DrachenKind: Gegen die Finsternis (German Edition)
bestimmten Zustand. Was hatte es mit einem Weg zu tun? Er verwarf seine Grübeleien. Etwas infrage zu stellen war hier nicht angebracht. Er spürte, wie sich die feste Wand aus Reitern, Geistern und anderen Angreifern verflüchtigte. Das Donnern der Hufe und Spinnenbeine und das Schlagen der Flügel einiger Vögel verstummten schnell, ebbten ab, wichen einem Unheil verkündenden, nahezu flüsternden Rauschen. Die Wolkenstrudel kamen näher, unter ihnen schwebte eine dunkle, braunschwarze Masse. Von hier aus konnte er erkennen, wie dick die Zyklone wirklich waren. So dick, dass er nicht weiter nach oben sehen konnte.
Eric fragte sich, wie er um alles Leben in der Welt, dieses Zeit-Dings zu öffnen hatte. Öffne es einfach. Dieser Satz strich ihm durch den Kopf. Hinter sich hörte er das Unterholz unter unzähligen Füßen und Pfoten zersplittern. Gleich würden sie kommen, die vordersten würden abstürzen, getrieben von denen hinter sich.
„Wie soll ich das anstellen? Ich weiß wie, kann aber nicht! Hilf mir!“
Eric flüsterte es vor sich hin, rechnete schon nicht mehr mit einer Antwort. Die ersten Spritzer des mittlerweile heißen Wassers waren zu hören. Sie kamen. Plötzlich verlangsamte sich alles. Die Geräusche wurden tiefer, waberten fast sichtbar durch die erstarrte Luft. Nichts war mehr zu hören. Er sah es vor seinem inneren Auge, fühlte es, konnte es fast riechen. Die ruhige Stimme des Adlers drang durch die Stille zu ihm durch.
„Du musst vertrauen. Öffne es in Gedanken, suche dir ein Ziel aus. Und dann hoffe.“
Eric fluchte laut, dann öffnete er die Augen und stellte sich einen blauen Lichtschlitz vor, der plötzlich immer breiter wurde. Er tauchte einige Meter unterhalb der Bergwandkante auf, wie eine breite Straße, die einmal um den ganzen Berg führte. Kaum war dieses Gebilde erschienen, begann sich die Welt wieder der normalen Zeit zu unterwerfen und die ersten Tiere stürzten panisch nach unten. Noch bevor das erste von ihnen das blaue Licht berührte, dachte Eric an die Wiese von Malaan, neben dem Tempel. Was für ein komischer Name. Seine Gedanken gerieten durcheinander.
Links und rechts neben ihm fielen sie wie Steine in den Spalt, wurden fast angezogen von der Zeit. Bei jeder einzelnen Berührung mit dem bläulichen Riss leuchtete ein Abdruck des jeweiligen Tieres auf, ehe das nächste an derselben oder einer anderen Stelle verschwand. Es ging viel schneller, als Eric angenommen hatte. Vielleicht weil der Spalt so breit und so lang war.
Fast im gesamten, von hier aus sichtbaren Bereich der Felswand, verschwanden sie, reisten einen langen Weg ins Dorf. So hoffte Eric. Er wusste nicht, wie er es geschafft hatte, erst recht hatte er keine Ahnung, wie es sein konnte, dass sich innerhalb eines Raumzeitkontinuums eine neue Zeit einfügen konnte, die mit anderem Verlauf gleichzeitig existierte. Seine Gedanken versuchten langsam, den anhaltenden Strom der Flüchtlinge in den Wald umzulenken, auf die Felder des Dorfes. Er konnte sich nicht vorstellen, wie viele es waren, dazu konzentrierte er sich zu wenig. Aber sie hatten sicher nicht alle Platz auf einer Wiese.
Noch zwanzig Minuten, dann würde sich der Zugang verschließen, ohne eine Chance der Verzögerung oder der Abweichung. Eric spürte es einfach, vermutete es nicht. Er wusste. Er musste die nahenden Massen feindlicher Gestalten aufhalten, wenigstens lange genug, um alle Tiere durchkommen zu lassen. Sie konnten es schaffen, sie mussten. Er sah die rauschenden Massen aus Wächtern und Anderem drohend näher kommen, spürte die gefühlslose Vorfreude, gleich wieder einen Akt der Zerstörung vollführen zu dürfen und daraufhin vom Herrscher eine Belohnung zu erhalten. Vielleicht noch mehr Macht.
Eric spürte sein Inneres, konnte merken, wie sich all seine Kräfte bündelten und sich in der Kugel aus orangerotem Feuer und tiefblauem Licht sammelten. Die Herrschaft über die Elemente schwebte ihm durch die erhitzten Gedanken. Er konnte diese Macht benutzen, er musste sie benutzen, obwohl er Angst davor hatte. Aber dieser beinahe grenzenlose Hass, den er gegenüber den drohenden Wesen empfand, verscheuchte jegliche Zweifel. Kein Tier bewegte sich jetzt mehr durch das Wasserbecken, es kochte. Das Wasser hüllte ihn ein, der heiße dampf erschien immer noch erstaunlich kalt. Dann konzentrierte er sich darauf, die letzten Gedanken auf seine Feinde zu richten und verschmolz fast vollständig mit seinem Geist, die unbesiegbare Kraft, die
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