Drachenklänge
Drachen auf sich zu prägen. Deshalb entschied S'loner, keine Suche zu veranstalten. So geht das manchmal.« F'lons Bedauern war nicht geheuchelt.
»Du wärst ein hervorragender Reiter, wenn ein Drache dich erwählte.« Er brach ab, während sein Blick sich ins Leere richtete.
Wenn du es wünschst, unterhalte ich mich mit dir, Ro-223
binton , ertönte in Robs Kopf eine Stimme, die genauso klang wie die von F'lon. Vor Schreck, in seinen Gedanken den Drachen zu hören, der obendrein so sprach wie F'lon, geriet Robinton ins Stolpern. F'lon hielt ihn fest, damit er nicht stürzte.
»Es ist nur ein armseliger Ersatz, Rob, aber das Beste, was ich dir bieten kann«, meinte F'lon.
»Simanith hat dieselbe Stimme wie du!« staunte
Rob.
»Tatsächlich?« F'lon dachte kurz darüber nach. »Das ist mir noch gar nicht aufgefallen. Schließlich hören wir die Drachen nur in unseren Köpfen, und eigentlich ist es eine Gedankenübertragung, kein lautes Gespräch. Aber du kannst jederzeit mit Simanith plaudern.«
»Danke, das werde ich tun. Wann immer ich etwas
von Belang zu sagen habe.«
»Dir fällt schon was ein«, gab F'lon voller Überzeu-gung zurück.
*
Silvina erwartete sie in der Tür zum kleinen Speise-raum und führte sie hinein. Robinton machte F'lon mit Lorra bekannt. Sie war zwar nicht so aufgeregt wie ihre Tochter, doch hoch erfreut, einem Drachenreiter Gastfreundschaft zu erweisen.
»Ich habe deine Mutter benachrichtigt, Rob, weil sie mir gegenüber einen Schüler namens Falloner – ich meine F'lon – erwähnt hat.«
Merelan kam, und sie verbrachten eine unterhaltsame Stunde miteinander. Vom Kuchen und den
Plätzchen blieb kaum etwas übrig. F'lon versprach Merelan, sie an jeden beliebigen Ort zu befördern, wann immer sie es wünschte. Dann musste sich
Merelan verabschieden, weil Unterricht angesetzt war, aber sie begleitete F'lon und Robinton bis zum 224
Hauptportal. Beim Abschied sicherte sie F'lon zu, seinen Dienst in Anspruch zu nehmen, sollte es erforderlich sein.
»Das heißt, wenn man es dir erlaubt«, fügte sie mit schelmischem Lächeln hinzu und blickte zu dem lang aufgeschossenen jungen Reiter hinauf.
»Ich habe nicht viel anderes zu tun, als meinen
Drachen zu fliegen«, erklärte er. »Selbst dieser Besuch gehört in gewisser Weise zu meinen Pflichten, denn wir müssen uns auf ganz Pern ortskundig machen. Ich darf euch in der Harfnerhalle besuchen, wann immer ich will.«
F'lon wirkte irgendwie begierig, ihnen einen Gefallen zu erweisen, fand Robinton, und als er einen Blick mit seiner Mutter tauschte, merkte er, dass sie seinen Eindruck teilte.
»Schicken Sie mir eine Trommelbotschaft, wenn Sie mich brauchen«, schlug F'lon vor und boxte Robinton freundschaftlich in die Rippen, ehe er sich auf seinen Drachen schwang und davonflog.
»Er verkörpert den typischen Drachenreiter, nicht wahr?« murmelte Merelan, während sie und Robinton ihrem Gast hinterherwinkten. »Ein reizender junger Mann.«
»Früher hast du ihn immer einen Teufel genannt,
Mutter«, sagte Robinton.
»Im Kern wird er sich nicht geändert haben«, versetzte Merelan trocken. »Auch wenn er jetzt einen Drachen reitet, bleibt er nach wie vor ein Schlingel.
Aber ich rechne es ihm hoch an, dass er sein Versprechen wahr gemacht und dich besucht hat, Robinton.«
Sie schubste ihn in die Richtung der Werkstatt, damit er seine Arbeit wieder aufnahm.
Später, bei der gemeinsamen Mahlzeit, blieb Meister Gennell an Robintons Tisch stehen und erkundigte sich, ob sein Gast der Junge gewesen sei, mit dem er 225
sich in Benden angefreundet hatte. Robinton entschuldigte sich für die Störung.
»Aber das macht doch nichts, Robinton, es ist eine Auszeichnung, wenn ein Drachenreiter von dir Notiz nimmt.«
Petiron, dessen Chorprobe durch F'lons Ankunft
unterbrochen worden war, setzte eine finstere Miene auf, doch Robinton gab vor, den Unmut seines Vaters nicht zu bemerken. Schließlich hatte er F'lon nicht ausdrücklich eingeladen. Robinton verabscheute unhöfliches Benehmen, vor allen Dingen seinem Vater wollte er Respekt zollen, doch er hatte die schmerzliche Erfahrung gemacht, dass er Petiron nichts recht machen konnte. Alles, was er tat – oder auch unterließ –, schürte nur seinen latenten Groll.
Er bemühte sich, nicht an die Geschichten zu denken, die die anderen Lehrlinge über ihre Väter erzählten, die viel für ihre Kinder taten, und, was in Robs Augen noch wichtiger war, viel mit ihnen gemeinsam
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