DrachenKind: Gegen die Finsternis (German Edition)
Gefühl. Dann verschwand plötzlich alles und als wäre nichts davor oder dazwischen geschehen, fand ich mich in einem unglaublich langen Korridor wieder, auf der Flucht vor den Wächtern. Ein schmaler, langer Gang, links und rechts mindestens hunderte von Türen. Es schien kein Ende nehmen zu wollen. Ich kam irgendwie durch eine dieser Türen und war in einem Kuppelförmigen Raum, gigantisch und ohne Säulen oder dergleichen. An der Wand befanden sich Schränke und Regale, bedeckten jeden Meter, kaum ein Stück war nicht von ihnen verdeckt. Und in der Mitte des Raumes war eine Schale, du siehst ja wie groß sie ist. Und du siehst, was darin zu sehen ist.“
Eric hörte auf zu denken und überließ dem Adler den Rest des Traumes als Gedankenstrom, der sich schnell vom Einen auf den Anderen übertrug. Die anderen Träume fanden auf dieselbe Art ihren Weg in die Seele des Tieres. Eric hasste es, lange zu reden. Er dachte lieber und war in diesem Moment mehr als froh darüber, dass man sich in dieser Welt auch so unterhalten konnte. Eine lange Weile sagten sie nichts, tauschten keine Gedanken aus. Der Adler betrachtete Eric in den jeweiligen Träumen, wurde zu einem unbemerkten Zuschauer in den Visionen. Da Rauschen, Donnern und Krachen der Gewitterwolken im Strudel über ihnen wurde so laut, dass Eric langsam tiefer ging um etwas Abstand zu bekommen. Der Adler folgte ihm mit geschlossenen Augen, analysierte konzentriert die Bilder vor seinem geistigen Auge. Plötzlich öffnete er die Augen und sagte:
„Wir sind da, lass uns landen.“
Eric konnte um sie herum nichts weiter erkennen als die Aschewüste, auf der nun nicht einmal mehr ein verkohlter Baum stand, und die Strudel über ihnen, die sich bedrohlich rotierend des Lichtes und der Wärme annahmen, sie in sich aufsogen, sie vernichteten. Eric bemerkte, dass er im Sturzflug viel schneller war als der Adler. Der stürzte hinter ihm her, machte sich keine Mühe ihn einzuholen. Eric dachte an die schnelle Entwicklung des Reiches welches sich hinter dem Spiegel befinden musste. Er wunderte sich darüber, dass sich der Steinadler so viel Zeit nahm, bei allem, was er tat. Der Boden schien kaum näher zu kommen, Eric spürte es eher, als dass er es in diesem Dämmerlicht sah. Blitze schlugen grelle Risse in den Himmel, verursachten Schmerzen in den Ohren, so dicht waren sie ihnen. Eric hoffte inständig, nicht in eine der Bahnen zu geraten, die sich eines dieser tödlichen Phänomene aussuchte.
Aus Erfahrung begann er zu bremsen, was sich als richtig erwies, denn nun kam der Boden mit zunehmender Geschwindigkeit näher. Eric streckte die Beine aus und eine große Staubwolke wirbelte auf als er schwungvoll in der grauen, weichen Asche landete, die von kleinen Kohlestückchen durchsetzt schien. Wie eine riesige Schlange glitt sein langer Schwanz durch die meterhohe Ascheschicht, verschwand unsichtbar darin, ertastete die unzähligen kleinen Holzsplitter und Kohlestücke, sogar hier und dort kleine, heiße Ansammlungen von Glut, geschützt durch die Asche um sie herum. Der Steinadler kreiste ein paar Augenblicke lang über ihm, bis sich die Wolke gelegt hatte, dann sank auch er zu Boden und stand vom schnellen Wind zerzaust vor Eric. Er schüttelte seine schönen Federn und putzte sich kurz, doch der Kampf gegen die feine Asche war zwecklos. Sie war einfach überall und würde sich erst im Flug abschütteln lassen, wenn sie wieder weit darüber wären. Schließlich warf er einen Blick gen Himmel.
„Sie werden uns finden, in ein paar wenigen Tagen schon. Diese Strudel sind wie seine Augen, seine größten Wächter. Es gibt verschiedene Arten von Wind. Einige hat er besiegen können, beherrscht sie. Wirbelstürme und Gewitter sind nun nicht mehr ungewöhnlich, auch, wenn hunderte Blitze mehrmals an derselben Stelle einschlagen.“
Eric sah sich um. Er war eine ganze Armlänge tief in Asche versunken, der Steinadler neben ihm saß auf einem großen Felsen. Ringsherum nichts als Asche, Kohle, kahles, graues Land. Er stutzte. Sie befanden sich genau unter der Mitte eines Strudels, standen genau unter seinem Zentrum. Es war so unbeschreiblich schwarz, dass Eric sich in dem Moment keine Vorstellung davon machen konnte, wie schwarz es war. Einfach kein Licht. Absolut keine Spur davon, nicht das kleinste Glimmen. Seine Augen begannen so fieberhaft nach Licht oder Wärme zu suchen, dass er sie kurz schließen musste. Es gab einfach nichts Derartiges dort oben im Zentrum. Nur
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