Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz
Dienst gezwungen worden waren. Lleld bemerkte seinen Blick und winkte. Sie sah sich neugierig um; Linden nahm an, sie fragte sich, welche Ecken der Stadt am Tag für eine Vorstellung von Jongleuren und Akrobaten geeignet sein konnten. Er wußte, daß sie und Jekkanadar, wenn sie unerkannt reisen wollten, schon öfter so aufgetreten waren.
»Weißt du genau, wo sich ihr neues Haus befindet?« fragte Lleld.
Maurynna holte ein gefaltetes Pergament aus dem Gürtelbeutel. »Ja«, sagte sie und ritt weiter. »Maylin hat es mir beschrieben. Hier, Otter – ich glaube, du kennst Casna besser als wir anderen.«
»Zumindest das Casna von heute«, sagte Jekkanadar und sah sich um. Er zeigte auf eine Gruppe von Gebäuden. »Wenn ich mich recht erinnere, befand sich dort vor achtzig Jahren eine Schafweide. Und diese Straße dort ist auch neu.«
»Hmm, hmm«, murmelte Otter und spähte im trüben Licht auf das Pergament. Nachtlied ging ruhig im Schritt weiter, die Zügel locker auf dem Hals.
»Den Göttern sei Dank, daß Maylin deutlich schreibt; dieses Licht ist schrecklich, und wo …«
»Und wo ist der kleine Brunnen, der noch vor einem Jahrhundert oder so hier war? Die Dinge verändern sich so rasch«, beschwerte sich Lleld.
Linden lächelte, als Raven sich darüber beinahe verschluckt hätte. Selbst Taren, für gewöhnlich ruhig und nicht zu beeindrucken, wirkte ein wenig verstört.
»Da! Jetzt weiß ich, wohin wir uns wenden müssen«, verkündete Otter. Der Barde führte sie durch die Straßen und ohne weitere Schwierigkeiten zum neuen Zuhause der Vanadins, das ihnen Prinz Rann geschenkt hatte. Die anderen folgten, gemäß ihren Rollen als Diener und Gaukler.
Linden wurde in dem Kapuzenumhang unbehaglich warm. Er hätte gern zumindest die Kapuze zurückgestreift, aber es waren immer noch zu viele Menschen unterwegs. Also ritt er weiter und spürte, wie ihm der Schweiß zwischen den Schulterblättern hindurchlief. Er hoffte, daß Elenna viel von diesem guten Dunkelbier übrig hatte.
Endlich hatten sie das Haus erreicht. Sie ritten in den Hof, der größer war als der alte, und die Llysanyaner und Tarens Wallach drängten sich friedlich aneinander. Lleld und Jekkanadar zogen den beiden armen Schweinen die Halfter ab. Die Tür ging auf, und ein Mann, den Linden nicht erkannte, stand darin. Das warme Lampenlicht aus dem Haus umspielte seine Silhouette von hinten.
»Wer ist da?« rief der Mann und blinzelte ins Dunkel.
Als Linden seine Kapuze zurückschob, rief Maurynna: »Onkel Owin! Du bist diesmal ja hier!« und sprang von Boreal.
Der Mann kam die drei Stufen herunter. »Rynna?« sagte er entzückt. »Bist du das wirklich? Was machst du wieder hier in Casna?« Er streckte die Arme aus.
Sie umarmte ihren Onkel fest. »Ich freue mich, daß du nicht wieder unterwegs bist«, sagte sie. »Das letzte Mal habe ich dich verpaßt.«
Linden schwang sich von Shan, als ihr Onkel erwiderte: »Und ich dich – und nach allem, was ich gehört habe, eine ganze Menge Aufregung.« Er schob Maurynna ein Stück weg und betrachtete sie staunend.
Dann bemerkte er wohl aus dem Augenwinkel, daß Linden sich näherte, denn er drehte sich um. Linden bemerkte, daß er die Augen ein wenig weiter aufriß, als er erriet, wem er da gegenüberstand.
»Drachenlord«, sagte Owin förmlich. Dann überzog ein Lächeln sein Gesicht, und er streckte die Hände aus. »Verwandter. Seid in meinem Haus willkommen.«
Mit glühendem Herzen ergriff Linden die dargebotenen Hände. Sie waren fest und warm und kräftig, sehr ähnlich wie der Mann selbst, dachte Linden. »Danke«, sagte er und bemerkte zu seinem Erstaunen, wie schwer ihm das Sprechen fiel. Er räusperte sich. »Noch einmal – danke.«
Dann erregte ein entzückter Schrei aus dem Haus jedermanns Aufmerksamkeit. »Rynna! Linden! Was macht ihr denn hier?« und Maylin versuchte, sie beide gleichzeitig zu umarmen. Sie trat einen Schritt zurück, strich sich die braunen Locken aus dem Gesicht und lachte. »Otter! Du bist auch hier? Und wer …«
Sie brach so plötzlich ab, daß Linden sich alarmiert umsah, um festzustellen, was nicht stimmte. Aber er sah niemanden sonst als die anderen, immer noch zu Pferd, und Otter, der sich aus Nachtlieds Sattel schwang: Lleld, Jekkanadar, Taren und …
Nein. Raven war abgestiegen. Das Licht aus dem Haus fiel auf ihn, glühte in seinem rötlichen Haar, und ersah mit starrer Miene zu, wie Maurynna ihre Familie begrüßte.
Und, wie Linden nun klar wurde,
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