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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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meisten dieser Gänge werden selten benutzt«, sagte er, »wie du am Staub gemerkt haben wirst. Aber es ist besser, sie zu haben und nicht zu gebrauchen, als sie zu brauchen und nicht zu haben, oder?« Er entzündete eine Fackel aus Feuermoos an der Flamme einer Kerze, bückte sich und stieg durch die niedrige Öffnung. Amsel folgte ihm aufrecht.
    Zu Amsels Überraschung jedoch waren sie nicht in einem Gang oder Treppenhaus, sondern in einem kleinen holzverkleideten Raum. »Ich nehme an, dass du diese Art der Fortbewegung etwas weniger anstrengend finden wirst«, sagte Ephrion. Er reichte Amsel die Fackel und drehte langsam an einem Rad an der Wand des kleinen Raums. Amsel hörte das Ächzen von Gegengewichten, die langsam näher zu kommen schienen. Gleichzeitig bewegte sich die Öffnung nach unten, durch die sie hereingekommen waren. Nach einem Moment der Verwirrung begriff Amsel entzückt, dass der kleine Raum sich in einem Schacht mitten im Baum mit großer Geschwindigkeit nach oben bewegte, zweifellos mittels eines verborgenen Systems aus Gewichten und Flaschenzügen.
    »Das ist genial!«, rief er aus. »Eine hervorragende Anwendung einer einfachen Erkenntnis!«
    »Außerdem eine angenehme Fortbewegungsmethode für einen alten Mann«, sagte Ephrion. Nach einem Augenblick drehte er wieder an dem Rad, und die sich bewegende Wand vor ihnen schien langsamer zu werden. Ephrion hielt den Fahrstuhl auf gleicher Höhe mit einer Tür an und öffnete die Tür vorsichtig. Amsel erblickte eine große Halle, deren hohe Decke von Säulen getragen wurde. Wandfackeln beleuchteten den Raum, der bis auf gestapelte Fässer, große Stoffballen und Taurollen entlang den Wänden leer war. Von einer Seite, die Amsel nicht sehen konnte, drang das trübe Licht eines bedeckten Himmels herein.
    »Tritt leise auf!«, warnte Ephrion Amsel. »Wir nähern uns dem Startraum des Palastwindschiffs.«
    »Windschiff?«, fragte Amsel. »Ihr erwartet doch nicht von mir, dass ich mit dem Windschiff reise?«
    »Es gibt keine andere Möglichkeit, deinen Bestimmungsort rechtzeitig zu erreichen.« Ephrion bedeutete ihm, still zu sein. »Ich lenke die Wache ab, während du an Bord gehst.«
    »König Ephrion, ich habe kaum eine Vorstellung, wie ein Windschiff funktioniert. Ich war nur ein einziges Mal Passagier in einem – und zumeist mit verbundenen Augen!«
    Ephrion lächelte. »Du bist ein erfinderischer Geist. Wenn du etwas so Außergewöhnliches wie die Schwinge, die du mir vorhin beschrieben hast, bauen kannst, dann kannst du auch mit einem Windschiff umgehen.«
    Als sie den Fahrstuhl verließen, bot sich Amsel ein Anblick, der sein Herz klopfen ließ. Die Halle war größer als der Marktplatz von Tamberly, und eine ganze Wand fehlte; man blickte direkt in den Himmel!
    Ein Gewölbe im Stamm des Palastbaums reichte bis zum Boden hinunter. In diesem Gewölbe stand ein Windschiff. Es war kleiner als das Schiff, das Amsel als Gefangener gesehen hatte, und die Segel hingen schlaff herunter – dennoch war es eindrucksvoll. Eine einzige Wache stand in der Nähe.
    »Versteck dich jetzt hinter mir«, sagte Ephrion, und Amsel stellte sich zwischen den Monarchen und die Wand.
    »Wache!«, schrie Ephrion. »Schnell herbei! Ich habe den Spion aus Fandora in diesem Stockwerk gesehen!«
    Der Soldat kam herbeigelaufen. »Schnell!«, rief Ephrion. »Durchsuche den Flur!«
    Der Wächter lief ohne zu zögern an ihnen vorbei. Sobald sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, liefen sie zum Windschiff. Mithilfe einer Strickleiter gelangten sie an Bord.
    Ephrion lief zum mittleren Teil des Schiffes, und Amsel sah dort einen Metallbehälter, der mit Edelsteinen gefüllt war.
    »Jetzt gib acht«, sagte Ephrion. Aus einem kleinen Ledersack sprühte er Wasser auf den Behälter: Sobald es die blauen Sindril-Kristalle berührte, zischten und dampften sie. Amsel sah voller Erstaunen, wie die Segel über ihnen sich langsam aufblähten. Die Edelsteine erzeugten eine unglaubliche Menge Gas. Bald würden die Segel gefüllt sein.
    »Ich muss jetzt gehen«, sagte Ephrion. »Mache so weiter, bis die Segel voll sind. Die Schoten arbeiten wie bei einem Segelboot. Sie sind vom Heck aus zu bedienen. Das Wichtigste ist ein Gefühl für den Wind. Nach deinen bisherigen Unternehmungen sollte dir das Kreuzen gegen den Wind nicht schwerfallen.« Ephrion blickte hinter sich zur Tür der Windschiffsstation. »Zum Glück sind die meisten Palastwachen eingezogen worden. Ich werde den einen

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