Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenlanze - Die Erben der Stimme

Drachenlanze - Die Erben der Stimme

Titel: Drachenlanze - Die Erben der Stimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
Vom Netzwerk:
Ende
und wich plötzlich zurück. »Das ist es, was du Vater heute
morgen erzählt hast, nicht wahr? >Ich liebe sie nur als meine
Schwester.«
In der Stille der Zimmer konnte man nur ihr aufgeregtes
Atmen hören. Als sie wieder sprach, war ihre Stimme bitter.
»Ich war dämlich, nicht wahr? Ich will dich nicht länger
belästigen, Tanis, mein Bruder. Ich sollte dir wirklich dankbar
sein, daß du mir die Augen geöffnet hast.«
Ihr Gesicht war so kalt wie die Quarzwände des Zimmers,
aber Tanis sah, wie sich Solinaris Licht in ihren Tränen
spiegelte.
»Ich könnte lernen, dich zu hassen, Tanis!« schluchzte sie,
um dann an ihm vorbei auf den Gang zu rauschen und Tanis
stehen zu lassen. Bevor sie am Ende des Gangs verschwand,
drehte sie sich noch einmal um. Ihre Stimme klang schon fast
wieder ruhig. »Wirf den Ring weg, Tanthalas.« Dann war sie
fort.
Tanis versetzte sich innerlich einen Tritt. Das hätte man
bestimmt besser machen können. Kopfschüttelnd seufzte er
und schloß die Tür.
    Kapitel 5
Die Medaille
A.C. 308, Frühsommer
    Die Wochen vergingen, ohne daß weitere Worte über den
Streit bezüglich Lord Xenoths Tod verloren wurden. Zwei
Tage nach seinem Tod wurde der verdiente Berater in aller
Stille beerdigt. Um die Wahrheit zu sagen, vermißte kaum
jemand am Hof den reizbaren Lord, und mehr als ein Elf
atmete heimlich erleichtert auf, weil er sich keinen verbalen
Schlagabtausch mehr mit ihm liefern mußte.
    Xenoths Beerdigung hielt das Volk nicht davon ab, spontan
die Erlegung des Tylors zu feiern. Das Tier hatte viel dazu
beigetragen, den Handel lahmzulegen, der für die Elfen immer
wichtiger geworden war. Eine Zeitlang wurde der gehörnte
Kopf des Tiers auf dem südwestlichen Wachturm ausgestellt,
und lange Reihen von Elfen, viele mit aufgeregten Kindern im
Schlepptau, schoben sich an der Trophäe vorbei.
    Tanis merkte, wie ihm auf dem Großen Markt von den
einfachen Elfen bewundernde Blicke zugeworfen wurden,
während ihn die Höflinge in Turm und Palast mißtrauisch
beäugten. Beides verursachte ihm Unbehagen. Außerdem ging
ihm Laurana aus dem Weg und behandelte ihn bei den
Gelegenheiten, wo sie einander nicht ausweichen konnten,
betont kühl. Infolgedessen verbrachte er mehr Zeit denn je in
Flints Laden und sah zu, wie der Zwerg Skizzen für die
Medaille zu Porthios’ Kentommen zeichnete.
    »Gestern hat die Stimme Lord Xenoths Posten besetzt«,
berichtete Tanis eines Morgens, während er Flints Hände
beobachtete, die mit einem Stück Holzkohle über das
Pergament flitzten.
    »Mit…?« fragte der Zwerg.
»Litanas natürlich.«
»Ich kann mir vorstellen, daß sich Lady Selena jetzt
endgültig für Litanas entscheidet«, stellte Flint fest.
    Tanis nickte. »Ulthen schleicht ganz verloren herum, seufzt
und schmachtet Selena an wie…« Er suchte nach einem
passenden Wort. Plötzlich riß ihn das Hufgeklapper eines
Maultiers aus seinen Gedanken, und Windsbraut tauchte im
offenen Eingang zum Laden auf. Ihre feuchten, braunen Augen
strahlten vor Zuneigung.
»… wie ein liebestolles Maultier.«
    Flint warf leise fluchend die Holzkohle hin und schnitt dem
Tier den Weg ab, das gerade einen Huf in den Laden setzte.
Schimpfend führte er es zu seinem Unterstand zurück.
    Nachdem Flint nicht mehr mit dem Maultier schalt, stand
Tanis auf und ging zum Tisch. Mehr als ein Dutzend Skizzen
von verschiedenen Versionen der Medaille lagen auf der
Holzplatte. Flint arbeitete mit unterschiedlich kombinierten
Elfensymbolen – Espenblätter natürlich und andere Dinge des
Waldes. Er hatte sogar eine grobe Karikatur von Porthios
gezeichnet, die sowohl seine Sturheit als auch seine Stärke
darstellte, aber den permanent finsteren Ausdruck auf dem
Gesicht des Elfenlords zu sehr betonte. Diese Skizze hatte Flint
dick durchgestrichen. Tanis gefiel der Entwurf mit den
verschlungenen Espen-, Eichen- und Efeublättern am besten.
    Flint stapfte in sein Geschäft zurück und schlug die Tür zu,
wodurch er natürlich auch den willkommenen Windhauch
ausschloß, der die Mittsommerhitze gelindert hatte. Wegen der
Hitze hatte er seine normale Tunika abgelegt und trug nur ein
leichtes Paar pergamentfarbener Hosen und ein weites
lilafarbenes Hemd, das vorne und hinten zusammengerafft war,
aber nicht im Gürtel steckte.
    »Dieses verflixte Maultier«, zürnte der Zwerg. »Ich habe
vier verschiedene Riegel für ihren Stall gemacht, und jeden
einzelnen hat sie durchschaut.«
    »Sie liebt dich, Flint. Die Liebe besiegt alles, weißt

Weitere Kostenlose Bücher