Drachenkampf
Königs war, ein Mitglied der Klingen. Als rebellischer und abenteuerlustiger Geist hatte sich der junge Mann mit seinem Vater überworfen und den bescheidenen Namen einer Lehnsherrschaft angenommen, die seine Mutter besaß: Bretteville.
La Fargue erfuhr erst nachdem er ihn rekrutiert hatte, dass es sich bei ihm um den ältesten Sohn seines guten Freundes handelte.
»Vergebt, dass ich auf diese Weise hier hereinplatze«, sagte d’Aubremont. »Aber ich konnte Euch das, was ich Euch zu sagen habe, nicht schreiben …«
»Was gibt es?«, erkundigte sich der Hauptmann der Klingen besorgt.
»Wollen wir nicht besser hineingehen?«
Erschöpft von einer durchwachten und besonders ereignisreichen Nacht hatte sich Agnès oben in ihrem Zimmer schlafen gelegt. Sie war genüsslich unter ihre Decke geschlüpft und hatte bereits recht schläfrig noch flüchtig mitbekommen, wie eine Kutsche im Hof vorgefahren war. Dann waren ihr die Augen zugefallen, und es kam ihr vor, als wäre sie gerade erst eingeschlafen, als es an ihre Tür klopfte.
»Madame … Madame!«
Es war Naïs, deren Stimme aus dem Gang durch den Nebel eines verhinderten Schlafs zu ihr drang.
Agnès brummte etwas glücklicherweise Unverständliches in ihr Kissen, denn es wäre nicht gerade höflich ausgefallen und ganz gewiss einer jungen Baronin nicht würdig gewesen.
»Madame … Madame … Ihr müsst mitkommen, Madame …«
»Lass mich schlafen, Naïs …«
»Ihr schlaft?«
»Natürlich!«
Die junge Naïs schien zu zögern, denn es folgte ein Moment Ruhe, in dem Agnès die vergebliche Hoffnung hegte, ihren Kopf durchgesetzt zu haben.
»Aber Monsieur La Fargue verlangt nach Euch, Madame! Er erwartet Euch. Und er ist nicht allein …«
»Ist der König von Frankreich bei ihm?«
»Äh … nein.«
»Der Papst?«
»Nein.«
»Der türkische Großwesir?«
»Der auch nicht, aber …«
»Dann schlafe ich weiter.«
Agnès wälzte sich im Bett herum, umklammerte ihr Kopfkissen, stieß einen langen Seufzer der Zufriedenheit aus, und der Hauch eines Lächelns umspielte ihre Lippen, als sie sich wieder dem Schlaf hingab.
Doch Naïs meldete mit zaghafter Stimme: »Aber der Marquis d’Aubremont ist bei ihm, Madame.«
La Fargue und d’Aubremont befanden sich in einem kleinen Nebenraum der Gemächer des Hauptmanns. Agnès band sich mit einem Lederriemen ihr schweres, schwarzes Haar zurück, während sie bereits die Treppe hinunterrannte. Doch vor der Tür hielt sie noch einmal kurz inne, überprüfte kurz den Sitz ihrer Kleidung und atmete einmal tief durch. Erst dann klopfte sie an, trat ein, begrüßte den Marquis, den sie kannte, und nahm auf La Fargues Einladung hin Platz.
Dieser bedeutet seinem Freund mit einem leichten Kopfnicken, dass er nun sprechen könne.
»Madame, ich bin heute hierher gekommen, um Monsieur de La Fargue um Hilfe und Rat zu bitten, und er meinte, dass Ihr mir vielleicht behilflich sein könntet.«
»Aber selbstverständlich, Monsieur.«
Agnès hatte den tiefsten Respekt vor diesem redlichen und aufrechten Edelmann, für diesen Vater, den das Schicksal umso grausamer getroffen hatte, da sein Sohn umgekommen war, noch bevor er sich mit ihm hatte aussöhnen können. Wie alle Klingen fühlte auch sie sich ihm verpflichtet.
»Es geht um meinen Sohn …«
Agnès wunderte sich. Der Marquis erwähnte Bretteville?
»Um meinen jüngeren Sohn, müsste ich wohl sagen. Um François, den Chevalier d’Ombreuse.«
»Dient er denn nicht in der Schwarzen Garde?«
»Doch, in der Tat, Madame.«
Die Schwarze Garde war eine der ruhmreichsten Kompanien der Chevaulegers, einer Gattung der leichten Kavallerie. Der König unterhielt sie auf eigene Kosten, obwohl sie eigentlich nicht seinen Hoftruppen angehörten. Doch er ernannte ihre Offiziere. Diese sorgfältig ausgewählten Edelmänner dienten den Schwestern vom Orden des heiligen Georg, den berühmten Burgschwestern. Sie waren die Hüter dieser Nonnen, die mit ihren geheimnisvollen Ritualen nun schon seit zwei Jahrhunderten Frankreich und seinen Thron gegen die Drachen verteidigten. Ganz in Schwarz gekleidet beschützten die Reiter sie, eskortierten sie und erfüllten bei Gelegenheit so manche gefährliche Mission in ihrem Auftrag.
»Aber«, fuhr d’Aubremont fort, »mein Sohn ist verschwunden, und zur Stunde weiß ich nicht einmal, ob er tot oder lebendig ist.«
Die junge Baronin warf La Fargue einen besorgten Blick zu. Daraufhin sagte dieser zu ihr: »Vor drei Wochen ist der Chevalier
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