Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenlanze - Der Bund der ...

Drachenlanze - Der Bund der ...

Titel: Drachenlanze - Der Bund der ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TINA DANIELL
Vom Netzwerk:
Bewegung
zur Seite. Das Messer flog aus ihrer Hand, sauste über eine
Handbreit am Ziel vorbei und bohrte sich dann in ein
Regenfaß, das glücklicherweise leer war.
    Stratke bekundete seine Verachtung für Lurie, der vergessen
hatte, ihrer beider Schülerin eine lebenswichtige Sache
mitzuteilen. Er lief hin, zog das Messer heraus und brachte es
Kit zurück. Bevor er es ihr gab, wischte er betont
sorgfältig
beide Seiten der Klinge an seiner Hose ab. Verwirrt sah sie
Lurie an, denn die Klinge war doch gar nicht naß geworden.
»Stratke meint: >Trocken halten<«, übersetzte Lurie.
    »Wieso?« fragte Kitiara, die sich auf den nächsten Wurf
vorbereitete.
Stratke gab ein paar kaum erkennbare, erstickte Laute von
sich, die er mit dem für ihn typischen Grinsen beendete.
»Besseres Ziel«, sagte Lurie wie nebenher. »Wasser krümmt
das Messer. Trocken geht auch tiefer rein. Immer trocken vor
großem Kampf oder nach jedem Wurf. Sehr trocken, am
besten.«
Diesmal wollte Kit alleine werfen. Im letzten Augenblick
brachte ein Schwanken des Schiffes sie aus dem
Gleichgewicht, so daß der Wurf daneben ging und das Messer
mehrere Fuß neben dem Ziel aufs Deck fiel. Begeistert rannte
Stratke los, um es wieder zu holen.
Als der große Sklave zurückkam, zeigte er ihr, wie er
gewöhnlich das Messer anfaßte und warf. Stratkes Finger
schlossen sich um den Griff. Sein Körper spannte sich, als er
sich halb herumwarf – trotz seiner Fülle war Kitiara von der
Geschmeidigkeit seiner Bewegung beeindruckt
–, und das
Messer blitzschnell aus seiner Hand schoß. Einen Augenblick
später sah sie, daß die Klinge in der Brust der Puppe steckte.
Lurie schlenderte hin, um es herauszuziehen, und warf
Stratke einen verächtlichen Blick zu, als er sich selbst zum
Werfen anschickte. Es war, als müßte sich Patricks Sklave
eigentlich schämen, daß er geprahlt hatte. »Volltreffer«, meinte
der Maat trocken.
    Lurie wies Kitiara bereitwillig in alle Vorgänge auf dem
Schiff ein, vor allem, argwöhnte sie, um dadurch seinen
üblichen Pflichten zu entkommen. Mit nur gut hundertzwanzig
Fuß Länge vom Bug bis zum Heck war die »Silberhecht« kein
besonders großes Schiff. Dennoch gab es eine Unmenge Dinge
zu sehen und zu entdecken. Der einzige Raum, der Kits
Forschungsdrang verschlossen blieb, war La Cavas
Privatkajüte. Der Kapitän schloß seine Kabine ab, wenn er
nicht darin war, und Lurie, der einen Schlüssel besaß, wagte
keine Übertretung. Kits und Patricks Kabine lagen neben der
des Kapitäns im Heck.
    Die anderen Passagiere waren weiter vorne in zehn Kabinen
untergebracht, die kleiner als die von Kit, doch auch sehr schön
eingerichtet waren. Einmal sahen sie und Lurie sich diesen
kleinen Teil des Schiffes an. Mehrere Türen standen
offen,
damit noch der kleinste Windhauch eindringen konnte. Die
stets neugierige Kit sah in alle Kabinen hinein, wo das möglich
war, und entdeckte, daß jede einzelne mit Eiche getäfelt und
mit eleganten, praktischen Möbeln und Plüschkissen
eingerichtet war.
    In einer Kabine erblickte sie eine dicke, verschleierte Dame,
die trotz der Hitze ein Wollkleid trug und schwer atmend auf
ihrem Bett ruhte. Der Junge, der mit ihr fuhr, gab sich größte
Mühe, ihr mit einem großen Fächer aus Pfauenfedern Kühlung
zu verschaffen. Beide waren für die Hitze absurd warm
angezogen, was Kit ihnen beinahe gesagt hätte. Doch Lurie
stupste sie an, und sie ging weiter.
    Durch die andere Tür konnte Kitiara einen Blick auf einen
blassen Elfen werfen, dessen spitze Ohren durch sein langes
weißblondes Haar stachen. Er saß auf einem Hocker und starrte
aus einem Fenster aufs Meer. Obwohl er mit dem Rücken zur
Tür saß, kam es Kit so vor, als hätte er die Augen geschlossen.
Er murmelte etwas, was sich wie eine Art Singsang anhörte.
Lurie verlagerte neben ihr ungeduldig sein Gewicht, streifte
dabei den Türrahmen und verursachte dadurch ein Geräusch,
das den Elfen abrupt herumfahren ließ. Sein Gesicht trug einen
so finsteren Ausdruck, daß Kit unwillkürlich einen Schritt
zurücktrat und weitereilte.
    An einem anderen Tag führte Lurie Kitiara zu den
Gefangenen, wo ein Dutzend angekettete Minotauren bei
Windstille zu einem rhythmischen Seemannslied rudern
mußten. Sie wurden ständig von einem von La Cavas Männern
bewacht. Immerhin wußte Kit, daß sie relativ gut behandelt
wurden, denn sie bekamen das gleiche Essen und Wasser wie
die Matrosen und die reichen Passagiere.
    Kit starrte sie fasziniert an,

Weitere Kostenlose Bücher