DrachenKind (German Edition)
konnte direkt in ihn hinein sehen. Und was er bemerkte, war alles andere als behaglich: Eine schwarze Masse, von unbeschreiblicher Form und so unwahrscheinlich dunkel, dass es eigentlich nicht möglich war, sie zu sehen. Die Seele des Mannes war nicht mehr vorhanden, er wurde von diesem schwarzen Etwas gefangen gehalten und kontrolliert. Diese Gewissheit schlug Eric einen harten Gedanken entgegen. Er machte sich innerlich schon kampfbereit, als ihm einfiel dass er seinen Willen einsetzen konnte um diesen Spion zu besiegen. Er bemerkte gleich, dass da eine Verbindung zu irgendetwas bestand. All seine Worte flogen in den Gedanken des Mannes umher, zogen wie rauch durch die Luft davon, immer weiter weg. Das ging so schnell, dass Eric zuerst an ein Telefon dachte. Man sprach, der Gesprächspartner hörte es fast sofort. Erics Eingeweide verkrampften sich plötzlich. Er hatte das Gefühl, noch mehr von diesen Gedanken zu entdecken. Er ließ seine Gedanken von dem Mann ab und machte einen Schritt zurück. Es kam ihm vor, als wären Stunden vergangen. Die Umstehenden sahen gespannt zu, dann meinte Eric:
„Seid vorsichtig, das hier ist keiner von euch. Er ist ein Spion, er besitzt keine Seele mehr. Seht euch seine Gedanken an. Was sollen wir jetzt mit ihm machen?“
Ein paar der Dorfbewohner schienen entsetzt, dann kam Chire durch die Menge gestapft und stellte sich neben Eric. Er zog sein Schwert und rammte es dem Spion ohne Worte in die Brust. Der Spion sackte zusammen, dunkler, stinkender Rauch quoll aus der Wunde. Die Umstehenden wichen erschrocken und angewidert zurück. Ein weiterer Mann, klein und dick, machte einen Schritt auf Eric zu und fragte:
„Wie können wir sicher sein, dass du dich selber genügend kennst um uns nichts anzutun? Du bist ein Drache…“
Eric funkelte ihn gereizt an. Diese Frage war eine von denen, die er nicht mochte. Sie war ihm unangenehm, er wollte nicht darüber nachdenken, was alles schief gehen konnte. Außerdem sollten er und alle anderen lieber froh sein, dass sie eine Chance hatten, statt sich aufzuregen dass sie auf andere Weise sterben könnten. Eric fragte:
„Wer bist du?“
„Ich bin der Müller aus diesem Dorf. Und du?“
„Ich bin vielleicht deine einzige Möglichkeit zu überleben. Wie kann ich denn sicher sein, dass ich dir nichts antun sollte? Dass du kein Spion bist?“
Der Müller sah ihn wütend an. Aber der dreiste Halbgare vor ihm hatte Recht. Niemand konnte wissen, ob der Nächste ein Diener des Herrschers oder ein Freund war, bis es zu spät wäre. Es ging einfach nur darum, wem man vertrauen konnte. Und man musste bereit sein, das größte Opfer zu bringen, um überhaupt mit den anderen klarzukommen. Er nickte Eric zu und stellte sich wieder an seinen alten Platz. Chire regte sich.
„Ihr habt gehört, was euch gesagt wurde. Ich werde sofort mit dem Unterricht fortfahren, in ein paar Stunden werden die Menschen aus Thas, Crann und anderen Dörfern ankommen. Ihr alle wisst, wie viel Platz wir im Tempel haben, ihr werdet mit ihnen eure Häuser und euer Essen teilen. Ich bin sicher, als Dorfvorsteher von Thas kann ich für eure Vorsteherin Seath sprechen: Wir werden hier niemanden dulden, der sich zu fein ist zu teilen und mit anderen zusammenzuarbeiten. Wer sich nicht wohl fühlt oder bemerkenswerte Dinge träumt oder wahrnimmt, hat sich auf der Stelle bei Eric, seinem Freund, Seath, Mia oder mir zu melden. Die anderen Großmeister werden auch bald kommen, ihr wendet euch dann an sie. Aber nur dann, wenn es nötig ist. Diese Nacht werden wir meditieren, alle. Für Leute wie den Müller sollte es wichtig sein, erst einmal sich selber kennen zu lernen, bevor man diese Eigenschaft bei anderen hinterfragt.“
Chire unterbrach seinen Redeschwall und sah den Müller, der kaum hinter den vielen Köpfen der anderen zu sehen war, mit leichter Abneigung an. Dann fuhr er fort:
„Das war’s, wir werden nun weiterüben. Ihr alle kennt die Grundlagen für diese Kampfkunst, also seid geduldig und findet euch selbst. Wir haben höchstens noch drei Monate, bis wir den Krieg entweder gewinnen oder verlieren.“
Er drehte sich um und marschierte auf die andere Seite der Wiese, wo er sich hinstellte und wartete, dass sie ihm wieder ihre Aufmerksamkeit schenken und mit dem Training der Grundtechniken Fortfahren würden. Eric sah hunderte Schwerter und Stäbe am Rande der Wiese im Gras stecken, bald würden sie gebraucht. Jeder der Lust hatte, konnte sie benutzen, konnte lernen. Die
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