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Drachenklänge

Drachenklänge

Titel: Drachenklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Rückkehr seiner Eltern ließ Meister Gennell Robinton zu sich kommen.
    Rob, der nun mehr auf das Aussehen von Menschen
    achtete, fand, der Meisterharfner sähe müde und ge-altert aus.
    »Du bist jetzt fünfzehn Planetenumdrehungen alt, stimmt's, Rob?« eröffnete Gennell das Gespräch. Ro-231
    binton nickte. »Wie sollen wir dich im nächsten Ausbildungsjahr beschäftigen?«
    Die Frage stürzte Robinton in Verwirrung, und ner-vös rutschte er auf seinem Stuhl hin und her. »Ich bin mir nicht sicher, was ich darauf antworten soll, Meister Gennell.« Er schwieg ein Weilchen, dann platzte er heraus: » Dem Lehrplan nach sind Theorie und Komposition an der Reihe …«
    »Ach, mein Junge, in den Fächern kann dir doch
    niemand mehr etwas beibringen. Du weißt längst
    alles, was es auf diesem Gebiet zu wissen gibt. Ich habe das Orchesterstück gesehen, das du für Washell geschrieben hast, und es könnte nicht besser sein.«
    Gennell lächelte Rob aufmunternd zu. Dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck. »Bei deinem Vater kannst du keinen Unterricht nehmen. Aber mir obliegt es, dir irgendwelche Aufgaben zuzuweisen.«
    Vor Erleichterung, nicht in die Klasse seines Vaters gehen zu müssen, schloss Robinton kurz die Augen.
    »Ich will ganz offen mit dir sprechen, Robinton. Ich habe nie begriffen, was dein Vater gegen dich hat, aber du hast dich nie über sein Verhalten beklagt.«
    »Er ist mein Vater, Meister Gennell …«
    »Na ja, wir wollen dieses Thema nicht weiter aus-walzen, denn im Endeffekt hat die Vernachlässigung durch deinen Vater dazu geführt, dass sich die gesamte Harfnerhalle deiner angenommen hat. Deinem Talent hat es nicht geschadet – im Gegenteil, möchte ich meinen.« Als Robinton verlegen den Kopf senkte, versetzte Meister Gennell ihm einen leichten Klaps gegen das Knie. »Bescheidenheit ist eine schöne Tugend, Robinton, aber sie darf dir nicht im Wege stehen.«
    Robinton wusste nicht, wie er reagieren sollte und sah sich in dem gemütlichen Büro um, als suche er nach einer Inspiration. Sein Blick fiel auf die Land-232
    karte, auf der kleine bunte Stifte die Burgen und Festungen anzeigten, in denen Meister oder Gesellen wirkten. Etliche Siedlungen waren nicht mit Markierungen versehen, was bedeutete, dass noch kein Harfner dorthin geschickt worden war.
    »Meister Gennell, ich unterrichte für mein Leben gern«, gestand Robinton und deutete auf die Karte.
    »Und ich darf wohl sagen, dass meine Schüler bei mir etwas gelernt haben.«
    Gennell wusste, worauf Robinton hinauswollte. »Es ist bei weitem nicht so, dass alle Burgen, die ohne Harfner auskommen, einen akzeptieren würden, wenn man einen hinschickte. Nicht wenige Gemeinden halten die Unterweisungen durch einen Harfner für überflüssig.«
    »Das ist doch nicht zu fassen«, erwiderte Robinton entsetzt. Wie konnte es Leute geben, die keine Lust hatten, Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen?
    Ohne dieses Grundwissen kam doch kein Mensch aus.
    »Aber so ist es nun mal, das kannst du mir glauben, Rob«, bekräftigte Gennell und setzte sich in eine bequemere Position. »Doch da es zum Glück genügend Burgen gibt, die unsere Dienste anfordern, laufen wir nicht Gefahr, eines Tages aus Mangel an Bedarf auszu-sterben, wie die Weyr.« Er klaubte in den Blättern herum, die auf seinem Schreibtisch lagen. »Du wirst noch merken, dass nicht jeder den Beruf des Harfners so respektiert, wie wir es gern möchten. Nun zu einem erquicklicheren Thema: Wärst du bereit, eine Stelle anzunehmen, die sich ausschließlich auf eine Lehrtätigkeit beschränkt?«
    Vor Aufregung fiel es Robinton schwer, still zu sitzen. Seine Kameraden verstanden nicht, dass er gern unterrichtete – den Dummen Weisheit einzutrichtern versuchte – wie sie es abfällig nannten. Doch Robinton bereitete es Vergnügen, Wissen zu vermitteln, und er 233
    war glücklich, wenn er merkte, dass seine Bemühungen auf fruchtbaren Boden fielen.
    »Nichts wäre mir lieber, Meister Gennell.« Verstohlen schielte er auf die Karte, die den gesamten Kontinent darstellte. Plötzlich kam ihm ein ernüchternder Gedanke. »Aber wer nähme denn einen Lehrer, der
    erst fünfzehn Planetenumläufe alt ist? Gewiss, ich bin groß gewachsen, trotzdem bin ich mir nicht sicher …«
    »Wenn man dich einem erfahrenen Lehrer unterstellt, bist du überall willkommen«, meinte Gennell und rieb sich das Kinn. »Vor allen Dingen, wenn du weiterhin diese schönen Lieder und Balladen schreibst.«
    Robinton errötete

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