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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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Sprechen zwingen. Zweifellos hast du Gründe, warum du dich weigerst. Ihr könnt gehen.«
    Bestürzt und erleichtert verloren Tweel und Willen keine Zeit, ihre Pferde nach Norden zu lenken. Als sie im Nebel zwischen den Bäumen verschwanden, wandte Falkenwind sich an Lathan. »Reite ihnen nach«, sagte er leise. »Auch wenn du den ganzen Weg nach Nordwelden dafür brauchst. Reite ihnen nach und finde heraus, so viel du kannst. Sei bis morgen Abend wieder zurück.«
    Ohne weitere Worte ließ er sein Pferd kehrtmachen und ritt davon. Lathan sah ihm nach, wie er durch den Nebel schwebte wie ein dunkles Gespenst, und die Kühle, die er spürte, kam nicht nur von der kühlen Nachtluft.
     
    Es war spät in der Nacht, und fast alle Fenster in den Häusern Simbalas waren dunkel. Eine Öllampe aus geschliffenem Mandelstein erleuchtete das Schlafzimmer des Baumschlosses von Prinz Kiorte und Prinzessin Evirae. Der kleine Privatraum war über eine Wendeltreppe erreichbar. Der Bettrahmen aus geöltem Holz füllte eine Seite des Zimmers ganz aus; der Betthimmel war von Pintala-Reben bedeckt. Von Zeit zu Zeit platzte eine der duftenden Schoten des Gewächses mit einem leisen Seufzer und verbreitete einen angenehmen, zarten Wohlgeruch im Raum.
    Evirae lag zwischen Fellen und Seidendecken auf dem Bett und blickte zu Kiorte, der aus einem Astloch-Fenster hinausschaute. Sie schlug nervös ihre Fingernägel gegeneinander; ihr Haar war in zerzausten roten Flechten um sie herum ausgebreitet. Sie holte tief Luft, wie um etwas zu sagen, sprach aber kein Wort. Stattdessen ergriff Kiorte kurz darauf das Wort.
    »Ich habe dir eine Frage gestellt, Evirae«, sagte er leise. »Warum willst du mir nicht sagen, worüber du mit dem Mann aus Nordwelden gesprochen hast?«
    Evirae sagte: »Ich hatte die Absicht, dir davon zu berichten, Kiorte.« Zu sich selbst sagte sie in Gedanken: Vorsicht jetzt, äußerste Vorsicht. Irgendwie hat er eine Menge erfahren.
    »Du hattest die Absicht«, sagte Kiorte trocken. Es war keine Frage.
    »Ja, das hatte ich. Ich wollte ihn einfach nur ausführlicher über sein Problem befragen; da du und ich zur königlichen Familie gehören, dachte ich, wir müssten informiert sein.«
    »Es ist bewundernswert, wie du dich für die Angelegenheiten Nordweldens interessierst, Evirae. Besonders nachdem du letzte Woche erklärtest, es sei dir unbegreiflich, warum Lady Morgengrau unter solchen … ›Tieren‹, war, glaube ich, der Ausdruck, lebe.«
    »Kiorte! Wie kannst du so etwas sagen? Es war der Tod des Kindes, der mich bewegt hat.«
    »Ich hatte noch nicht bemerkt, dass du dir aus Kindern etwas machst, wie mir auch dein Interesse für die Weldener neu ist, aber lassen wir das. Ich werde den Verdacht immer noch nicht los, dass ich nie ein Wort von eurem Treffen gehört hätte, wenn nicht zufällig eines meiner Windschiffe über die Lichtung geflogen wäre. Ich kenne dich, Evirae. Intrigen kommen zu dir wie Adler zu einem Horst. Irgendetwas Geheimnisvolles geht hier vor, und du bist daran beteiligt. Willst du es mir sagen, oder muss ich es selbst herausfinden?«
    Da er keine Antwort erhielt, drehte Kiorte sich um und sah sie an. Sie blickte mit funkelnden Augen zurück und sagte: »Wenn du die Absicht hast, mich wie ein Küchenmädchen zu behandeln, das Silber geklaut hat, habe ich dir überhaupt nichts zu sagen!« Sie drehte sich zur Wand, streckte aber herausfordernd ein Bein heraus.
    Kiorte seufzte. Obwohl er Evirae liebte, zeigte er es nur auf seine kühle Weise. Bei ihm gab es keine Leidenschaft, kein impulsives Handeln. Er wusste das, betrachtete es aber nicht als Nachteil, sondern als seiner Stellung und seiner Tätigkeit angemessen. Kiortes Hingabe galt den Windschiffen und Simbala.
    Evirae wagte nicht, mit ihrer verbalen Zurückweisung noch weiter zu gehen. Sie hatte schon zu oft gelogen und wusste nicht, wie sie ihre Ehe mit Wahrhaftigkeit wieder in Ordnung bringen sollte. Vertrauen bedeutete Verzicht auf die Rolle des überlegenen Partners in ihrer Beziehung zueinander, und das konnte Evirae nicht akzeptieren. Sie würde warten müssen, bis er zu ihr kam. Wenn sie nicht über Simbala gebieten konnte, wollte sie wenigstens über ihren Gemahl gebieten.
    Zu ihrer Überraschung durchquerte Kiorte jedoch das Zimmer und stieg die Wendeltreppe hinunter. Die Stufen wanden sich unter einer kunstvoll geschnitzten Decke hinunter in den größten Saal des Baumes, in dem sie wohnten. Kiorte ließ sich von einer Wache am Fuß der

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