leprat im Waffensaal an, wo er allein Fechtübungen absolvierte. Der Musketier war in erster Linie bemüht, Sprünge zu machen, um seinen Oberschenkel, den er sich einen Monat zuvor verletzt hatte und der seither etwas steif geblieben war, wieder geschmeidig zu machen. In Stiefeln, Beinkleidern und Hemd geriet er ins Schwitzen und schonte sich nicht, als er einen imaginären Gegner angriff und dann sogleich wieder die Ausgangsposition einnahm, um die Übung zu wiederholen.
Doch als er seinen Hauptmann eintreten sah, unterbrach er sein Training.
»Ich habe etwas mit dir zu besprechen, Antoine.«
»In Ordnung.«
»In meinem Zimmer, bitte.«
Außer Atem nickte Leprat, steckte sein weißes Rapier ein, nahm ein Handtuch, um sich Nacken und Gesicht abzuwischen, während La Fargue schon mal in sein Arbeitszimmer voranging. Leprat folgte ihm dorthin, schlüpfte bereits im Gehen in sein Wams und fragte mit noch immer schweißnasser Stirn: »Was gibt es, Hauptmann?«
»Setz dich.«
Der Musketier
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