DrachenKind: Gegen die Finsternis (German Edition)
Mia sie schon früher mitnehmen würde, wohin auch immer sie gehen wollte. Jack dachte genau so, und beide unterhielten sich über das Ziel, für welches Mia eine Reise planen könnte.
„Vielleicht eine Fantasiewelt, wer wissen? Sie können uns vielleicht mit zu Verwandten nehmen…Oder wir auf den Mond fliegen…Oder sie einfach nur uns mitnehmen in anderes Haus in Stadt…“
„Ich glaube eher, dass es sich um einen Platz handelt, an dem alles, was wir in den letzten Wochen so getan haben, normal und alltäglich ist…Und genau das macht mir ja solche Sorgen! Wenn die Guten können, dann können die Schlechten auch…“
Jack verstummte. Eric hatte Recht. Aber er war auch nicht irgendein normaler Mensch. Sie hatten sich nie darüber unterhalten, ob er denn nun ein Mensch mit der Seele eines Drachen war, oder ein Drache, der sich als Mensch in einer anderen Welt versteckte. Und Eric schien keine Antwort darauf zu wissen. Mia hatten sie nicht gefragt, sie hielten es für besser, zuzuhören als Fragen zu stellen, die sie zu einem besseren Zeitpunkt beantwortet bekommen könnten.
Jack nahm sich seine Plastiktüte mit dem Duschgel und dem Handtuch, Eric tat es ihm gleich. Als sie den Flur entlang tapsten, hörte Eric kein Gekicher oder Getuschel. Es freute ihn, dass er in Ruhe mit seinem Freund irgendwo auftauchen konnte, ohne gleich mit lauter Gekreische oder blöden Sprüchen empfangen zu werden. Immerhin waren sie beide etwas Besonderes und dass niemand es wusste, machte die ganze Sache erst richtig interessant. Jack teilte seine Meinung und Eric bewunderte ihn dafür, dass er sich nicht über seine geringe Körpergröße ärgerte und sich auf andere Art wichtigmachen wollte. Sie waren gar nicht so verschieden, dachte Eric.
Als sie am Eingang zum Bad standen, hörten sie schon die Stimme von Jan, der mit dem Sieg bei einem Fußballspiel gegen eine externe Mannschaft prahlte. Eric warf seinem Freund einen verwunderten Gedanken zu. Jack antwortete sofort.
„Sie so unfair gespielt, du dir sicher denken. Die anderen aufgeben, weil Torwärter Arm gebrochen…“
Eric nickte. Es war doch immer dasselbe. Aber heute würde er sich Jan einmal vornehmen, ganz dezent. Und unbemerkt. Das mit der roten Schrift hatte er noch nicht vergessen.
Sie traten in den nebeligen Raum ein. Fast die Hälfte aller Jungen war schon auf den Beinen. Jan und seine Gruppe hirnloser Hirnies hatten sich wieder in den hinteren Bereich hinter der Trennmauer verschoben, die den Blick von außen auf die Duschkabinen verbergen sollte und an der noch eine Extrareihe Waschbecken angebracht war. Sie suchten ständig einen Grund, um an den jüngeren vorbeistolzieren und ihre Muskeln zeigen zu können. Die hatten zwar keine Angst, waren aber sehr verunsichert. Jan hatte sich an das erste Waschbecken gestellt, und leerte gerade die Zahnpasta eines kleinen Jungen, der nach Jacks Gedanken zufolge erst vor ein paar Tagen eingetroffen war, in den Abfluss. Als sie Jack und Eric kommen sahen lachten sie, und der kleine Junge bekam einen Schreck. Er schien zu denken, dass der Typ, der da ankam, zu seinen Peinigern gehörte. Er fing an zu heulen. Jack ging zu ihm, zog ihn von der Gruppe lachender Trottel weg und tröstete ihn. Eric stellte sich gelassen vor Jan neben das Waschbecken und sah ihn an. Jan verging das Lachen, als er feststellte, dass Eric, den er seit einiger Zeit nicht mehr gesehen hatte, jetzt genau so groß war wie er. Eric sah ihn an und überlegte, ob er ihn gleich vermöbeln sollte, oder ob er damit warten sollte, bis sie alleine wären.
„Na“, tönte Jan, der sich wieder gefangen hatte, „bist du wieder gesund? Schade, es war so schön ohne dich.“
Eric lächelte. Es war doch nicht zu fassen. Jan war an Einfallslosigkeit und Dummheit nicht mehr zu übertrumpfen.
„Und du? Wieder jemanden gefunden, den du ärgern kannst? Hast du dich mal wieder auf die erbärmliche Stufe begeben, auf der kleine Pisser wie du viel kleinere Neuankömmlinge ärgern? Oder täusche ich mich, und du warst schon immer auf dieser Stufe?“
Eric sah die Gedanken hinter Jans Stirn arbeiten, langsam und träge. Offensichtlich gelang es ihm nur unter Einsatz größter Leistung, den Satz seines Erzfeindes zu verstehen. Als er es vollbracht hatte, baute er sich so richtig vor Eric auf und schielte, soweit das noch möglich war, auf ihn herab.
„Weißt du“, sagte er in seinem gefährlichsten Tonfall, „da wo ich herkomme, wärst du schon längst tot. Wir
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