DrachenKind: Gegen die Finsternis (German Edition)
zu werden.
„Flieg steil von unten nach oben an die Insel heran, dann sieht dich sicher niemand.“
Der Gedanke kam von Seraf, der sich scheinbar gar nicht unwohl in Erics rechter Faust fühlte. Für ihn musste es wie der Flug in einer kleinen Gondel sein, durch deren Schlitze man nach draußen Blicken konnte.
Nach vielen Minuten hatten sie die gigantische, kilometerdicke schwarzgraue Scheibe aus Nebel und verdichteten Wolkenmassen durchdrungen und flogen durch klare, vollkommen saubere Luft. Als Eric nach oben blickte um nach dem Vollmond zu suchen, sah er nichts weiter als Schwärze. Es dauerte einen Moment bis er erkannte, dass es eine riesige Felsplatte war, schwarz und unbeweglich. Das fliegende Land schwebte jetzt direkt über dem Dorf, weit oben und unerreichbar. Eric rieb sich in Gedanken die Hände. Nicht unerreichbar für sie. Er suchte nach der Stelle, an der sich seinen Erinnerungen zufolge das kleine Loch befinden musste. Seath hielt Ausschau danach, Seraf durchwühlte seine Gedanken nach einem Anhaltspunkt. Eric machte es sich leichter. Er flog nach links, in die Richtung an der nach seiner Meinung die Stelle lag, wo er selbst über den Rand der Insel geflogen war. Kein Wächter war zu sehen, nicht unter der Insel. Es wäre ohnehin nicht möglich gewesen, daran hinaufzuklettern. Mehrere Kilometer dick, schroff, von spitzen, eiszapfenähnlichen Splittern bedeckt, glitschig von der Luftfeuchtigkeit. Es glich einem überdimensionalen Raumschiff, das sich drohend über eine Stadt schob um sie dann mit einem Strahl hochkonzentrierter, unbekannter Energieformen zu vernichten. Doch hier würde sich nicht plötzlich ein beeindruckend aussehender Mechanismus in Bewegung setzen, kein Lichtstrahl käme heraus. Es war schlimmer. Schon bald sahen sie die ersten Wächter und Eric verlangsamte den Flug um nicht zu schnell ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Seraf wurde unruhig.
„Du strahlst viel Hitze ab.“
„Ich weiß, aber mit euch beiden kann ich mich ja schlecht in Luft auflösen, dann fallt ihr ziemlich tief.“
Seraf und Seath warfen einen schaudernden Blick hinunter, wo tief unter ihnen die riesige wirbelnde Scheibe kreiste, die in ihrer Mitte das Licht aufsaugte. Trotz der großen Entfernung sah es aus, als könnte Eric sie mit dem Schwanzende berühren, so groß war sie. Seraf war klar, dass es eben so sein musste, und als er plötzlich die Silhouette eines Felsvorsprunges zu erkennen glaubte, musste er sich zusammenreißen um nicht vor Aufregung die Wächter herbei zu rufen. Eric flog darauf zu und tatsächlich, es war ein großer Vorsprung, der wie die Laderampe eines großen, steinernen Schiffes aus dem gigantischen Felsbrocken heraus stach. Eric wunderte sich darüber, dass sie die Höhle so schnell gefunden hatten. Unter diesem übergroßen Stein kamen sie sich vor wie unter einer riesigen Decke, deren Ende kaum zu erkennen war. Jetzt wirkte es, als würden sie wie Taucher im Wasser von unten an ein Boot heranschwimmen und sich dort durch eine Schleuse hinein begeben. Eric landete geschickt im für ihn engen Eingang der Höhle, ließ Seath absteigen und öffnete die Faust in der sich Seraf befand. Der war zufrieden, schüttelte sich und sah sich um.
„Also dann, ich wünsche viel Glück und alles Gute. Wir werden vermutlich auch hier, falls er denn nach oben an die Oberfläche führen sollte, ein Zeitloch im Gang erzeugen. Bitte hilf uns dabei, schicke uns in Gedanken die Hilfe deiner Kräfte. Wir werden sie brauchen.“
Eric nickte Seraf und seiner Meisterin zu und die beiden verschwanden in der Dunkelheit. Jetzt war er allein, die beiden auch, jeder konnte nur noch verlieren, sobald er einen Fehler machte. Eric war froh als er gesehen hatte, dass Seath gleich zwei Schwerter mit hatte. Und mit ihren und Serafs magischen Fähigkeiten würden sie es vielleicht sogar bis nach oben schaffen. Jetzt musste er sich beeilen, damit nicht sie vor ihm ankämen und direkt in die vielleicht wartenden Massen wachender Kreaturen spazierten.
Kapitel 56
Er stand da, auf dem Felsvorsprung, krallte sich an der Kante fest. Es war beinahe ganz windstill über den Wolken, der Himmel war schwarz, die Sterne herrlich weit entfernt, nichts ahnend. Das Mondlicht schien auf die Wolkendecke unter ihm wie auf eine Wiese. Hier oben empfand er alles als wäre es eine neue Dimension, andere Zeit, anderer Raum, andere Gesetze. Der Mond erschien wieder erstaunlich groß. Der schwarze Fels roch nach Schwefel, ein klein wenig nach
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