Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz
aufzunehmen. Es war dumm von ihm zu sagen, er hätte nur einen Sohn. Aber ich lasse ihm ein wenig Zeit zum Abkühlen.«
»Du wirst noch ein paar Tage haben, bis wir abreisen.« Linden griff nach einem Taeresan und dem Schlegel. Er schlang die Finger um das Holzkreuz im offenen Ende der flachen Trommeln und schlug auf das Trommelfell, bewegte den Schlegel vorwärts und rückwärts, wie er das bei Musikern gesehen hatte – ohne dieselben rhythmischen Resultate. Es klang, wie er dachte, jämmerlich. Aber er machte weiter, entschlossen, es richtig anzupacken.
»Wir haben also einen Platz, wo wir wohnen und üben können?« fragte Otter und nahm ihm Trommeln und Schlegel ab. »Gut. Und bleib lieber bei der Harfe.«
Linden zeigte dem Barden eine lange Nase und sagte: »Lleld hat Kesselandt erzählt, was wir brauchen, und er will sich mit den anderen älteren Familienangehörigen darüber beraten, welcher ihrer Landsitze für unsere Bedürfnisse am besten geeignet wäre. Maurynna hat sie nicht alle gesehen, also kann sie nicht für uns wählen.«
»Wann hören wir mehr darüber?«
»Kesselandt hat heute früh einen Boten zu Maurynna geschickt. Wir werden es heute nachmittag erfahren.«
Linden wartete ungeduldig darauf, daß Kesselandt zu ihnen ins Wohnzimmer kam. Er sollte jeden Augenblick hier sein; dann würden sie erfahren, wo sie den Winter über bleiben -und proben – würden. Er sah sich nach den anderen Drachenlords um.
Lleld und Jekkanadar beugten sich über ein Schachbrett mit einem noch nicht beendeten Spiel und betrachteten die Spielfiguren. Jekkanadar schüttelte den Kopf.
»Ich möchte in diesem Spiel nicht Weiß sein«, sagte er.
»Ah«, sagte Lleld. »Aber was, wenn Weiß das täte?« und bewegte den Springer, um ihr Argument zu illustrieren.
Jekkanadar strich sich übers Kinn. »Hmm, vielleicht. Vielleicht …« Wieder betrachtete er das Brett, sein Blick schoß hierhin und dahin. »Aber wenn Schwarz auf diese Weise reagierte …«
Lleld krähte: »Dann geschieht das. « Und ihre Hand zuckte zum Spielbrett.
Ich hoffe, sie erinnern sich , wo sie angefangen haben, dachte Linden grinsend. Oder ein paar Leute werden sehr überrascht sein über die Wendung, die ihr Spiel genommen hat. Lleld war selbst zu ihren besten Zeiten keine sonderlich konservative Spielerin. Der Bosheit in ihrer Miene nach zu schließen, hatte der kleine Drachenlord für dieses Spiel eine ausgesprochen unorthodoxe Strategie ausgeheckt. Linden bemerkte, wie Taren entsetzt zusah.
Sein Lächeln verging ihm, als Maurynna das Zimmer betrat. Irgend etwas stimmte nicht, das wußte er sofort. Manchmal kaute sie tatsächlich an der Unterlippe, aber nur, wenn sie sehr nervös war. Sie stellte sich neben ihn, sagte aber nichts.
»Was ist denn, Liebste?« fragte er.
»Temion hat mich gerade gewarnt, daß mein Onkel Darijen wegen dieser Sache ausgesprochen schlecht gelaunt ist. Temion hörte ihn etwas darüber sagen, daß er kein Bauer sei, den man einfach aus seinem Haus wirft. Ich nehme an, der Landsitz, den man uns übergeben wird, ist der, den er im Winter für gewöhnlich benutzt. Es ist ein Jagdhaus – nicht sonderlich groß für ein Landhaus, aber im Süden, wo es erheblich wärmer ist. Darijen ist derjenige, von dem ich dir gestern abend erzählt habe.« Sie kniff die Lippen zusammen.
»Ah ja – der mit der bösen Zunge.« Derjenige, der Maurynna so sehr geärgert hatte, daß sie bis zur Morgendämmerung nicht hatte einschlafen können. »Laß dich von ihm nicht aufregen, Liebste. Er kann dir nichts mehr tun.«
Sie glaubte ihm nicht. Sie hatte ihm auch letzte Nacht nicht geglaubt. Darijens Macht über sie war zu sehr Teil ihres Lebens gewesen.
Linden runzelte die Stirn. Wenn er sie davon überzeugen könnte, daß alles gut würde, daß die alten, liebevollen Bande halten würden; aber ein flügger Drachenlord schuldete seiner oder ihrer Geburtsfamilie keinen Gehorsam mehr. Diese Verpflichtung war nun verschwunden, und es gab nur noch die Treue zur Herrin von Schloß Drachenhort.
Es war eine Lektion, die jeder neue Drachenlord selbst lernen mußte: daß es das Schwierigste war, sich gegen die eigene Familie zu wenden. Könige und Königinnen waren im Vergleich dazu ein Kinderspiel.
Alte Gewohnheiten sind zäh. Das mochte ein Klischee sein, aber es war deshalb nicht weniger wahr. Also tat er, was er konnte; er legte ihr den Arm um die Schultern und führte sie, um sie abzulenken, dorthin, wo Otter, Raven und Taren sich die
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