Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz
abgerieben, aber als Prinz Rann anbot …« Sie zuckte die Achseln. Wer sind wir, uns einem Prinzen zu widersetzen? sagte ihr Schulterzucken.
»Wir hätten alle eure Freunde unterbringen können«, fuhr sie fort, »selbst wenn es ein bißchen eng geworden wäre. Zumindest deinen Freund Raven …«, meinte sie mit sorgfältig berechneter Gleichgültigkeit.
Mauiynna schnaubte. »Ich bin froh, daß er heute nacht im Gasthaus bleibt. Er benimmt sich wie ein Idiot«, fauchte sie.
»Ach ja?« Maylin hielt beim Ausbreiten der ersten Decke inne. »Erzähle.«
»Maylin, du wirst es nicht glauben …«
Maylin setzte sich hin, bereit zuzuhören, bis Linden sie unterbrechen würde.
Es war ein freudiges Wiedersehen gewesen, aber nun waren alle schon vor einem Kerzenabschnitt oder so ins Bett gegangen. Linden und Maurynna standen eng umschlungen im Garten. Das neue Haus war ganz anders als das alte, vertraute. Größer und aufwendiger, aber es fühlte sich noch nicht so bewohnt an wie das alte.
Zumindest der Garten war vertrauter: voller Rosen – die nun langsam verblühten – und dem alten ganz ähnlich, bis hin zu dem Moos auf den Steinen. Eine einzelne Kaltfeuerkugel hing in der Nähe und leuchtete in der kühlen Nachtluft wie ein Kristall. Maurynna hatte den Kopf an Lindens Schulter gelegt; er streichelte ihr übers Haar. Die Llysanyaner standen ganz in der Nähe und dösten. Er war froh, daß sie noch einmal nach draußen gegangen waren, um nach ihren Pferden zu sehen.
Sie standen beisammen und brauchten keine Worte.
Maylin saß an ihrem Fenster, das auf die Straße hinausging, und bürstete sich das Haar. Der Tag hatte so langweilig begonnen, aber was für ein Ende! Es war schön, Rynna und Linden und Otter wiederzusehen. Sie fragte sich, wie lange sie wohl bleiben würden; sie hatten diese Frage jedesmal, wenn sie gestellt wurde, kunstvoll umgangen.
Und noch wichtiger: Warum waren sie hier?
Gähnend legte sie die Haarbürste hin. Sie würde es schon bald herausfinden; jetzt war es Zeit zum Schlafen. Aber als sie aufstand, um die Vorhänge vorzuziehen, fiel ihr eine Bewegung in der Straße drunten auf.
Dort unten war jemand.
Sie drückte ihr Gesicht ans Glas, um besser sehen zu können. Die geheimnisvolle Gestalt schlüpfte um das Haus herum in die Gasse, die das Heim der Vanadins vom nächsten Haus trennte.
Ach zum… Schäumend vor Wut verließ Maylin ihr Zimmer und ging barfuß den Flur entlang und die Treppe hinab. An der Tür nahm sie ihren Umhang vom Haken und zog ihn über das Nachthemd. Dann schob sie den Riegel zurück, öffnete die Tür und schlüpfte hinaus.
Von allen dummen …
Sie ging durchs Tor und um die Ecke.
»Erinnerst du dich daran, als wir das letzte Mal in einem Garten an einem Brunnen standen?« fragte Linden leise.
»Ihr Götter, ja«, sagte Maurynna.
»Und glaubst du, dein Silber war gut verwendet?« neckte er und erinnerte sie damit daran, daß er zu ihr gekommen war, als sie gerade eine Münze auf das Spiegelbild des Monds im Brunnen geworfen hatte, um sich etwas zu wünschen.
Er spürte ihr Lächeln an seiner Schulter. »Ganz bestimmt«, antwortete sie. »Da stand ich an diesem Brunnen und überlegte, wie ich diesen Dockarbeiter wiederfinden könnte, und siehe! Statt dessen hat ein Drachenlord mich gefunden.« Sie hielt einen Augenblick lang inne und fügte dann trocken hinzu: »Ich muß zugeben, das hat mich überrascht.«
Er lachte, erinnerte sich daran, wie verblüfft sie damals gewesen war, und drückte sie plötzlich fest an sich. Sie klammerte sich ebenso leidenschaftlich an ihn. Ganz gleich, wie lange es dauerte, sie würden viel zu früh nach Jehanglan kommen. Wieder einmal würde er ohne seine Seelengefährtin sein, wie schon für so viele lange Jahrhunderte.
Und wer wußte schon, wann sie wieder Zusammensein würden?
Sie fand ihn, wie er sich in den Schatten verbarg und über das Gartentor spähte. Leises Murmeln aus dem Garten schwebte unverständlich in die Nacht hinaus, machte aber deutlich, wer dort drinnen stand. Sie konnte auch raten, wo sie sich befanden: am Brunnen.
Den Umhang fest um sich gezogen, beobachtete Maylin Raven, der seinerseits Maurynna und Linden beobachtete. Sie wußte, daß er keine Ahnung von ihrer Anwesenheit hatte -wie könnte er auch? All seine Aufmerksamkeit galt den beiden am Brunnen. Er bewegte sich, um besser sehen zu können, und das Mondlicht fiel ihm aufs Gesicht.
Sie seufzte. Und diese störrische Miene war
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