Drachenland: Roman (German Edition)
friedliche Bauern. Einige sind neidisch auf Simbala. Die meisten fürchten Euch. Ich glaube nicht, dass Simbala die Schuld an dem Tod des Kindes trifft. Unwissenheit hat Fandora veranlasst, diesen Krieg zu erklären. Jetzt gibt es schon Stimmen, die dagegen sprechen. Ihr müsst etwas unternehmen, um den Krieg zu verhüten! Ihr müsst einen Abgesandten schicken, um ihnen klarzumachen, dass Ihr das Kind nicht ermordet habt! Ihr müsst ein Windschiff nach Fandora schicken!«
»Eine Falle!«, rief Evirae, Amsels Worte übertönend. »Fandora möchte nur ein Windschiff erobern und gegen uns einsetzen! Wir haben vom Tod eines Kindes gehört, aber es war ein Kind aus Simbala, nicht aus Fandora!«
»Nein!«, rief Amsel. »Das ist nicht wahr!«
Alora wurde rot im Gesicht. »Sage du uns nicht, was wahr ist und was unwahr, Fandoraner! Dein Land ist ein Land von Einfältigen! Wir wissen, dass ein Kind ermordet worden ist!«
»Bitte!«, rief Amsel. »Hört auf mich! Vielleicht ist die Flotte Fandoras schon bereit zur Invasion! Meine Landsleute bedeuten keine Gefahr für Euch! Ich habe Eure Windschiffe gesehen, Eure Soldaten! Seht mich an! Ich bin kaum halb so groß wie Ihr! Meine Leute können unmöglich eine Bedrohung für Euch bedeuten. Bitte helft mir, Blutvergießen zu vermeiden!«
»Kiorte hat vor wenigen Wochen im Sturm ein Windschiff verloren«, sagte Evirae zu Tolchin. »Ich denke, dass ich jetzt weiß, wo es geblieben ist.«
Amsel hörte ihre Worte. Das Windschiff in Gordain! »Ihr versteht nicht«, sagte er. »Das Windschiff kam in einem Sturm zu uns herüber.«
»Du gibst also zu, dass es in Fandora ist!«, sagte Evirae halb giftig, halb frohlockend. »Wir haben die Fandoraner zu lange vernachlässigt! Wir müssen zur Tat schreiten!«
Der Mann mit dem weißen Bart trat vor. »Einen Augenblick, Prinzessin. Ich möchte dem Spion eine Frage stellen.« Mesor nickte. Tolchin hat sie schon fast überzeugt, dachte er.
Amsel sah den älteren Mann beunruhigt an. Er hoffte, dass seine Besorgnis nicht als Schuldbekenntnis ausgelegt werden würde.
»Amsel«, sagte Tolchin leise, »wenn du uns die Wahrheit gesagt hast, kann es sein, dass Fandoraner sich bald unseren Küsten nähern werden. Stimmt das?«
Amsel nickte. »Ja, aber …«
»Es tut mir leid.« Tolchin wandte sich zu Alora und sagte: »Es besteht offensichtlich und sofort die Gefahr eines Krieges. Die Familie muss umgehend unterrichtet werden.« Dann wandte er sich an die jüngere Frau: »Evirae, du musst sofort mit Falkenwind sprechen!«
Amsel sagte verzweifelt: »Die Invasion kann noch verhindert werden! Ein Windschiff kann sie erreichen! Schickt einen Abgesandten nach Fandora!«
»Hinter seinen Worten steht ein Plan«, sagte Mesor. »Seine Aufgabe ist es, uns zu verwirren und aufzuhalten, während sie sich auf den Angriff vorbereiten.«
»Ruhe!«, sagte Tolchin. »Wir wissen, was wir zu tun haben.«
Dann fügte er, zu Alora gewandt, hinzu: »Ich schlage vor, wir kehren sofort nach Oberwald zurück.«
Die Baronesse nickte grimmig und blickte Evirae an. »Diesmal, Prinzessin, hast du möglicherweise richtig gehandelt.«
Evirae erwiderte liebenswürdig: »Irgendjemand in der Familie muss die Zügel ergreifen. Ich hoffe, in Zukunft wirst du immer so denken.«
Es wird Zeit zu gehen, dachte Mesor. Evirae fängt an, ihre Karten aufzudecken. »Eure Hoheit«, sagte er vorsichtig, »ich schlage vor, wir verlassen diesen Ort.«
»Wartet!«, rief Amsel verzweifelt, aber Baron Tolchin hatte schon den Wächter herbeigerufen.
»Kümmere dich darum, dass der Spion etwas zu essen bekommt«, sagte er. Dann wandte er sich an Amsel. »Es tut mir leid um dich, junger Mann«, sagte er. »Um dich und um Fandora.«
Die Tür schloss sich, und es war wieder dunkel in Amsels Zelle.
»Junger Mann!«, stöhnte der Erfinder. »Ein junger Mann hätte nicht die törichten Dinge gesagt, die ich gesagt habe! Er wäre nicht für einen Krieg verantwortlich! Oh, was habe ich nur getan? Was habe ich getan?«
Mitten im Viertel der Kaufleute, weit entfernt von den Baumschlössern im Zentrum von Oberwald, wo die Mitglieder der königlichen Familie lebten, wohnten Baron Tolchin und Baronesse Alora. Ihre Stellung im simbalesischen Handel machte diese Umgebung erforderlich, aber sie bedauerten diesen Umstand nicht. Er bot ihnen einen einmaligen Einblick in die Angelegenheiten der königlichen Familie. Sie gehörten dazu, und doch hatten sie Abstand. Der tägliche Kleinkram der Familie
Weitere Kostenlose Bücher