Drachenlanze - Ungleiche Freunde
einigte
man sich schließlich.«
»Reorx strafe dich, Junge, pump weiter!« befahl der Zwerg.
Tanis erhöhte das Tempo und sah zu, wie der Zwerg das
Metallstück mit Eisenzangen aus den Kohlen holte und es mit
dem Hammer zu einem Rechteck schlug.
»Es entstanden drei Rassen: Elfen, Oger und Menschen –
den Elfen zufolge in dieser Reihenfolge«, sagte Tanis mit
einem vielsagenden Blick zur Decke. Sein schulterlanges Haar
flog hin und her, während er die Blasebälge bediente. »Und
dann hat Reorx mit ein paar freiwilligen, menschlichen Helfern
die Welt geschmiedet. Aber viertausend Jahre vor der
Umwälzung erzürnten die Menschen Reorx, weil sie sich etwas
auf die Fähigkeiten einbildeten, die Reorx sie gelehrt hatte, und
sie zu ihren eigenen Zwecken nutzten. Der Gott nahm die
Fähigkeit zurück, ließ ihnen aber den Wunsch zu basteln, und
so entstand die Rasse der Gnomen.«
Der Halbelf holte tief Luft, fast so viel wie der Blasebalg
über die Kohlen pustete. »Dann schmiedete Reorx einen Stein,
der die Neutralität auf Krynn verankern sollte. Er sollte die
Essenz von Lunitari, dem roten, neutralen Mond, enthalten und
ausstrahlen. Reorx versteckte den Graustein auf Lunitari.«
Tanis unterbrach die Erzählung und fragte: »Paßt das zu
dem, was du kennst?« Flint nickte, doch er konzentrierte sich
darauf, das Rechteck an den Rand des Ambosses zu drücken
und mit dem Hammer an einem Ende des Metallstückes einen
dünnen Dorn zu formen. Dann hämmerte er kräftig auf den
Metalldorn ein, um ihn abzurunden. Schließlich drehte er ihn
um und schlug ihn zu einem Ring am Ende des Rechteckes.
Und wie immer arbeitete Flint im Rhythmus: vier Schläge aufs
Metall, einer auf dem Amboß, vier aufs Metall, einer auf den
Amboß.
Tanis unterbrach ihn. »Warum machst du das?«
»Was?«
»Den Hammer auf den Amboß schlagen«, sagte der Halbelf,
der seine Tätigkeit am Blasebalg unterbrochen hatte, um
genauer zuzuschauen. »Es sieht aus wie Absicht – nicht, als
wenn du danebenschlägst.«
»Pump weiter! Bei Reorx im Himmel, Junge, muß ich denn
einen Gossenzwerg statt deiner anheuern?« beschwerte sich
Flint. »Natürlich schlage ich absichtlich auf den Amboß. Das
Metall des Hammers nimmt die Hitze auf, wenn ich zum
Beispiel diesen Türriegel für Windsbrauts Stalltür bearbeite.
Wenn ich den Hammer zwischendurch auf den Amboß
schlage, kühlt er ab. Klar?« Er machte es vor. »Und jetzt erzähl
weiter.«
Tanis grinste seinen Freund an. »Die Gnomen bauten eine
mechanische Leiter, die bis zum roten Mond reichte, und
holten sich den Graustein, den manche das Graue Juwel
nennen.«
Flint schmiedete das andere Ende des Metalls rasch zu einem
Dorn und bog ihn senkrecht dazu.
»Aber der Stein entkam und trieb davon.« Tanis’ Stimme
rezitierte nicht mehr, sondern nahm einen begeisterten Klang
an. »Der Stein stürzte ganz Krynn in Verwirrung. Wo er
vorbeikam, erschuf er neue Tiere und Pflanzen, und die alten
änderten ihre Form.«
Flint erhitzte das Werkstück noch einmal, das jetzt als
Türriegel mit einer Schlaufe an einem Ende und einem Bolzen
am anderen zu erkennen war.
»Schließlich«, erzählte Tanis, »teilten sich die Gnomen für
die Suche nach dem Stein in zwei Armeen auf. Sie fanden ihn
in dem hohen Turm eines Barbarenprinzen namens Gargath.«
Der Zwerg hielt den plattgehämmerten Stab an jedem Ende
mit einer Zange fest und legte seine beträchtliche Kraft in die
Aufgabe, den Riegel einmal komplett zu drehen. Die vier
Kanten des Stabes drehten sich schmückend in der Mitte des
Riegels. Flint warf ihn in das Faß mit kaltem Wasser und hielt
ihn dann Tanis hin.
Der Halbelf zog die Augenbrauen hoch, pumpte jedoch
weiter und fuhr fort. »Der Prinz weigerte sich, den Stein
herauszugeben, und die beiden Gruppen erklärten ihm den
Krieg. Als sie die Festung endlich erstürmt hatten, strahlte das
Licht des Steins über die ganze Gegend. Und als die Gnomen
wieder etwas sehen konnten, hatten sich die beiden Parteien
verändert.«
Flint betrachtete stolz seinen Riegel. »Den könnte ich in
Solace teuer verkaufen«, sagte er zu dem Halbelfen.
»Die neugierigen Gnomen«, sagte Tanis, »wurden Kender.
Diejenigen, die auf Reichtümer aus waren, wurden… äh…
wurden…« Tanis brach ab und wurde rot.
»Wurden…?« fragte Flint nach, der immer noch den Riegel
hochhielt.
»… Zwerge«, schloß Tanis etwas schamrot.
»Aha«, meinte der Zwerg. »Du kannst jetzt aufhören zu
pumpen.«
Tanis nagte an seiner Unterlippe und musterte den
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