DrachenKind: Gegen die Finsternis (German Edition)
habe ich einen getroffen. Aber jetzt…Sie sind scheinbar stärker geworden, leider…“
Mia klang besorgt aber sicher. Jack nahm sich einen Klappstuhl und setzte sich an Mias Stelle an das Kopfende der Liege, auf der Eric lag. Wie ein Toter.
Es dauerte ganze fünf Tage, bis Eric aus seinen Gedanken wieder einen Weg in die Realität gefunden hatte. Er bemerkte schnell wie lange es her war dass er sich mit jemandem unterhalten hatte. Er ließ die Augen geschlossen. Es war, als hätte er sich Jahre lang verirrt, irgendwo in den Untiefen seines Unterbewusstsein, in dem ihn die Wächter eingesperrt hatten. Er hatte sich ohne es zu wollen dorthin verirrt um ihren Bildern zu entgehen, um den Schmerzen, die er sich offensichtlich nicht nur eingebildet hatte, ein Ende zu machen. Aber es hatte nichts genützt. Stattdessen musste er sich wochenlang damit abmühen, sich ununterbrochen gegen ihre Manipulation seiner Gedanken zu wehren, und das hatte ihn mehr Kraft gekostet, als er hatte geben können. Für fast vier Tage hatte er seine Körperfunktionen alle ausgeschaltet, bis auf die Atmung und den Herzschlag und seine Nieren. Er wusste nicht wie er darauf gekommen war, es war keine Entscheidung gewesen und er hatte keine Ahnung, wie er eine derart hohe Kontrolle über seinen Körper hatte erlangen können. Aber es hatte ihm das Leben gerettet und er begann langsam wieder, sich zu erholen.
Eric öffnete die Augen und sah Jacks Gesicht über seinem eigenen. Sein Freund glotzte ihn an, als hätte er gerade seine Gesichtsfarbe von Grün auf Pink umgeschaltet. Eric sah das Gesicht verschwinden, nach ein paar Minuten kam ein zweites dazu. Es war das von Mia. Sie legte ihm ihre Hand auf die Stirn und zog sie reflexartig zurück. Ihre Handfläche war leicht gerötet und sie blickte Eric erstaunt an. Er versuchte etwas zu sagen, aber seine Muskeln wollten ihm noch nicht gehorchen. Er stellte seine Frage in Gedanken.
„Was ist? Lebe ich etwa noch? Oder ist das wieder eine Einbildung?“
„Nein, es ist keine…Du lebst, und wie! Deine Stirn ist so heiß, dass ich mich dran verbrannt habe…Ein Schutzmechanismus, nehme ich an…Würdest du vielleicht mal versuchen, ihn aufzuheben? Wir können dich sonst nicht anfassen…“
Eric dachte nach. Er analysierte seinen Körper, von oben bis unten. Er bemerkte dass sein Kreislauf noch immer ziemlich schwach und instabil war. Er schloss wieder die Augen und rief nach dem Drachen. Den sah er schlafend vor seinem inneren Auge und schon war auch er wieder eingeschlafen.
Eric befand sich plötzlich wieder auf dem Eis, mitten auf einer Riesigen Platte, die sich sehr langsam auf den Wellen des Meeres bewegte. Er sah sich um. Ein Ruck fuhr durch seinen Körper als er sah dass er von hier aus schon die dunklen Strudel am Himmel erkennen Konnte. Sonst waren sie immer so weit weg gewesen, dass er lange hatte fliegen müssen um sie zu finden. Und das war erst ein paar Wochen her. Er drehte sich um und sah dass er etwa fünfzig Meter vor einem Abgrund stand. Er ging langsam darauf zu. Seine Schritte fühlten sich schwer an und mit jedem weiteren wurde er langsamer. Als er sich gerade fragte, ob er so jemals am Rand ankommen würde, stand er plötzlich ohne Vorwarnung direkt am Abgrund, am Rand der Klippe, konnte seinen Augen nicht trauen. Er sah kein Eis mehr, nur noch Wasser. Das Meer, tief blau und ruhig. Er blickte steil nach unten und unzählige Meter weit unter ihm brachen sich riesige Wellen wie in Zeitlupe an dem Eisberg, auf dem er gerade stand. Es war ein Anblick wie er ihn noch nie erlebt hatte. An dieser Stelle hatte das Eis eine türkisblaue Farbe und glänzte im Licht der Sonne wie ein Spiegel. Eric hörte das Knacken und die Spannungen im Eis, wie sie hinter ihm und unter ihm kleine Risse in den gigantischen Eisberg jagten.
Der Wind pfiff ihm um die Ohren und er machte einen Schritt zurück, um nicht von ihm aufs Meer hinaus geweht zu werden. Er hatte einmal gehört, als sein Leben noch normal gewesen war, dass jemand, der ungeschützt aus über sechzig Metern ins Wasser sprang, wie auf Beton aufschlagen und sich alle Knochen brechen würde. Ihm grauste bei dem Gedanken. Das hier waren nicht sechzig Meter, es waren viele hundert, eher ein paar Kilometer. Es ließ sich nur schwer erahnen, da das Meer so gleichmäßig blau aussah und die Sonne blendend direkt gegen die Steilwand schien. Eric schloss die Augen. Wie konnte er aus diesem Traum wieder heraus kommen? Er wusste, es war
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