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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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Truppenkontingent nach Tamberly zu schaffen, wo die gesamte Armee sich versammelte.
    Dies, so sagte Tenniel sich, würde keine Schwierigkeiten bereiten. Er hatte das Schlimmste ja schon hinter sich. Er sollte eine herbe Enttäuschung erleben.
     
    Es war Mitternacht in Kap Bage, als unheilverkündend die Glocken des Turms am Narrenhof zu schlagen begannen. Träumer und Trunkenbolde stolperten aus den Schenken, und vom Turm schrie Tamark mit voller Lautstärke: »Freiwillige! Eine Armee für Fandora! Wir brauchen Freiwillige, um unsere Heimat zu verteidigen!«
    Wer die Worte nicht verstand, kehrte zu den Bierkrügen zurück, aber die meisten Bürger blieben auf den Straßen und fragten sich, ob der Fischer den Verstand verloren habe. Wie konnte Fandora nur so verwegen sein, gegen die Zauberer im Osten zu kämpfen?
    Unter denen, die ihm beunruhigt zuhörten, war auch Dayon, ein junger Seefahrer, der gerade zurückgekehrt war von einer gefährlichen Reise durch die Meerenge. Als Tamark mit hastigen Schritten aus einer kleinen Seitentür des Turms kam, packte ihn Dayon an der Schulter. Tamark sah zornig aus und wollte sich losreißen, als er das Gesicht des jungen Mannes erkannte. »Dayon!« Er lächelte. »Dir ist nichts passiert!« Er streckte ihm die Arme entgegen.
    Die Zuneigung, die der Älteste zeigte, machte Dayon verlegen. Er hatte nicht gewusst, dass Tamark ihn so gern hatte. »Ja, Herr«, sagte er steif. »Ich wurde in den schlimmsten Teil der Strömungen hinausgetragen. Schließlich strandete mein Boot auf einer kleinen Insel, und ich brauchte Tage, es wieder zu reparieren.« Er schauderte. »Eine fürchterliche Erfahrung. Jetzt höre ich von neuen Problemen. Was soll das Gerede von Krieg?«
    Tamark runzelte die Stirn. »Leider nicht nur Gerede – die verdammten Dummköpfe in Tamberly treiben Fandora in den Krieg.«
    »Tamberly, Herr? Das ist meine Heimatstadt!«
    »Dann musst du den Ältesten Jondalrun kennen. Der hitzköpfige Narr hat die Ratsversammlung auf seiner Seite.«
    Dayon lächelte. »Jondalrun ist mein Vater.«
    Tamarks Gesicht verzog sich, und er hatte plötzlich ein trockenes Gefühl im Hals. »Dein Vater?«
    Dayon nickte. »Eindeutig nach Eurer Beschreibung!«
    Tamark senkte die Augen. »Ich habe schlechte Nachrichten für dich«, flüsterte er. »Ich muss dich allein sprechen.« Die beiden Männer bahnten sich einen Weg durch die wachsende Menschenmenge zu Tamarks Zimmer hinter der Bäckerei.
    Dann war ein Weinen zu hören, Dayon lief über das Kopfsteinpflaster zu seinen eigenen Räumen, packte hastig Kleidung und Nahrung für eine Tagesreise zusammen und lief die dunkle Straße nach Tamberly hinunter.

12
     

     
    Die Klippen an der Westküste Simbalas, nördlich der sanften Strände, waren nicht annähernd so steil wie die Fandoras, aber auffallend geformt und gefärbt. Dort erhob sich ein gewaltiges Gesteinsmassiv, einsam und abgeschieden im Licht der Sterne. Wind und Regen hatten ihm die Form eines riesigen Tierschädels gegeben, im Volksmund Drachenkopf genannt. Von hier oben konnte man die Straße von Balomar ungehindert überblicken.
    Ein dunkler Reiter tauchte aus dem Nebelvorhang auf, der Fels und Abgrund verhüllte. Neben dem schädelförmigen Massiv saß der Reiter ab – es war Falkenwind, in einem schweren Umhang, den Falken auf seinem Schulterkragen. Einen Augenblick später folgten drei andere Reiter; die Eisenhufe ihrer Pferde schlugen auf dem Felsenboden Funken. Der zweite Reiter, eine kleine, zierliche Gestalt, warf die Kapuze zurück, und Cerias hübsches Gesicht kam zum Vorschein. Falkenwind trat an den Rand des Abgrunds und blickte auf das diesige Meer hinab. Der Falke ließ sich mit einem Schrei in den Nebel gleiten und beschrieb in der kalten, nassen Luft einen Bogen. Der Vogel war unruhig, und Ceria fragte sich nach der Ursache. Ihr war schon vorher aufgefallen, dass die Stimmungen Falkenwinds und die des Vogels sich manchmal auf unheimliche Weise glichen. Falkenwind schien jetzt weit entrückt, auch ihr selbst. Zu ihrem Kummer wusste Ceria nicht, warum.
    Die beiden anderen Reiter waren Palastwachen. Der Ältere, Lathan, reichte Falkenwind jetzt eine Fackel.
    »Gibt es einen Grund, warum du dein Schwert dabeihast?«, fragte Ceria Falkenwind leise. »Erwartest du etwas, mein Liebster?«
    »Seit den letzten vierundzwanzig Stunden rechne ich mit allem.«
    Die Antwort genügte Ceria nicht, aber sie hielt sich dicht an Falkenwind, als sie auf den Drachenkopf zugingen. Vor

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