Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz
Trommeln ansahen.
Raven griff nach einer Zamla und wendete sie hin und her. Er klemmte sie sich unter einen Arm und trommelte einen raschen Rhythmus.
»Sehr nett«, sagte er. »Aber warum sind sie so schlicht? Normalerweise sind Zamlas dekoriert.«
»Merris ist gerade erst mit ihnen fertig geworden«, sagte Otter. »Sobald wir uns entscheiden, welche wir nehmen, wird Merris sie bunter machen als einen Pfau, der in den Farbtopf gefallen ist.«
Maurynnas Lippen zuckten. Es war immerhin ein Anfang.
»Eine Schande«, sagte Raven. Diesmal stimmte Linden ihm zu. »Es sind gute Instrumente.«
»Ich weiß, und Merris wird einen Anfall bekommen, wenn ich es ihm sage, aber es geht nicht anders. Vergiß nicht, wir sind Schausteller und keine Hofmusiker. Es muß alles schrill und bunt sein.«
»Merris soll also auch deine Harfe anmalen?« konnte sich Linden nicht verkneifen zu sagen. »Scharlachrot mit viel Goldblatt? Vielleicht auch ein wenig leuchtendes Grün.«
Otter warf ihm einen zornigen Blick zu. »Es gibt«, verkündete er kühl, »Grenzen.«
Linden lachte leise und spürte unter seinem Arm, wie Maurynnas Schultern zuckten. Ihre finstere Stimmung war zumindest ein wenig gebrochen. Also gut, dachte er; es war ein Anfang.
»Ahem.«
Das leise Räuspern erregte allgemeine Aufmerksamkeit. Alle drehten sich um.
Kesselandt stand in der Tür. Hinter ihm sah Linden ein paar der anderen älteren Erdons, die hereinspähten.
Aber nur einer beanspruchte seine Aufmerksamkeit: Darijen.
Sobald Linden den giftigen Blick des Mannes bemerkte, wußte er, welchen Landsitz sie erhalten hatten – und daß es lange dauern würde, bevor Darijen ihnen das verzieh.
»Was war das?« fragte Tsirus Freund und Mitschüler ihn.
Tsiru war gerade damit fertig, ein wenig Wasser zwischen die Lippen des Mannes zu tröpfeln, den er seit dem Angriff dieser Geschöpfe aus dem Norden gepflegt hatte. »Was war was?« fragte er und drehte sich um.
Eine rasche Bewegung an der Tür. »Das!«
»Oh, das ist nur Hodai, würde ich sagen, der nachsehen will, wie es Priester Haoro geht Hodai!« rief er. »Du kannst ruhig hereinkommen.«
Ein dunkelhaariger Kopf wurde zur Tür hereingestreckt. Tsiru winkte, und das kleine Orakel kam leise wie eine Maus herein. Mit einem schüchternen Lächeln zu den beiden Schülern hin näherte sich Hodai vorsichtig dem Bett, bis er das reglose Gesicht des Mannes darin sehen konnte. Nur die Bewegungen der Brust und hin und wieder der Augen unter den geschlossenen Lidern zeigten, daß der Priester immer noch lebte.
Hodai beugte sich weiter vor, die Hände vor der Brust verschränkt, und betrachtete Haoro lange Zeit. Wie jedesmal fragte Tsiru sich, wonach das Orakel eigentlich Ausschau hielt.
Endlich blickte der Junge auf, lächelte dankbar und schlüpfte so leise heraus, wie er gekommen war.
»Hm – tut er das häufig?«
»O ja – alle paar Tage. Irgendwie rührend, nicht wahr? Mir war nicht klar, daß er Haoro so gern hatte«, sagte Tsiru.
»Ich wußte nicht, daß irgend jemand Haoro gern hatte«, murmelte sein Freund. Ein Murmeln vom Bett ließ sie beide zusammenzucken. Der Priester bewegte die Lippen, aber die Worte, falls es welche waren, waren unverständlich.
Tsirus Freund sprang auf. »O verflucht! Glaubst du, daß er mich gehört hat?« fragte er gequält.
»Immer mit der Ruhe. Er hat es in der letzten Zeit öfter getan. Er murmelte etwas, dann wird er wieder still. Paß auf.«
Wie Tsiru vorhergesagt hatte, hörte das Murmeln bald auf, und Haoro lag wieder wie eine lebende Leiche auf dem Bett.
Tsiru legte den Kopf schief. »Dennoch, ich muß sagen -diesmal hätte ich fast verstehen können, was er gesagt hat.«
Als Otter auf dem Weg zu einem neuen Besuch bei Merris über den Marktplatz ritt, entdeckte er Rotfalk, der vor einer Marktbude stand und sich mit der Besitzerin unterhielt einer untersetzten Frau in einem langen, farbenfreudigen Gewand im assantikkanischen Stil. Ihre Waren füllten den Tisch hinter ihnen, lange Schärpen in einem wilden Farbspiel, wie ein Blumengarten, der außer Kontrolle geraten ist. Sie waren beinahe so bunt wie ihre Besitzerin.
Nun gut, dachte Otter – er könnte es genausogut gleich hinter sich bringen. Er verkniff sich ein Seufzen und drückte die Zügel gegen Nachtlieds Hals. Die llysanyanische Stute drehte sofort um und zwängte sich durch die lebhafte Menschenmenge.
Als er direkt hinter Rotfalk war, sagte Otter: »Guten Tag, Neffe.«
Rotfalk fuhr herum. Im ersten
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