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Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Titel: Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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würde zu Eis werden. Wo seid Ihr? zwang er sich mit einer Ruhe zu fragen, die er nicht empfand.
    *Auf einer Bergwiese. Sie hat die Form einer Schale und ist voller wilder Blüten.*
    Er wußte sofort, wo Maurynna war. Nun mußte er so schnell wie möglich zu ihr gelangen. Er stolperte zur Tür, nur um wieder gegen die Wand zu rennen. Seine Knie zitterten. Er fluchte. Ihr Götter, es würde zu lange dauern, um zu dem Landeplatz an den Klippen zu gelangen – besonders auf diese Weise. Dann erinnerte er sich an die Lage von Otters Gemächern im Schloß.
    Er holte tief Luft, und der größte Teil der Schwäche war vergangen. Linden schob sich von der Wand weg und stieß beide Echtmenschen beiseite. »Etwas ist mit Maurynna geschehen«, sagte er und versuchte verzweifelt, sich genau an den Grundriß von Otters Räumen zu erinnern. Einen Augenblick später rannte er zu dem Schlafzimmer, aus dem Raven gekommen war.
    Die Angst drosch weiter auf ihn ein, als er durch das kleine Zimmer stürzte. Er riß das Erkerfenster auf und sprang auf das breite Sims. Der Felsen fiel hier steil ab, als wäre er mit einem Messer abgeschnitten. Der Wind peitschte Linden das Haar in die Augen, er schüttelte den Kopf. Tief, tief drunten konnten seine scharfen Augen das Glitzern eines Baches wie einen Faden ausmachen.
    Hinter sich hörte er Otter rufen: »Nein, Linden, das geht nicht! Du hast selbst gesagt, das sei zu gefährlich!«
    Linden faßte sich und sprang aus dem Fenster. Seine einzige Chance war, sich weit genug von der Felswand entfernt zu halten, damit der Wind ihn nicht dagegenfegen würde.
    Er fiel wie ein Stein in die kalte Bergluft.

7. KAPITEL
     
     
    Xianes »besonderes Vergnügen« war eine weitere Truppe von Gauklern. Zumindest ersparte man Shei-Luin diesmal die Ringerinnen, obwohl sie annahm, dies könnte noch schlimmer werden; es waren Schausteller aus dem Norden, schauerlich anzusehen mit ihrer hellen Fischbauchhaut und mit Haar, das wie Tierfell entweder gelblich oder bräunlich war. Als das dressierte Pony mit seinen Zählkunststücken fertig war und bevor das Seil für die Seiltänzer aufgespannt werden konnte, nahm Shei-Luin Tsiaa ihren Sohn Xahnu ab und ging mit ihm davon. So etwas war ungehörig, das wußte sie, nie hatte eine Dame des Hofes so etwas getan. Selbst Kinder, die nicht kaiserliche Erben waren, wurden gewöhnlich Zofen oder Dienern übergeben, die sie aufzogen, bis sie alt genug waren, daß man sich mit ihnen unterhalten konnte. Aber Shei-Luin war es gleich, was die Damen bei Hof taten. Sie war eine Frau der Ebenen – so wie Xianes eigene Mutter.
    Und das, wußte sie, machte einen großen Teil von Xianes Begeisterung für sie aus. Denn er war besessen von allem Zhamartianischen; dafür war sie dankbar und nutzte es zu ihrem Vorteil. Es bedeutete, daß er Yesuin wie einen Gast und nicht wie einen Gefangenen behandelte. Es bedeutete auch, daß Shei-Luin, wenn sie vorsichtig war und nicht zu weit ging, Xiane in einer Weise beeinflussen konnte, an die eine richtige Jehangli-Frau nicht einmal zu denken gewagt hätte. Noch während sie ihn um den Finger wickelte, bettelte er um mehr.
    Nur Murohshei folgte ihr, denn er war ihr Schatten. Shei-Luin ging weiter in den Garten hinein. Hin und wieder blieb sie stehen, um zu lauschen. Xahnu schmiegte sich an sie; sie küßte ihn liebevoll. Er war ein so braves Kind.
    »Hör zu«, sagte sie, »und ich erzähle dir eine Geschichte, kleiner Phönix. Hör die Geschichte der Dame, die wir heute ehren. Ich werde sie dir so erzählen, wie man sie mir erzählt hat.
    Vor langer, langer Zeit floh die Erlauchte Riya-Akono, die Gattin des grausamen Drachenkaisers, zum Mond und ließ Silberpfeile auf ihren Mann regnen, um das Volk von Jehanglan zu retten. Aber der Drachenkaiser überlebte ihre Pfeile. Rachelüstern raste er über die magische Brücke, die sie benutzt hatte, um den Mond zu erreichen, und er wollte seine Kaiserin töten.«
    Sie hielt inne. Nichts – noch nichts. Also fuhr sie mit ihrer Geschichte fort, weil Xahnu das offenbar mochte.
    »Riya-Akono wartete, bis der Drachenkaiser sie beinahe erreicht hatte, dann durchtrennte sie die Brücke mit dem alten Schwert ihres Vaters – und sie wußte, was das bedeutete. Denn der Drachenkaiser stürzte auf diese Weise zwar in den Tod, was seine Grausamkeit nun beendete, aber Riya-Akono konnte den Mond nie wieder verlassen. Obwohl sie gewußt hatte, worin ihr Schicksal bestehen würde, hatte die Kaiserin nicht gezögert.

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