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Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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geht blitzschnell, dauert keine Sekunde, und der Elloraner ist verschwunden.
    Goff überläuft es abwechselnd siedendheiß und eiskalt. Sein Herz hämmert ungestüm gegen die Rippen, er weicht unwillkürlich zurück, ringt nach Atem.
    Was werden sie mit Ellis tun? Sie können ihn zerquetschen, zerfetzen, wenn sie nur wollen! Was wissen wir überhaupt davon, was in diesen verkrüppelten Köpfen vorgeht? Goff stöhnt entsetzt auf.
    Über den Helmfunk hört er Brunos Keuchen. “Das sind Menschen, sag ich dir, keine Geister oder so was! Menschen…” Styx redet beruhigend auf Bruno ein, aber Goff hört nicht weiter hin. Zu sehr hat ihn die Angst gepackt angesichts des unheimlichen Schlunds, in dem Marigg Ellis lautlos verschwunden ist.
    Auf einmal fühlt er sich allein und merkt, wie grauenvoll Einsamkeit sein kann. “Marigg”, flüstert er verzweifelt, “du bist wirklich verrückt, komm da raus! Marigg, komm, Marigg, mach keinen Unsinn!” Und dann brüllt er los: “Marigg! Was soll das! Marigg…! Bruno! Styx! Wo seid ihr? Kommt doch endlich zurück!”
    Gerade will er den anderen beiden hinterherlaufen, denkt überhaupt nicht daran, daß Marigg vielleicht Hilfe braucht, daß er ihn schutzlos zurückläßt – da antwortet der Elloraner endlich. “Es ist fast wie im Herzen des Baums…”, hört Goff seine ruhige Stimme. “Du mußt dich aber vorsehen, hier darf man sich nicht bewegen, wie es einem in den Sinn kommt. Das beste ist, du machst gar nichts und überläßt alles ihnen… Komm, Hermel, es ist ganz ungefährlich! Ihnen aber bedeutet es sehr viel. Komm!”
    Zögernd geht Goff in die Hocke und schaut in das Loch hinein, allerdings ohne etwas erkennen zu können außer unförmigen Schatten. Weißliche Schwaden quellen ihm entgegen und nehmen die Sicht.
    Unentschlossen streckt er erst die Hand in die dunkle Öffnung und spürt gleich darauf, wie sich jemand an, seinem Arm zu schaffen macht, ihn mit sanfter Gewalt in die Glumpe zu ziehen versucht.
    Noch einmal überlaufen Goff heiße und kalte Schauer. Als er die Hand schnell wieder zurückzieht, weht wieder dieses Singen und Zirpen durch sein Empfinden, und ein Gefühl von Traurigkeit drängt in sein Bewußtsein. Dann hört er Marigg sagen: “Was tust du, Hermel! Du darfst sie nicht beleidigen, dafür gibt es keinen Grund.”
    “Also gut!” Goff knirscht mit den Zähnen und überwindet sich. Wie um sich Mut zu machen, ruft er: “Einsteigen bitte…”, kriecht mit dem Oberkörper in das feuchte Loch und vollendet krächzend: “… und die Türen schließen!”
    Augenblicklich wird es stockdunkel um ihn. Als griffen Dutzende Hände nach ihm, spürt er ein Zerren und Schieben an seinen Gliedmaßen und merkt, daß er unaufhaltsam in die Glumpe hineinrutscht. Schließlich ist die seltsame Rutschpartie beendet, und er liegt zwischen speckigen Polstern. Weich und bequem zwar, aber in völliger Dunkelheit und so eingezwängt, daß er sich kaum zu rühren vermag.
    Goff überlegt, wie weit er wohl in die Glumpe eingedrungen sein könnte. Das ist schwer abzuschätzen, aber sechs bis sieben Meter sind es sicherlich. Wenn es nur nicht so dunkel wäre. Dem kann man doch abhelfen! denkt er und zieht den rechten Ellbogen an den Körper, um die Hand an den Helmkragen bringen zu können. Dann schaltet er die Helmlampe ein.
    Wie ein Schreckensschrei sticht es in Goffs Gehirn. Ein gewaltiger Ruck geht durch die Leiber der Glumpe. Im Schein des aufflammenden Lampenlichts sieht er Klugwarms beuliges, wulstiges Gesicht, die gespaltenen Lippen entsetzt auseinandergezogen, in den hellen Augen sind spiegelnde Reflexe der gleißenden Helligkeit.
    Goff schaltet sofort wieder aus. Die Glumpe ist wie erstarrt. Erst allmählich lockert sich die Verkrampfung, und mit dem Singen und Zirpen zieht ein ängstliches Stöhnen durch Goffs Bewußtsein. “Bist du wahnsinnig?” ruft Marigg erbost. “Ich habe doch nur was sehen wollen”, antwortet Goff kleinlaut.
    Wenig später vernimmt er klar und deutlich die Stimme Klugwarms: Er hat die Kraft des Kalttastens in seinem Kopf. Wer ist er? Was ist er? Wozu ist er? Warum ist er wie du und doch anders? Warum kann er nicht warmtasten?
    Ein ganzer Schwall von Fragen ergießt sich über Marigg, und Goff spürt deutlich, wie der Elloraner krampfhaft überlegt.
    “Wir nennen diese Kraft, die für das Kalttasten ist, Licht”, antwortet Marigg. “Und das Kalttasten nennen wir Sehen.”
    Das sind seltsame Namen, sagt Klugwarm, aber meine

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